Narrow Stairs

Sobald man bei "Bixby Canyon Bridge" Ben Gibbards helle Stimme vernimmt, weiß man vom ersten Ton an, dass Death Cab noch immer berühren können und die Welt noch immer aus großen, staunenden Augen betrachten – aber sobald sich die ersten Prog-Rock-Einflüsse bemerkbar machen, wird noch etwas klar: Die Zuckerglasur, die sich auf "Plans" befand, ist langsam abgebröckelt oder meinetwegen auch geschmolzen – der Intensität tut dies aber keinen Abbruch, auch in ausufernden Prog-Melodien findet man noch denselben Charme und Stil von Death Cab, den man vor allem auf den älteren Alben so liebte.

So steigert sich bereits der Opener in einen musikalisch dichten, vor Energie nur so strotzenden Schlussteil, der in das bereits vieldiskutierte "I Will Possess Your Heart" mündet. Diese grenzgeniale Bassline, die sich über vier Minuten lang unbeirrbar ihren Weg sucht, stellt wohl den spannendsten Moment des Albums dar. Man wartet und wartet, während sich diese Songgebilde immer weiter verdichtet und gemächlich voranschreitet, durch seine lässige Eleganz aber niemals langweilig wird – und schließlich Gibbards Stimme einsetzt, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, dass dies genau zu diesem Zeitpunkt geschehen muss. Diesen Mut muss man erst mal haben, seine Hörerschaft so lange auf die Folter zu spannen und das dann auch noch so cool rüberzubringen – Hut ab!

Abgesehen von den musikalischen Wagnissen ist "Narrow Stairs" wieder ein Album geworden, das mit jedem Mal hören weiter wächst und bei dem einem die Songs schlussendlich so vertraut vorkommen, als hätte man sie schon sein ganzes Leben lang gekannt. Dies ist nicht zuletzt dem typischen, unaufdringlichen Death-Cab-Stil zu verdanken, der den Stücken anhaftet, sei es nun den beschwingteren wie "No Sunlight" oder anschmiegsameren wie "Grapevine Fires".

Werden hin und wieder etwas rauere Töne angeschlagen, so ändert das nichts an der Tatsache, dass die Songs ohne Stress ihre Wirkung entfalten und jeder seine ganz eigene Stimmung verbreitet. So hübsche Textzeilen wie "You look so defeated lying there in your new twin size bed/With a single pillow underneath your single head" tun dann ihr Übriges, um das Hören zu einem puren Genuss zu machen.

"Pity And Fear" beginnt tatsächlich leicht indisch angehaucht - gepaart mit ein paar markanten Gitarrentönen und einer glasklaren Stimme ergibt das eine einfache, aber höchst wirkungsvolle Melodie, die sich im Laufe des Songs wieder gehen lässt, kräftig ausufert und den Hörer erneut staunen lässt, wie gut ihnen dieser Stil eigentlich steht.

Der abschließende Song "The Ice Is Getting Thinner" bildet den perfekten Abschluss inklusive Gänsehaut und überzeugt mit einem der lyrisch wohl schönsten Texte der ganzen Platte – "We buried our love in the wintery grave/A lump in the snow was all that remained/But we stayed by its side, as the days turned to weeks/And the ice kept getting thinner with every word that we'd speak".

Fazit

Mit "Narrow Stairs" haben Death Cab For Cutie einen großen stilistischen Schritt gemacht, ohne ihre Wurzeln und Grundsätze zu vergessen, ohne an Charme und Zauber einzubüßen. Ein Album, das wächst und zu einer großen Sache wird, ohne dabei bombastisch zu werden – Seth Cohen wäre begeistert!

Anspieltipps

I Will Possess Your Heart

Your New Twin Sized Bed

Pity And Fear

The Ice Is Getting Thinner

Artistpage

DeathCabForCutie.com

Album jetzt bei Amazon.de
bestellen