Bewertung
Ben Folds

Way To Normal

Nach der Trennung der Ben Folds Five ist "Way To Normal" bereits das dritte Soloalbum von Ben Folds – ein weiteres Album, das von der Lebendigkeit seines Klavierspiels lebt, allerdings auch anderen Instrumenten etwas Mitspracherecht einräumt. Dass das Klavier dennoch der unbestrittene Star der Platte ist und den Stücken erst ihre nötige Attraktivität verleiht, muss wohl nicht extra lange erklärt werden.

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Der Einstieg in das Album erfolgt mit dem frenetischen "Hiroshima (B B B Benny Hit His Head)" äußerst klug: Durch die auf die CD gepresste Live-Atmosphäre, die jubelnde Menge und das sich langsam ins Hirn schraubende "oh-oh" ist man sofort mitten im Geschehen. Folds' Stimme trägt ein Weiteres dazu bei – so klar und angenehm wie sie ist, fühlt man sich schnell mit ihr vertraut und hört ihr gerne zu.

Nachdem er sich mit dem Opener mal die Stimmung gesichert hat, schraubt er aber nicht wie erwartet das Tempo herunter, sondern haut auch bei der nächsten Nummer "Dr. Yang" in die Tasten, als gäbe es kein Morgen mehr. Hier werden auch wieder seine Entertainerqualitäten sichtbar: Durch das abwechslungsreiche Spiel und die ständigen Tempowechsel fühlt man sich bestens unterhalten – besonders bei den schnellen Passagen hat man das Gefühl einer männlichen Klavier-Punk-Version von Amanda Palmer zuzuhören.

Der "Frown Song" fährt auf einer weniger anspruchsvollen Schiene, sorgt in erster Linie für gute Laune und lässt den Hörer beim letzten Refrain fröhlich mit einstimmen. Beim ebenfalls poppigen "You Don't Me" steht ihm Regina Spektor als Partnerin in einem kristallklaren Duett zur Seite.

Nach einem kleinen Intro bildet "Cologne" die erste richtige Ballade, die zwar mit all der Dramatik, all dem Leiden und all der Sehnsucht aufwarten kann, die so eine richtige Ballade eben braucht, aber dennoch nicht so vollständig überzeugen kann – das liegt womöglich auch daran, dass Klavierballaden etwas nicht ganz so Außergewöhnliches sind.

Mit "Errant Dog" wird danach wieder Gas gegeben, ein Song, der durch seine vielen Wendungen wieder sehr spontan wirkt. Das folgende "Free Coffee" zeigt sich zwar offen für Neues, es knistert und knackst und baut auf Experimentierfreude, haut einen aber auch nicht unbedingt vom Hocker.

Einer verkappten Fun-Punk-Nummer gleicht "Bitch Went Nuts", das wieder sehr locker und ungezwungen wirkt und bereits beim ersten Mal Hören im Ohr bleibt. Beim nachfolgenden "Brainwascht" sind die Strophen im Vergleich mit dem energiegeladenen Refrain zu einschmeichelnd und kommen etwas belanglos herüber.

Um nicht Gefahr zu laufen, in allzu poppige Gefilde zu geraten, versucht Folds immer wieder, seinen Songs ein wenig mehr Vielschichtigkeit und Abwechslungsreichtum zu verleihen. Beim vorletzten Stück "Effington" hat er das auch hervorragend umgesetzt und den Song mit allerlei Spielereien versehen.

"Kylie From Connecticut" schließlich baut sich gemächlich auf, schleppt sich dazwischen mal dahin und führt letztendlich alle Instrumente zusammen, um das Album gefühlvoll ausklingen zu lassen.

Fazit

Ben Folds' Musik ist nicht ganz so durchgeknallt und nerdig wie es das (zugegebenermaßen tolle) Cover und die Fotografien im Booklet weiß machen wollen – seine Songs sind durchwegs poppig und leichte Kost. Den Unterschied (und die Abgedrehtheit) macht das Klavier, es verleiht den Stücken eine besondere Note und erlaubt es ihnen, abwechslungsreicher und verspielter aufzutreten. Alles in allem ist "Way To Normal" ein kurzweiliges, unterhaltendes Album geworden, bei dem sich in erster Linie die fetzigeren Nummern hervortun, da sie einfach um einiges origineller ausgefallen sind.

Anspieltipps

The Frown Song

You Don't Know Me

Bitch Went Nuts

Tracks

1.Hiroshima (B B B Benny Hit His Head)
2.Dr. Yang
3.The Frown Song
4.You Don't Know Mefeaturing Regina Spektor
5.Before Cologne
6.Cologne
7.Errant Dog
8.Free Coffee
9.Bitch Went Nuts
10.Brainwascht
11.Effington
12.Kylie From Connecticut

Stephanie Stummer - myFanbase
26.09.2008

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