Bewertung
Tim, The

Einszweiundsechzig

"Mein Leben ist nicht leicht, nein", gibt der Hamburger Tim auf seinem Debütalbum, das trotzig nach seiner nicht recht eindrucksvollen Körpergröße benannt ist, zu. Seien es nun eben diese Maße oder diverse andere Alltagsproblemchen, er tritt ihnen tapfer entgegen und bastelt einfach ein paar freche, eingängige Popsongs daraus – musikalisch und textlich nicht immer so treffsicher, aber dafür mit verschmitztem Charme und einer Portion Spitzbübigkeit.

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Schon die erste Nummer (und gleichzeitig erste Single) "Dein Freund sieht aus wie ein Mädchen" entwickelt sich zum frechen, fröhlichen Deutschpop-Ohrwurm. Auch der darauf folgende Song macht alleine schon wegen des Titels "Ich möchte, dass Amerika mein Zimmer angreift" neugierig auf mehr: Im Zentrum steht der kleine Tim, dem scheinbar die Decke auf den Kopf zu fallen droht und der sich in seinen eigenen vier Wänden äußerst unwohl fühlt – einer seiner Gründe für die Sinnkrise (und warum Amerika alles auseinander reißen soll): "Außerdem ist das Bett recht unbequem."

Auf die Textzeile "In diesem Zimmer sieht's genau wie immer aus" folgt einen Song später die Phrase "Jetzt liegst du da in deinem Zimmer und alles ist wie immer" – etwas einfallsreicher sind da wenigstens die Anspielungen auf Angelina Jolie und Brad Pitt, aber leider entpuppt sich hier der Refrain nach mehrmaligem Hören als absolut nervtötend.

Nach ein paar flotteren Nummern, die jedoch allesamt vom Herzschmerz gezeichnet sind, folgt mit "Singen wie John Lennon" die größtmögliche Dosis Herzschmerz: "Wenn du mir sagst, das klingt sehr nach Bob Dylan für dich / ist es schon okay, dass du nicht verstehst / dass ich jetzt langsam bald durchdreh / Ich sing wie John Lennon für dich" – was nicht so ganz der Wahrheit entspricht, aber zumindest lieb gemeint ist.

Spätestens an dieser Stelle wird deutlich, dass die schnelleren Nummern im Stile von beispielsweise "Überallhin" dem Tim einfach besser stehen – hier wirkt er einfach authentischer und kommt nicht in Versuchung, seine Stimme künstlich die Tonleiter hinaufzujagen. Außerdem fällt es so leichter, über poetische Ergüsse wie "Du bist nicht allein / Ich könnte bei dir sein" oder "Zum Glück sind deine Hände nicht so groß wie dein Herz" hinwegzusehen – Dinge, die zwar in der englischsprachigen Popmusik sicherlich genauso häufig vorkommen, in der deutschsprachigen aber noch plumper wirken.

Die Nummer, die den Höhepunkt des Albums bildet, ist dann ausgerechnet eine Coverversion – "Immer mehr" (eine Nummer aus den 80ern von Herwig Mitteregger) sticht als entspanntester und unaufdringlichster Song der CD hervor.

Fazit

The Tim mit seiner Körpergröße von 1,62 m beweist auf seinem ersten Album, dass er sich nicht unterkriegen lässt und weiß, was er will. Während der Spaß und seine Entertainerqualitäten mehr im Vordergrund stehen, gehen Songschreiberqualitäten und ein gewisses Abwechslungsreichtum etwas unter – das reicht für nette, belanglose Popmusik, für mehr aber auch nicht.

Anspieltipps

Überallhin

Immer mehr

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The-Tim.de

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Tracks

1.Dein Freund sieht aus wie ein Mädchen
2.Ich möchte, dass Amerika mein Zimmer angreift
3.Angelina Jolie
4.Es klopft an mein Herz
5.Tief auf dem Grund
6.Singen wie John Lennon
7.Überallhin
8.Vielleicht morgen II
9.Deine Hände
10.Primaballerina
11.Immer mehr
12.Unter einer Decke

Stephanie Stummer - myFanbase
23.10.2008

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