Bewertung
MGMT

Oracular Spectacular

Schräge Vögel gibt es offensichtlich nicht nur in Stars Hollow ("Gilmore Girls"). Auch im Real Life Connecticut scheint es so einige Exzentriker zu geben. An der Wesleyan University in Middletown, Connecticut studierten Andrew Vanwyngarden und Ben Goldwasser – die zwei "hellseherischen Pilger" von MGMT - gemeinsam das Fach World Music und experimentierten nebenbei auf ihren Laptops mit, nun ja, experimentellen Klängen. Das Ergebnis trägt den Namen "Oracular Spectacular" und tanzt musikalisch genauso aus der Reihe wie seine beiden leicht sonderbaren Macher.

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Die Betonung liegt dabei eindeutig auf "tanzen". Denn die zehn Songs, die dem Hörer hier auf diesem kuriosen Debütalbum um die Ohren wehen, bringen einen nicht nur oft zum amüsierten Schmunzeln, sondern häufiger noch zum fröhlichen Mitwippen und -tänzeln. Schon der Opener "Time to Pretend" ist eine echte Gute-Laune-Nummer über alles, was Spaß macht. Es geht um Paris und um Models, um Musik und (natürlich!) um Drogen. "Live fast and die young" heißt die Devise, bis in der Bridge plötzlich wohl doch eine Art Sehnsucht nach dem ach so langweiligen Zuhause aufkommt: "I'll miss the playgrounds and the animals and digging up worms." Spätestens bei dieser brillanten Zeile wird deutlich, dass man MGMT wohl am besten mit einem gewissen Augenzwinkern hören sollte.

Auch die nächsten Songs sind unwiderstehliche Ohrwürmer, die sich mit ihren verspielten Synthies und mitreißenden Melodien in den Gehörgängen einnisten und schlicht nicht mehr aus dem Kopf zu kriegen sind. Besonders anfällig dafür scheint das hippieske "The Youth" mit seinem simplen und sich ständig wiederholenden Refrain, während dem man sich bereits im ersten Hördurchlauf beim genussvollen Mitsingen ertappt. "Electric Feel" klingt dagegen sehr französisch, erinnert stark an Bands wie Stardust, Phoenix oder Justice und könnte durchaus auch die neue D.A.N.C.E.-Hymne des Sommers werden.

Das absolut famose "Kids" rechtfertigt anschließend wohl endgültig den jüngst entstandenen Hype um MGMT. Unfassbar wie wunderbar hier penetrante Elektro-Beats, verzerrte Vocals und kreischende Kinder im Hintergrund harmonieren und einen Groove heraufbeschwören, dem man sich unmöglich entziehen kann. "I feel your racing heart" heißt es dann in "4th Dimensional Transition" und man spürt es tatsächlich. Treibende Bongo-Sounds preschen ans Ohr, die fast schon Bonanza-Assoziationen aufkommen lassen, bevor der Song sich zunehmend in psychedelischen Klanggefilden verliert. Es scheint, als würden die Drogen aus "Time to Pretend" langsam ihre Wirkung zeigen, denn man verfällt in eine Art musikalischen Rauschzustand, in dem man am Ende nur noch selig träumend vor sich hin summt.

"Pieces of What" kommt ebenfalls wesentlich zurückgenommener daher und offenbart dann auch eine der ganz großen Schwächen von MGMT. So herrlich harmonisch ihr zweistimmiger Gesang nämlich auch sein mag, stimmlich erreichen die beiden Newcomer oftmals die enervierenden Qualitäten eines Daniel Küblböck. Sicherlich fällt der Gesang bei einem Album voll derart übersprudelnder Song-Ideen nicht sonderlich ins Gewicht, trotzdem kann er auf Dauer durchaus anstrengend wirken. Rein musikalisch könnte "Oracular Spectacular" aber wohl kaum weniger anstrengend sein. Ganz im Gegenteil entführen einen Songs wie "Of Moons, Birds & Monsters" oder "The Handshake" in eine ganz andere, lauschige Welt.

Fazit

Gemessen an der hohen Zahl an Überhits auf der ersten Hälfte der Platte, fällt das Album gegen Ende leider doch etwas ab. Die unbeschwerten, fröhlichen Ohrwurm-Melodien weichen zunehmend abgespaceteren Tönen, die stellenweise etwas zu sehr in psychedelischen Synthie-Pop abdriften. Trotzdem haben MGMT hier ein sehr erfrischendes und kurzweiliges Debüt hingelegt, das garantiert vielen den Sommer versüßen wird.

Anspieltipps

Time to Pretend

The Youth

Electric Feel

Kids

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Tracks

1.Time to Pretend
2.Weekend Wars
3.The Youth
4.Electric Feel
5.Kids
6.4th Dimensional Transition
7.Pieces Of What
8.Of Moons, Birds & Monsters
9.The Handshake
10.Future Reflection

Paulina Banaszek - myFanbase
06.05.2008

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