Bewertung
Laith Al-Deen

2000-2008: Best Of

Für Laith Al-Deen muss es ein steiniger und schwerer Weg gewesen sein. Denn wer sich als Mannheimer soulgefärbtem Pop mit deutschen Texten verschreibt, muss zwangläufig permanent mit Vergleichen leben, denen nur schwer standzuhalten ist. Seit nunmehr acht Jahren fristet Laith Al-Deen ein Dasein im Schatten des großen Xavier Naidoo. Und zieht mit seinem neuen Album "2000-2008" seine ganz persönliche Schaffensbilanz.

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Auf der Haben-Seite stehen dabei keineswegs nur Hit-Singles wie "Bilder von dir" oder "Alles an dir". Denn wie der Titel bereits andeutet, handelt es sich bei "2000-2008" nicht um eine simple Greatest Hits-Platte, sondern um einen bunten Querschnitt durch das bisherige Gesamtwerk Laith Al-Deens. So finden sich neben den großen Charterfolgen auch einige etwas unbekanntere Songs sowie zwei Live-Aufnahmen, ein Remix und drei neue Tracks auf dem Album.

Mit einem brandneuen Song, der aktuellen Single "Wie soll das gehen", beginnt dann auch die kleine musikalische Zeitreise. Lässige Strophen und hämmerndes Piano im Refrain treiben der Ballade, die keine sein will, jegliche Weinerlichkeit aus und man merkt schnell: "Es fühlt sich noch genauso an." Denn in der Tat unterscheiden sich die neuen Stücke - auch "Gib nicht auf" und "Auf Wiedersehen" - nur unwesentlich vom früheren Werk des Mannheimers, scheinen sich vielmehr nahtlos in die Reihe von eingängigen, bisweilen aber recht unaufgeregten (und somit auch nicht immer sonderlich aufregenden) Gitarrenpop-Songs einzufügen.

Schnell stellt sich heraus, dass Single-Auskopplungen nicht unbedingt die besten Songs eines Künstlers darstellen müssen. So plätschert so manch ein Airplay-Hit allzu radiofreundlich vor sich hin ("Kleine Helden") und tendiert zu überhöhter Dramatik, maßlos uninspirierten Schlagzeugeinlagen ("Leb den Tag") und/oder hart an Kitsch grenzender Romantik ("Keine wie du"). Doch kurz vor dem Abgrund in die Tiefen der gefälligen Belanglosigkeit eilt stets eine kleine überraschende Wendung in Form einer geistreichen Bridge ("Alles an dir") oder unverhofften, oft elektronischen Spielereien ("Dein Lied") zur Rettung: das Schema F wird durchbrochen und selbst die ödeste 08/15-Ballade kriegt doch noch die Kurve. Und das meist sogar recht elegant.

Die wirklich interessanten Farbtupfer setzen jedoch die weniger bekannten Songs. Während "Jedes Mal" mit zart gezupfter Gitarre, verhaltenen Synthies sowie verzerrten und verhallten Vocals aufwartet und dabei vor allem durch seine zerbrechliche, gleichwohl sehr dynamische Art punktet, begeistert der Remix von "Damit ich wieder schlafen kann" mit seinem sehr orientalischen Anklang und lässt Stings "Desert Rose" im Vergleich dazu stark verwelkt aussehen. Erstaunlich, wie unheimlich gut hier Afropop mit leichten House-Anleihen harmoniert. Angenehm zurückhaltend und mit verträumten Orgel- und Synthie-Sounds versetzt, bietet das an sich sehr entspannte "Farbe deiner Stimme" zur Abwechslung mal sehr spannende Beats, die lässiges Kopfwippen unumgänglich machen. Noch gechillter kommt lediglich "Meilenweit" daher, ein Reggae-Duett mit Sängerin Zoe, bei dem die obligatorischen Bläser natürlich nicht fehlen dürfen.

Wie auf jedem guten Konzert werden die richtigen Schätze aber auch hier erst gegen Ende ausgepackt. So entpuppt sich das verhuschte "Worauf wartest du" als wahre Pop-Perle, in der Laith Al-Deen dem Hörer zaghaft, fast schon flüsternd, und begleitet von prominenter spanischer Gitarre, Bongos und subtilen Bläsern im Hintergrund eine wohlig warme Decke umlegt, die man nie wieder ablegen möchte. Das ganz große Highlight des Albums bildet jedoch einer der beiden Live-Tracks. Nachdem schon die Live-Version von "Jetzt hier immer" mit ausgelassenem Beatboxing und energiegeladenem Gesang besondere Akzente (und gedankliche Ausrufezeichen) setzen konnte, legt Al-Deen mit seiner Band im geradezu hypnotischen "Mit mir" einen höchst intensiven Auftritt hin, der eindringlicher, fesselnder und mitreißender nicht sein könnte.

Nach einer solch fulminanten Performance darf eine gebührende Zugabe natürlich nicht fehlen. Und so setzt "Ich will nur wissen" einen zwar ungewöhnlich düsteren, aber auch unwahrscheinlich gefühlvollen Schlusspunkt. Erstmals liegt auch der Vergleich mit Xavier Naidoo wirklich nahe. Denn wie das gesamte Stück hier im Grunde lediglich von Laith Al-Deens markanten Stimme und unaufdringlichen Beats getragen wird, erinnert tatsächlich stark an den ein oder anderen Naidoo-Song aus 3P-Zeiten. Und auch wenn Laith Al-Deen stimmlich wohl nie so ganz an seinen Mannheimer Kollegen heranreichen wird und ihm auch ein wenig die ausgeprägte poetische Ader fehlt, so muss er sich keinesfalls verstecken. Denn er ist und bleibt ein kleiner Held der deutschen Popmusik.

Fazit

Lieder von dir überdauern. Das möchte man Laith Al-Deen nach dem Hören von "2000-2008" mitteilen. Ob nun wirklich bis in alle Zeit, wird sich zeigen. Klar ist jedenfalls, dass Songs wie "Bilder von dir" oder "Ich will nur wissen" selbst acht Jahre nach Veröffentlichung noch keinen Funken ihrer Aktualität eingebüßt haben.

Anspieltipps

Damit ich wieder schlafen kann

Worauf wartest du

Mit mir (live)

Artistpage

Laith.de

Tracks

1.Wie soll das gehen
2.Dein Lied
3.Leb den Tag
4.Bilder von dir
5.Keine wie du
6.Alles an dir
7.Jetzt, hier, immer (Live)
8.Kleine Helden
9.Jedesmal
10.Damit ich wieder schlafen kann (Remix)
11.Farbe deiner Stimme
12.MeilenweitDuett mir Zoe
13.Gib nicht auf
14.Worauf wartest du
15.Mit mir (Live)
16.Auf Wiedersehen
17.The invitation (Ich will nur wissen)

Paulina Banaszek - myFanbase
06.11.2008

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