solo
Nach der Trennung von Wolfsheim legte sich Peter Heppner nicht lange auf die faule Haut, sondern machte sich daran, sein erstes Soloalbum zu veröffentlichen. Er arbeitete mit José Alvarez-Brill und Peter John Vettese zusammen und produzierte sein erstes Soloalbum in Berlin und London.
Peter Heppner ist wirklich kein unbekannter im Musikbusiness und kann bereits auf Erfolge mit seinem ehemaligen Projekt Wolfsheim, Joachim Witt, Schiller oder Paul van Dyk zurückblicken. Er erhielt bis dato zwei Echos, Platin mit Witt und Gold mit Schiller. Jetzt geht er eigene Wege und versucht mit seinem ersten Soloalbum "solo" an seine bisherigen Erfolge anzuknüpfen.
Anfangs war ich doch sehr überrascht, dass, nachdem die erste Singleauskopplung ein deutsches Lied war, auf "solo" der größte Teil der Songauswahl englische Titel waren und dass sich unter den insgesamt zehn Titeln gerade mal drei deutsche befinden. Beim ersten Anhören prasselten die Songs regelrecht auf mich ein und ich dachte nur, dass das nicht wahr sein konnte. Es war kein richtiger Musikgenuss und das Album hinterließ daher erstmal einen negativen Eindruck als den erhofften. Beeindruckt haben mich bloß Peter Heppners traumhafte Texte, die er der Musik verpasste, doch das sollte im Prinzip nicht Sinn der Sache sein. Die erste Enttäuschung musste ich also verdauen, doch ich gab dem Album eine zweite Chance und hörte es mir schließlich ein weiteres Mal an. Mein erster Eindruck täuschte mich sehr und er veränderte sich ... sehr sogar.
Die Einflüsse von Wolfsheim konnte man hier und da zwar noch heraushören, doch das störte mich nicht im geringsten und so bewerte ich das auch nicht als negativ, da ich stets ein Fan des Duetts war. Da José Alvarez-Brill das Album mitproduzierte, blieb das nicht aus, da er bereits oft mit Heppner zusammenarbeitete in den letzten Jahren. Der andere Produzent an Heppners Seite war Peter-John Vettese, der die meisten Stücke mitproduzierte. Allerdings kein Grund, dass mir deshalb die Musik gefallen musste. Sie tat es aber. Der Sound wirkte keineswegs übertrieben schnell eingesetzt oder zu sehr elektronisch, da dies ein Stück kaputtmachen könnte. Für mich entstand somit das richtige Zusammenspiel mit der doch so perfekten Lyrik Heppners. Bei den meisten Songs hat Peters markante Stimme aber dann doch einiges wettgemacht. Heppner hat auf "solo" eine sehr gute Balance zwischen flotten und Gute-Laune-Songs sowie Balladen geschaffen. Eigentlich sind sozusagen alle Songs bedächtige Stücke, die man vielleicht als Balladen betiteln könnte, aber nicht muss. Ein melancholisches Stück, bei dem schnelle elektronische Sounds eingesetzt werden, ist für mich dagegen keine Ballade mehr.
Das erste Stück auf diesem Album "Easy" ist eine traurige und sehr melancholische Ballade, die nicht die letzte auf "solo" ist. Heppner versteht es, seine Stimme gekonnt mit den Instrumenten zu vermischen, damit der Song besser harmoniert und nicht ständig er im Vordergrund steht, sondern auch mal die Musik. Seine markante Stimme bleibt jedoch sein Markenzeichen. Der zweite Song "Alleinesein" ist ein Meisterwerk von Anfang bis zum Ende, was ich bereits in meiner Rezension beschrieben hatte. Er bewirkt gute Laune, auch wenn Heppners Stimme melancholisch klingt. Heppner besingt poetisch einen Tag, an dem er alleine sein möchte, sich dabei wohlfühlt und ihm alle egal sind. Eine Geschichte, die das Leben schreibt. "Suddenly" kann sich in die Reihe der einzigartigen Balladen einreihen. Kein trauriger Song, aber einer, der zum Nachdenken anregt, und einfach ein Ereignis aus dem Leben erzählt. Vielleicht Heppners, das weiß ich nicht, doch das Album kommt sehr persönlich herüber, also vermute ich es mal. Andererseits ist er ein großartiger Songwriter … Heppner erzählt so einige Geschichten aus dem Leben auf "solo". Was auffällt, ist, dass sich die Kompositionen sehr unterscheiden, insbesondere bei den Balladen, was ich ehrlich gesagt nicht erwartet habe, aber aus diesem Grunde großartig und sehr beachtlich finde. Allein dieser Faktor bekommt einen Extrapunkt.
Als Nächstes folgen "Vorbei", "Being Me" und "I Hate You". Der zweite deutsche Song auf diesem Album "Vorbei" sowie "I Hate You" sind sehr direkt und der Hörer versteht die Botschaft Heppners, denn sie ist sehr direkt, auffallend hart und jeder kann sie dazu für sich darstellen. "Vorbei" erinnerte mich sehr an die Wolfsheim-Zeit, denn Heppners Stimme dominierte sehr bei diesem Song. "I Hate You" dagegen schätzt man sicher anfangs falsch ein, so tat ich es jedenfalls. Peter singt diesen Titel sehr sanft und selbst die Musik ist nicht so frisch, aber auch hier ist die Botschaft unmissverständlich: "I hate you ... from the bottom of my heart." Man bekommt so langsam das Gefühl, Peter Heppner hat seine Lebensgeschichte oder Teile davon aufgeschrieben, da er von Hass, Trennung, Enttäuschung, Loslassen, Halt und Liebe singt. "Being Me" beschreibt das alles. Es ist eine rundum gelungene Ballade, die man wirklich als Ballade stehen lassen kann und die sehr überzeugt: musikalisch, speziell aufgrund Heppners Offenheit und Ehrlichkeit.
"No Matter What It Takes", "Walter (London or Manchester)", "Wherever" und der dritte deutsche Song "Das geht vorbei ..." schließen Heppners erstes Soloalbum ab. "No Matter What It Takes" ist ein gemischter Song, der mal durch seine bedächtigen, dann wieder durch seine temporeichen Ansätze glänzt. Er beschreibt ein Gefühl der Unmacht, und dass jemand an deiner Seite steht, auf dich wartet, dich versteht; komme, was wolle. Ein großartiges Liebeslied ohne Happyend. "Walter", "Wherever" sowie "Das geht vorbei ..." erzählen erneut alltägliche Geschichten, vor allem ersters hat eine sehr intensive Wirkung auf den Hörer. Erstens, wie schon bei Heppners anderen Stücken, durch die Lyrik, und zweitens, weil ein Orchester zum Einsatz kommt, dem Song das gewisse Etwas gibt und zu einem wirklich gelungenen Titel macht.
Fazit
Peter Heppner ist mit "solo" ein Album gelungen, das wirklich von Anfang bis zum Ende überzeugt. Er unterhält nicht nur, sondern regt den Hörer an, seinen Texten Gehör zu schenken. Heppner hat sehr interessante und eindringliche Geschichten aus dem Leben, die jeder kennt, beschrieben, und durch seinen Gesang bekam diese Art von Erzählung noch etwas Besonderes. Ein klasse Album!
Anspieltipps
Alleinesein
Suddenly
Being Me
No Matter What It Takes
Walter (London or Manchester)
Artistpages
Tracks
1. | Easy | |||
2. | Alleinesein | |||
3. | Suddenly | |||
4. | Vorbei | |||
5. | Being Me | |||
6. | I Hate You | |||
7. | No Matter What It Takes | |||
8. | Walter (London or Manchester) | |||
9. | Wherever | |||
10. | Das geht vorbei ... |
Dana Greve - myFanbase
12.09.2008
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 12.09.2008Genre: Pop, Elektro
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