Bewertung
Beck

Modern Guilt

Tausendsassa Beck hat sich für sein bereits zehntes Studioalbum mit dem Produzenten Danger Mouse einen prominenten Mitstreiter an Bord geholt, der ihm half, an den richtigen Stellen einzusparen und anderswo dafür ein Schäufelchen draufzulegen: "Modern Guilt" ist nicht so ausschweifend wie "The Information", bringt alles auf den Punkt und fühlt sich insgesamt viel kompakter an als alles, was Herr Hansen in letzter Zeit so gemacht hat.

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Obwohl sich der Opener "Orphans" gewohnt verspielt und abwechslungsreich gibt, kommt er nie vom Weg ab und verläuft sich auch nicht in den eigenen Tücken – stattdessen führt Beck den Song mutig den Trampelpfad entlang und verleiht ihm genau die abgehobene Note, die er verdient hat.

Das zweite Stück "Gamma Ray" bildet schon einen ersten Höhepunkt – eine störrische Gitarre und abgehackte Drums laufen Hand in Hand vor Beck davon, der sehr selbstbewusst und zielsicher vor sich hin referiert, ohne auf den Ohrwurmfaktor zu verzichten. Das folgende "Chemtrails" schleicht sich zuerst ganz zart und langsam an und selbst als der Song schon seine Form angenommen und sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet hat, singt Beck noch immer mit einer zerbrechlichen Kopfstimme und scheint somit über alles erhaben zu sein. Während einem beim ersten Durchlauf dieser bei ihm ungewohnte Gesang noch seltsam entrückt vorkommt, findet man schon bald Zugang zu dieser mal treibenden, mal schwebenden Soundcollage.

Beim titelgebenden Track "Modern Guilt" geben erneut Beat und Drums den Ton an, stolzieren mit gewölbter Brust vor dem Hörer auf und ab. Die kleinen, hin und wieder aufblitzenden Soundelemente machen die Nummer zu einer der eingängigsten und erfrischendsten des Albums. "Youthless" hingegen ruht sich ein bisschen zu sehr auf dem Rhythmus aus und wirkt auf Dauer etwas eintönig, auch wenn sich der Refrain wieder angenehm davon abhebt. Das famose "Walls" hingegen hebt sich dafür gleich vom Rest des Albums ab: Ein mehr als hohles Schlagzeug, eine exotische, verzerrte Melodie und ein Beck, der eindringlicher nicht singen könnte, verschmelzen zu ganz großem Kopfkino, dass es fast bis zur Gänsehautebene schafft.

Nach dem nicht ganz überzeugenden "Replica" folgt das fetzige "Soul Of A Man", bei dem erstmals eine Gitarre im Vordergrund tänzeln darf und sich ab und zu wie ein nervöses Pferd aufbäumt. "Profanity Prayers" ist wieder eine fidel voranmarschierende Nummer, die die Gitarre erneut ein bisschen von der Leine lässt und ins abschließende "Volcano" mündet, ein von Anfang an gelassener Song, der sich gerne ausschweifend und fein herausgeputzt präsentiert.

Fazit

Beck hat seine Songs auf das Wesentliche reduziert, auf allzu viele Spielereien und Ausschweifungen verzichtet – das Ergebnis sind griffigere Stücke, die mehr Substanz denn je haben, aber keineswegs an Pepp und Quirligkeit eingebüßt haben. So sieht und hört man Beck gerne!

Anspieltipps

Gamma Ray

Modern Guilt

Walls

Soul Of A Man

Tracks

1.Orphans
2.Gamma Ray
3.Chemtrails
4.Modern Guilt
5.Youthless
6.Walls
7.Replica
8.Soul Of A Man
9.Profanity Prayers
10.Volcano

Stephanie Stummer - myFanbase
06.08.2008

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