Draußen vor der Tür
Der gebürtige Bulgare Daniel Stoyanov zeigt auf seinem Erstlingswerk "Draußen vor der Tür" sein Talent für poetisch anmutende Texte und Überlegungen – diese versteckt er aber oft hinter "Allerweltsmelodien", bei denen er vermutlich nicht alles gibt, was er geben könnte, sondern gerne mal zu dick aufträgt.
Der Opener ist schon mal etwas unglücklich gewählt – er stellt zwar einen schwungvollen Einstieg auf die Platte dar, wirft aber auch ein falsches Licht auf das noch zu Erwartende: "Warum bist du bei der Polizei?" handelt von der pubertären Schwärmerei für eine Polizistin – ist eher spaßig und eingängig aufgebaut, aber bestimmt nicht das, was man von jemandem erwartet, der laut Pressetext und Homepage "nachdenklicher, wissender, reifer" ist.
Ab dem nächsten Song ändert sich das aber rasch: Stoyanov steigt auf eine sehr poetische, bildhafte Sprache um, die sich durch das restliche Album zieht und durchaus als positiv in Erinnerung bleibt. Immerhin versucht er im Gegensatz zu manch anderen deutschen Künstlern, seinen Songs etwas mehr Tiefe zu geben und nicht allzu platt rüberzukommen – ein Vorhaben, das ihn manchmal selbst fast zum Stolpern bringt: In seinem Versuch, besonders poetisch zu formulieren, verliert er häufig das Ziel aus den Augen und landet bei nichts sagenden, klischeehaften Floskeln, beispielsweise in "Weit weg" oder "Flügel", einer gut gemeinten Hymne an das weibliche Geschlecht.
Etwas weniger dick aufgetragen könnte das Ganze durchaus zu einer erfreulichen Sache für Liebhaber dieser Musikrichtung werden (zu denen ich mich nicht zähle): Inhalte, Themen sowie Musik weisen ein relativ breites Spektrum auf und werden immer wieder von kleinen, zwischendurch erzählten Geschichten und Gedanken unterbrochen, die unterhaltsam von Daniel Stoyanov vorgetragen werden und das Album zu einer Art "Collage" machen. Auch diese Geschichten lassen Stoyanovs dichterisches Talent durchscheinen und geben darüber hinaus eine interessante Sicht auf die Songs.
So handelt eine zum Beispiel von der Zeit, "als die Liebe noch ein Vogel war" – auf eine reizende Anekdote über die Unbeschwertheit der Liebe und das Kennenlernen folgt "Nur für dich (Rendezvous)", ein Song, in dem die Angebetete nicht zum Date erscheint und Stoyanov ihr schließlich nach 120 Minuten immer noch verzeihen würde; rübergebracht wird dies auf eine humorvolle Art und Weise, die den Song wohl zurecht zur ersten Single-Auskoppelung machte.
Außerdem wird der starke Einfluss von Xavier Naidoo auf Stoyanovs Musik deutlich – fast schon zu deutlich: Auch wenn Stoyanov mehr jugendlichen Überschwang ausstrahlt, wirkt er gerade bei melancholischeren Songs wie "Wenn du" und "Wolken" wie eine gesangstechnische Kopie seines Vorbildes (mit dem er immerhin schon mal zusammengearbeitet hat), nur mit nicht ganz so viel Durchschlagskraft. Auch hier sollte Stoyanov mehr auf sein eigenes Talent vertrauen, anstatt sich auf sichere 08/15 Deutsch-Pop-Nummern zu verlassen.
Zu sehr auf Nummer Sicher ging er auch bei der zweiten Single: "Mehr als ein Lied", die das Album beschließt, ist eine typische Klavierschnulze, die man zwar nett finden wird, jedoch beliebig austauschbar ist. Wieder: Etwas mehr Mut zur Originalität hätte sicher nicht geschadet – "Wenn du" oder "Nachtzug" hätten genauso das Potenzial zur Single und würden nicht im Einheitsbrei versinken.
Fazit
Auch wenn mir die Musikrichtung des Daniel Stoyanov im Allgemeinen nicht zusagt (ich auf diesem Gebiet daher nicht allzu sehr bewandert bin), so bin ich doch in der Lage, zu erkennen, dass er über großes dichterisches Potenzial zum Songschreiben verfügt – dass er dabei zu wenig wagt, sich rein auf große Worte, Phrasen und Vorbilder verlässt, lieber den sicheren Weg wählt und dabei zu dick aufträgt, lässt "Draußen vor der Tür" ein wenig unausgereift und überzogen dastehen.
Anspieltipps
Wenn du
Nachtzug
Nur für dich (Rendezvous)
Artistpage
Tracks
1. | Warum bist du bei der Polizei? | |||
2. | Weit weg | |||
3. | Flügel | |||
4. | Wenn du | |||
5. | Nachtzug | |||
6. | Nachtwandel | |||
7. | Evolution | |||
8. | Wolken | |||
9. | Alle zu Mama | |||
10. | Nur für dich (Rendezvous) | |||
11. | Vergesslich | |||
12. | Seid ihr durstig | |||
13. | Mehr als ein Lied |
Stephanie Stummer - myFanbase
18.02.2008
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 15.02.2008Genre: Pop
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