Bewertung
Michael Hirte

Der Mann mit der Mundharmonika

Am 29. November 2008 war es soweit: Michael Hirte wurde von den Zuschauern zum "Supertalent" gewählt. Sein erstes Album veröffentlichte der gebürtige Spremberger nur sechs Tage später.

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Bei Michael Hirte und seinem Debütalbum war ich anfangs doch sehr hin und hergerissen. Ich kannte ihn aus den "Supertalent"-Shows und habe mitbekommen, wie der Hype um seine Person bereits vor seinem Sieg losging, indem die Jury immer wieder auf Hirtes Schicksalsschläge aufmerksam machte. Ebenso eine bekannte Boulevardzeitung schlachtete Michaels Lebensgeschichte schon vorab förmlich aus. Ich wusste ehrlich gesagt nicht, wie ich an diese Rezension herangehen sollte, ohne dieses immer wieder zu bedenken. Hatten die Zuschauer Hirte jetzt aus Mitleid zum Sieger gekürt? Doch dann wurde mir bewusst, dass dieser Mann, der wirklich genug hinter sich hat, von Anfang an mein Favorit in dieser Show war und ich hier keine Person, sondern ein Album bewerte. Seine Lebensgeschichte interessierte mich weniger, dafür aber seine Musik, vor allem seine Liebe zu der Mundharmonika. Gestört hat es mich dennoch, dass während der Shows private Sachen an die Öffentlichkeit kamen, ob nun von Hirte oder anderen Kandidaten. Das beeinflusst, und wenn da sogar die Jury mitmacht, ist das unfair, weil sie den anderen Kandidaten eine Chance auf den Sieg verwehren. Das war schon bei "DSDS" und Mark Medlock der Fall.

Der ehemalige Straßenmusiker sagte nach seinem Sieg in einem Interview "Ich wollte zeigen, was eine Mundharmonika kann. Die Mundharmonika ist meine Stimme!" Für mich hat er das, auch wenn nicht alle Stücke auf dem Album überzeugen. Bohlen hat es zur Abwechslung auch mal auf den Punkt gebracht, als er meinte, dass Hirte jemand ist, der trotz allem nie aufgab in seinem Leben und diese Haltung jedem anderen Mut machen sollte. Mich faszinieren Künstler, die Menschen mit einem Instrument zu Tränen rühren, so Eindruck schinden und uns zum Träumen oder Lachen bringen. Für mich gibt es neben Hirte da nur noch Eliana Burki, die sich mit einem Alphorn in verschiedene Genres ausprobiert und Pop-, Funk- und Jazz-Songs spielt; oder der Pianist Richard Clayderman und der Violinist André Rieu.

Zum Anfang glaubte ich schon, dass Hirte ein reines Weihnachtsalbum produziert hat, doch dem ist nicht ganz so. Sicher, er hat, da dieses Album am 5. Dezember 2008 auf dem Markt kam, das eine oder andere mit hinaufgepresst, was der Scheibe aber nicht im Geringsten schadete. Überzeugen konnten vor allem seine Interpretationen von Franz Schuberts "Ave Maria". Bei diesem Stück ging einem förmlich das Herz auf und ich bekam sofort eine Gänsehaut. Man wünscht sich wirklich, dass das Stück nie endet, weil es so intensiv auf den Zuhörer wirkt. Dieselbe Intensität und Hingebung spürt man ebenso bei "You Raise Me Up", das im Original von Secret Garden stammt, aber wohl eher durch Westlife noch geläufiger und berühmter wurde.

Es waren nicht alle Titel, die überzeugen konnten. So wie das volkstümliche Weihnachtslied "Aber Heidschi Bumbeidschi", mit dem ich schon vom Prinzip her nichts anfangen kann und es einfach nicht mag. Da konnte mich auch kein Michael Hirte umstimmen. Doch das machte dann das geistliche Lied "Amazing Grace" wieder wett. Die Arrangements mit Mundharmonika, Keyboards und Gitarren wurden sehr gut umgesetzt. Hirte spielte ebenfalls Klassiker wie Cat Stevens "Morning Has Broken", das mich auch nicht so begeistern konnte, da es mir zu stumpf und abgedroschen herüber kam; der Glanz fehlte einfach, sodass der Funken nicht herübersprang. Ein Bohlen-Song durfte auf "Der Mann mit der Mundharmonika" natürlich nicht fehlen. Das war so klar wie Kloßbrühe. Der Titel "We Have A Dream", die Hymne aus der ersten "DSDS"-Staffel, passt sehr zu Michael Hirte, wenn man an seine Vergangenheit denkt, aber auch die musikalische Umsetzung war wieder besser als wie die bei "Morning Has Broken".

Von diesem Album ist in erster Linie noch "Time To Say Goodbye" erwähnenswert, welches Andrea Bocelli 1995 das erste Mal darbot und nur ein Jahr später gemeinsam im Duett mit Sarah Brightman ein Riesenerfolg wurde. Hirte spielt diesen Song mit einer faszinierenden Perfektion und Originalität und spätestens nach diesem Titel wird einem klar, dass er alle Genres beherrscht: Klassik, volkstümliche Musik und Pop. Dass Michael Hirte 2008 in der Castingshow "Das Supertalent" verdient gewonnen hat, beweisen schließlich abschließend seine Interpretationen von Paul McCartneys "Mull Of Kintyre", Art Garfunkels "Bright Eyes", "Bridge Over Troubled Water" von Simon & Garfunkel und die vom weltbekannten Weihnachtslied "Stille Nacht".

Fazit

Ein tolles Debütalbum. Da kann man nur hoffen, dass Hirte dem Druck des Mediengeschäftes standhält und sein nächstes Album (vielleicht ein thematisiertes mit Seemannsliedern) genauso ansprechend ist.

Anspieltipps

Ave Maria

Amazing Grace

Time To Say Goodbye

Bright Eyes

Bridge Over Troubled Water

Artistpage

MichaelHirte.net

Tracks

CD 11.Ave Maria
2.You Raise Me Up
3.Aber Heidschi Bumbeidschi
4.Morning Has Broken
5.Amazing Grace
6.We Have A Dream
7.Time To Say Goodbye
8.Guten Abend, Gute Nacht
9.Mull Of Kintyre
10.Bright Eyes
11.Bridge Over Troubled Water
12.Stille Nacht

Dana Greve - myFanbase
18.12.2008

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