We Started Nothing
Es gibt Bands, die entziehen sich jeglicher Kategorisierung. Da muss man für eine passende musikalische Schublade oft schon neue Sub-Genres erfinden. Bei The Ting Tings aus Manchester, England, wird aber selbst das zur Herausforderung. Denn wie man ihre Musik auch nennen mag – ob Post-Pop, Alternative Dance oder auch Disco Punk – wirklich gerecht wird man diesem extravaganten Duo dabei nie, so frisch wie ihr Debütalbum "We Started Nothing" klingt.
So richtig glauben möchte man die Geschichte nicht, die angeblich hinter dem Album-Opener "Great DJ" steckt. Ein Unfall soll es nämlich gewesen sein, ein falscher Akkord, gespielt von Katie White, der dieser Hymne von Song erst das Leben einhauchte. Aber ob nun reiner Promo-Mythos oder nicht, Tatsache ist, dass man in naher Zukunft wohl nicht mal als mittelmäßiger DJ drum herum kommen wird, diese wahnsinnig spaßige Tanz-Nummer aufzulegen.
Gewaltigen Spaß macht aber auch der nächste Track "That's Not My Name". Man hört ein Seil schwingen, bevor prägnante Drums ein- und den Hörer förmlich anspringen. Musikalisch ruft der Song Assoziationen mit der feministischen US-Band Le Tigre hervor. Deren Frontfrau Kathleen Hanna und Katie White scheinen auch wahrlich Riot-Grrrls im Geiste zu sein, beide mit einer ähnlichen Vorliebe für schräge Texte und schrillen, stark akzentuierten Gesang. Die stimmlich fast schon versöhnliche Bridge des Songs geht schließlich fließend in ein furioses Finale über, das wohl jeden, der den Song erstmals hört, sofort zum Nachforschen bringt, wie die Gute denn nun wirklich heißt...
Nach dem nicht minder frechen und durch E-Gitarre veredelten "Fruit Machine" werden in "Traffic Light" dann aber plötzlich ganz sanfte und harmlose Töne angeschlagen. Man staunt wie zuckersüß Katie White doch trällern kann und hört den unschuldigen Kulleraugenaufschlag regelrecht heraus. Doch schon im nächsten Song gellt sie in schierer James-Brown-Manier "Shut Up And Let Me Go" ins Mikro und zeigt, das unglückliche Beziehungen nicht immer in depressiven Akustik-Songs aufbereitet werden müssen, sondern durchaus auch einen Grund zum Tanzen bieten können. Durch seine gehörige Portion Funk sowie ein schlicht grandioses Instrumental-Break überstrahlt der Song das gesamte Album.
Mit der simplen Textzeile "I don't want to be the only one overjoyed" bietet der wieder etwas ruhigere Track "Be the one" schließlich die Erklärung für "Keep Your Head" und all die anderen unwahrscheinlich fröhlich stimmenden Songs des Albums. Denn als Hörer kann man sich wirklich nur überglücklich schätzen, solche Perlen wie "We Walk" serviert zu bekommen. Toll, wie der Song mit einem scheinbar unscheinbaren Klavier-Intro beginnt, sich dann aber mit dem Einsatz von Beats und Bass sowie Katie Whites charismatischem Gesang langsam zu einem der - zugegeben nicht gerade wenigen - Album-Highlights mausert.
Mit dem enervierenden "Impacilla Carpising" folgt schließlich der einzige wirkliche Ausfall der Platte. Doch da man beim Hören dieses Albums ja sowieso schon so oft dabei ist, auf Repeat zu drücken, ist der Weg zur Skip-Taste Gott sei Dank auch nicht mehr weit. Begleitet von markanten Bläsern und Gitarren lässt das entspannt vor sich hin jammende "We started nothing" das Album schließlich aber doch noch gebührend ausklingen.
Fazit
Ting Ting Ting – JACKPOT! So bunt und retro wie Plattencover und Booklet ist auch die Musik der Ting Tings. Herrlich naive und abgedrehte, aber stets unheimlich viel Spaß machende Elektro-Pop-Songs mit enormem Groove vereint ihr Debüt-Album. Die Melodien sind allesamt so einprägsam und catchy, dass man bereits beim ersten Durchlauf das Gefühl hat, man hätte sie schon irgendwo gehört. Doch selbst wenn dem so sein sollte und The Ting Tings sich hin und wieder womöglich allzu sehr von ihren musikalischen Vorbildern inspirieren lassen, so kann man ihren schlichtweg bezaubernden Songs einfach nicht böse sein.
Anspieltipps
That's Not My Name
Traffic Light
Shut Up and Let Me Go
We Walk
Tracks
1. | Great DJ | |||
2. | That's Not My Name | |||
3. | Fruit Machine | |||
4. | Traffic Light | |||
5. | Shut Up and Let Me Go | |||
6. | Keep Your Head | |||
7. | Be the One | |||
8. | We Walk | |||
9. | Impacilla Carpisung | |||
10. | We Started Nothing |
Paulina Banaszek - myFanbase
07.06.2008
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 30.05.2008Jetzt bestellen
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