Bewertung
Neil Diamond

Home Before Dark

Nach dem vielbejubelten "12 Songs" hat Neil Diamond ein weiteres Mal mit Rick Rubin zusammengearbeitet und sich bei seinem neuen Album vor allem auf seine Gitarre, seine Stimme und sein Songwritertalent verlassen – eine Mischung, die ihm liegt und die bei seinen Fans sicher ankommen wird.

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Die beruhigende, entspannende Wirkung, die von den Gitarrenklängen des ersten Stücks "If I Don't See You Again" ausgeht, bleibt während des ganzen Albums über erhalten – sich selbst oder seinem Publikum etwas zu beweisen, hat Diamond nicht mehr nötig und kann die Sache gelassener und mit Selbstbewusstsein angehen. Das merkt man jedem Song auch an – während ein weniger routinierter Songschreiber in Anbetracht der zum Großteil sehr ruhigen und spärlich gehaltenen Stücke vor Ehrgeiz und Wunsch nach Bedeutsamkeit alles überstürzen würde, schickt Diamond jeden Song auf die Reise und beobachtet entspannt, in welche Richtung er sich entwickelt, ob er sich im Kreis dreht oder auf der Stelle tritt.

Der zweite Song, "Pretty Amazing Grace", zeigt sich bereits als Highlight auf dem Album, kommt etwas belebter und eindringlicher als der Rest daher, reißt stellenweise sogar mit. Beim Hören der meisten ruhigeren Nummern wie zum Beispiel "Don't Go There" passiert dennoch immer wieder dasselbe: Anfangs noch aufmerksam hinhorchend, wird einem die Songstrukur mit der Zeit zu langatmig und ausschweifend – während man selbst in Versuchung gerät, abzuschweifen. Die oft hinausgezögerte Länge der Stücke erweist sich leider als kleiner Makel – es sei denn, man hört die CD nebenbei als Hintergrundmusik; beim hübschen Duett mit Natalie Maines entsteht spontan das Bild eines lauen Sommerabends mit einem Gläschen Wein auf der Terrasse vor meinen Augen.

Die einlullende Wirkung der Songs hat aber auch etwas Positives an sich – Stücke wie "Forgotten" oder das schon fast poetisch anmutende "Whose Hands Are These" sind wie dafür geschaffen, die Seele baumeln zu lassen. "Slow It Down" wiederum erinnert anfangs stark an einen anderen Altmeister, nämlich Mark Knopfler. Den Abschluss bildet "Home Before Dark", das ja auch als Namensgeber für die Platte fungiert, für meinen Geschmack aber auch ein bisschen zu schwerfällig ausgefallen ist.

Fazit

Neil Diamond hat ein ruhiges, in sich gekehrtes Album geschaffen, das sich gut zum nebenbei Horchen und Entspannen eignet – seine Fangemeinschaft wird es mit großer Begeisterung aufnehmen; manch einem der etwas jüngeren Generation wird es aber etwas gar zu langatmig oder unspektakulär erscheinen.

Anspieltipps

Pretty Amazing Grace

Forgotten

Slow It Down

Tracks

1.If I Don’t See You Again
2.Pretty Amazing Grace
3.Don't Go There
4.Another Day (That Time Forgot)Duett mit Natalie Maines
5.One More Bite Of The Apple
6.Forgotten
7.Act Like A Man
8.Whose Hands Are These
9.No Words
10.The Power Of Two
11.Slow It Down
12.Home Before Dark

Stephanie Stummer - myFanbase
18.05.2008

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