Bewertung
Incubus

Crow Left Of The Murder, A

Kalifornien ... Sonne, Strand, Hollywood, Erdbeben, ... Incubus! Spätestens mit ihrem dritten Album „Make Yourself“ haben sich die 5 einen Namen in der alternativen Rockszene gemacht. Kann das neue Werk „A Crow Left Of The Murder“ an harte Groove-Monster von “Make Yourself” anschließen und gleichzeitig zugänglich (=kommerziell erfolgreich) wie dessen Nachfolger “Morning View” sein?

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© Epic Records

Die Scheibe beginnt mit der Vorabsingle "Megalomaniac" (ja, das mit dem Video, das den bekannten Diktator mit dem markanten Bart zeigt) schon mal richtig rockig und schnell. Man braucht eigentlich nicht viel mehr zu sagen, als dass der Start absolut gelungen ist.

Die nächste Nummer heißt wie das Album selbst "A Crow Left Of The Murder" und groovt mit einem geilen Incubus-typischen Riff los, bevor es im Chorus etwas hektischer und lauter wird. Insgesamt hat der Song einen sehr bluesigen Touch, der von Anfang an zu gefallen versteht..

Mit "Agoraphobia" steht der erste wirklich ruhige Song des Albums an, ohne dass er dabei allzu balladesk würde (Balladen kommen ja bei Incubus bekanntlich meistens in der Mitte des Albums …). "Talk Shows On Mute" schließt nahtlos an und klemmt sich genauso sanft und bluesig wie Nr. 3 im Ohr des Hörers fest.

In "Beware! Criminal" setzt der Bass sporadisch und dafür umso markanter ein. Man könnte es fast wie einen Querschnitt über die Tracks 2-4 sehen: Chillige Verse gehen in einen eher harten Chorus über, ohne dass es dabei hektisch wie in "A Crow Left …" werden würde.

"Sick Sad Little World" eröffnet schließlich geneigten, bisher noch Incubus-unkundigen Hörern, warum die halbe Welt die Jungs für so genial hält: Abwechslungsreiche rhythmische Strukturen, markanter Gesang, geniale Lyrics – für mich einer der besten Incubus-Songs überhaupt!

Der Song nach "Sick Sad Little World" könnte noch so gut sein, er würde schlichtweg untergehen und im Schatten des Vorgängers stehen. So geschehen bei "Pistola". Ich glaube, ich hab mir diesen Song 20 Mal angehört, bevor ich ihm etwas abgewinnen konnte, nachdem ich ihn anfangs völlig zu Unrecht als schlecht bezeichnet habe. Sieht man mal von der unnötigen Bridge ab, geht der Song eigentlich den Weg des vorherigen Songs weiter und das Niveau ist nur unwesentlich niedriger. Hier hat man bei der Tracklist gepatzt, dieser super Song darf einfach nicht nach einem Übersong auf der Tracklist stehen!

Manche Incubus-Kenner werden sich längst fragen: Was ist denn der Nachfolger der Incubus-Balladen "Drive" ("Make Yourself") bzw. "Mexico" ("Morning View")? Nr. 8 liefert ihn: Die wunderschöne Rockballade "Southern Girl" bietet das gesunde Mittelmaß zwischen dem groovenden "Drive" und dem seichten, streicherunterlegen "Mexico" und bietet nebenbei auch gute Lyrics: "You're an exception to the rule / You're a bonafide rarity / You're all I ever wanted / Southern girl could you want me?"

Jetzt tritt ein interessantes Phänomen auf, das ich mir auch von Freunden bestätigen lassen hab: Nach dem 1. Gesamtdurchlauf hört man nur mehr die ersten 8 Songs … Warum? Der Grund heißt "Priceless" und ist hektisch, überdreht und einfach – schlecht! Die Drums erinnern stark an Metallica’s St. Anger, wo sie jedoch im Gegensatz zu hier zum Album passten. Hier hätten die Verantwortlichen für die Tracklist den richtigen Nachfolger für "Sick Sad Little World", denn dieser absolute Tiefpunkt darf gern im Schatten eines großartigen Songs untergehen, wie es "Pistola" anfangs tut.

"Zee Deveel" ist eine Art "Übergangssong" zurück an die Spitze. Komplexe Strukturen, schräge Gitarrenlinien und interessanter Gesang – nicht schlecht, aber – fürwahr – auch nicht wirklich gut.

Back on the top liefert "Made For TV Movie" gewohnte Incubus-Qualität im Slow Rock-Gewand, wobei sich im Chorus eine beachtliche Gitarrenwand aufbaut, die teilweise an die härteren Zeiten von "S.C.I.E.N.C.E." erinnert.

Langsam nähern wir uns dem Ende … "Smile Lines" bleibt genauso angenehm im Ohr hängen wie "Talk Shows On Mute" oder "Beware! Criminal", bevor die Jungs mit "Here In My Room" eine Piano-Ballade (!) vorlegen. Interessant, das. Damit hätte nun wirklich keiner gerechnet. Mike am Piano unterstützt Brandons Kuschel-Vocals, zum Kitsch degeneriert das Ganze aber Gott sei Dank nicht.

Noch etwas fassungslos von der Piano-Überraschung beginnt mit "Leech" der letzte Song des Albums. Interessante, teilweise etwas schräge Gitarrenarbeit, aber ein würdiger Schlusspunkt eines guten Albums.

Also? Der neueste Incubus-Output ist nicht mehr ganz so zugänglich wie es "Morning View" noch war, was an den verschiedenen Stilen liegt. Wo der Vorgänger noch ein gewisses "poppiges Grund-Schema" hatte, aus dem nur wenige Songs ausbrachen (z.B. "Under My Umbrella"), liefert "A Crow Left Of The Murder" verschiedenste Einflüsse von Jazz, Blues, Rock und Metal und zahlreiche unterschiedlich schnelle Songs von langsam-kuschelig bis schnell-hektisch, und ist folglich eher an "Make Yourself" angelehnt als an "Morning View".

Höhepunkte sind taktisch klug verteilt und insgesamt liegen nur "Priceless" (deutlich) und "Zee Deveel" (knapp) unter dem sehr hohen Niveau der Platte. Und genau "Priceless" ist der Grund für den Punkteabzug – eine Top-Band wie Incubus hatte sicher bessere Songs in petto, den man statt dieses furchtbaren Lärms auf den Silberling pressen hätte können.

Gespannt sein, was als nächstes kommt. Und Schluss!

Anspieltipps

Megalomaniac

Beware! Criminal

Sick Sad Little World

Here In My Room

Tracks

CD 11.Megalomaniac
2.A Crow Left Of The Murder
3.Agoraphobia
4.Talk Shows On Mute
5.Beware! Criminal
6.Sick Sad Little World
7.Pistola
8.Southern Girl
9.Priceless
10.Zee Deveel
11.Made For TV Movie
12.Smile Lines
13.Here In My Room
14.Leech

Clemens - myFanbase
18.09.2004

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