Bewertung
Stakeout

Meet The Cut The

"Kommt alle her, wir hüllen uns in ein zartes Band der Idiotie" – auf ihrem neuesten Album wettern die Berliner Punkrocker Stakeout gegen sämtliche Missstände der Gesellschaft, fuchteln mit dem imaginären erhobenen Zeigefinger in der Gegend rum, was das Zeug hält und versuchen mit originellen, manchmal vor Ironie triefenden Texten, die Hörerschaft ein wenig zum Nachdenken anzuregen.

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An und für sich ist ihre Mission ja ein Drahtseilakt: Titel wie "Mächtig angepisst sein ist schlecht für den Weltfrieden", "Ponys für alle" oder "Aufessen ich dich" machen zwar neugierig und sind ja wirklich kreativ – andererseits ist die Gefahr natürlich groß, dass man es mit dem Spaß und dem Großmaul-Gehabe zu sehr übertreibt und in den schlechten Geschmack abdriftet oder grundsätzlich auf allem und jedem rumtrampelt.

Stakeout machen ihre Sache aber ganz gut: Ab und zu ein bisschen zu verbissen in ihrem Vorhaben, auf wirklich alle schlechten Entwicklungen und Zustände hinzuweisen, wird man wenigstens mit einer großen Bandbreite von Themen konfrontiert, sei es nun mit Bild-Redakteuren oder Auftragsmördern ("Hallo Mom"), extremen Religionen ("Mächtig angepisst sein ist schlecht für den Weltfrieden") oder der "Entführung des guten Geschmacks".

Die Aussagen und Texte, teilweise mit fiesem Unterton, teilweise mit einem kleinen Augenzwinkern, teilweise knallhart und gnadenlos, sind auf jeden Fall das Wichtigste auf dem Album – die musikalische Untermalung setzt sich aus dem üblichen Power-Punkrock und der üblichen Mitgröltauglichkeit zusammen. Bis auf das verspielte und irrwitzige "Aufessen ich dich" und das sich selbst auf die Schaufel nehmende "Ponys für alle" sind die meisten Stücke musikalisch nicht weiter überraschend und erwähnenswert – aber eben auch kein totaler Reinfall, denn ihren Zweck erfüllen sie allemal und mehr als ein bisschen Tempo und Spaß erwartet man ja auch gar nicht.

Im Grunde ist das Erfolgsrezept der Band auch kein neues: Hin und wieder tauchen Assoziationen mit anderen Bands auf, die es beim Jonglieren mit Kritik, Spaß und Sarkasmus schon zur Perfektion gebracht haben – bei "Heulesteffi" drängte sich bei mir zum Beispiel ein Vergleich mit den Ärzten auf, die sich ja auch gerne mal über den einen oder anderen Erdenbürger lustig machen.

Am Ende des Albums lenkt die Band selbst ein: "Ihr wisst genau, was jetzt kommt / Es ist schon wieder ein Lied / Gegen das System, gegen Dummheit und die BILD / Gegen schwindendes Niveau und gegen schlechte Musik" – und ja, mit der Zeit entschlüpft einem unter all der gut gemeinten Weltverbesserei tatsächlich ein "schon wieder", wenn man bei Track 15 angelangt ist und denkt, dass man langsam schon geschnallt hat, was alles schief läuft. Wahrscheinlich kann man es aber gar nicht oft genug wiederholen, bis wirklich mal was passiert - Wut auf die Gesellschaft zu haben, hat jedenfalls selten so viel Spaß gemacht wie mit Stakeout.

Der spezielle Humor der Band zieht sich auch durch das Booklet, das sogar mit einem Stichwortregister ausgestattet ist, und gipfelt in der Aussage: "Es gibt schlimmere Bands." – Und dieser Aussage kann man sich wirklich anschließen!

Fazit

Ein musikalisch durchschnittliches und inhaltlich ansprechendes Punkrock-Album mit leichtem Hang zu Weltverbesserung und originellen Texten, die sich zwischen Kritik und Belehrung, Spaß und Ironie bewegen – vielleicht einen Tick zu lang geraten, aber dafür immer gut gemeint.

Anspieltipps

Ponys für alle

Aufessen ich dich

Artistpage

Stakeout-Sucks.de

Tracks

1.Heulesteffi
2.Hallo Mom
3.Mächtig angepisst sein ist schlecht für den Weltfrieden
4.Verschwinden
5.Rebellion ohne Rebellion
6.Krieg ist nicht so schön
7.Ponys für alle
8.Eine Gegenüberstellung von Ursache und Wirkung
9.Aufessen ich dich
10.Die Entführung des guten Geschmacks
11.Megaphon
12.Am Ende
13.Excuse me can you kill me again
14.Hoppla...Weltuntergang
15.Stakeout for president

Stephanie Stummer - myFanbase
12.07.2008

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