Stark wie Zwei
Nach acht Jahren veröffentlichte Lindenberg am 28. März 2008 wieder ein Studioalbum. Doch was keiner ahnen konnte, ist, dass dieses Album nicht nur sein persönlichstes Album und seine Comeback-CD sein sollte, sondern ebenfalls seine erfolgreichste Scheibe seit mehr als 20 Jahren. Für sein Comeback wurde Udo Lindenberg 2008 ausgezeichnet.
Die letzten acht Jahre war Lindenberg nicht ganz weg aus dem Musikbusiness, aber auch nie ganz richtig da. Umso mehr hat es mich überrascht und natürlich gefreut, dass sein neues Album "Stark wie Zwei" so überzeugt, authentisch ist und gerade wegen der Authentizität einem zu Herzen geht. Udo Lindenberg arbeitete bereits bei anderen Alben und Songs mit den unterschiedlichsten Künstlern zusammen, unter anderem mit Nina Hagen, Nena, Freundeskreis oder Die Prinzen. Auch für dieses sogenannte Comeback-Album holte er sich Freunde und Kollegen aus dem Musikgeschäft an seine Seite, nicht nur, damit sie ihn unterstützen, sondern damit Lindenberg mal wieder etwas Neues ausprobieren konnte und sich mehr traut. Ob nun als Songwriter, Komponist oder Gesangspartner - sie ließen es sich alle nicht lumpen und unterstützten ihn bei diesem Comeback. So singt Lindenberg mit Stefanie Klose (Frontfrau von Silbermond), seinem Kumpel Helge Schneider, Till Brönner und Jan Delay im Duett. Simon Triebel (Gitarrist bei Juli) und Annette Humpe (Ich + Ich) ließen es sich nicht nehmen, den einen oder anderen Song für Panik-Udo zu schreiben oder zu komponieren. An den meisten Stücken schrieb Lindenberg allerdings mit, da es schließlich sein Album werden sollte. Ein Album, das auf eine Weise fast seine Lebensgeschichte erzählt und aus diesem Grund so verdammt gut herüberkommt.
Gleich der erste Song "Ich zieh' meinen Hut" ist ein Selbstportrait, das Lindenberg gefühlvoll und vor allem dankend präsentiert. Wem er dankt, ist nicht hundertprozentig herauszuhören, was wohl auch Absicht ist, doch ich vermute mal Gott und/oder der Musik, da ich Udo für einen gläubigen Menschen halte und die Musik für ihn alles bedeutet. Eine Zeile aus diesem Stück sagt es ganz deutlich aus: "Man ich hab mich selber fast verlorn. Doch so'n Hero stürzt ab, steht auf und startet von vorn." Lindenberg kommt auf diesem Album sehr melancholisch bei seinen vielschichtigsten Themen herüber. Das beweist auch der Track "Wenn du durchhängst", der die erste Singleauskopplung war. In diesem Song geht es um Zusammenhalt und Freundschaft, und diese Message möchte Lindenberg ebenso dem Zuhörer vermitteln, dass beides im Leben wichtig ist. "Ganz anders", die zweite Singleauskopplung aus diesem Album, ist zur Abwechslung ganz anders, so wie es der Titel ja bereits aussagte. Udo wollte Experimente wagen und gemeinsam mit Jan Delay versuchte er sich bei diesem Duett als Hip-Hop-, Reggae- und Funk-Musiker und das gar nicht so schlecht, denn wenn man den Song erst einmal gehört hat, dann bleibt dieser im Ohr. Ein sehr geistreicher Song, vor allem wegen der amüsanten Lyrik.
Mit "Was hat die Zeit mit uns gemacht", den übrigens Simon Triebel (Juli) geschrieben und komponiert hat, zieht Udo Revue, wie sich Deutschland und die Welt in den letzten Jahren verändert hat und spricht mit diesem Song die Umwelt an. Beispielsweise macht er deutlich, dass er lieber mit der Bahn als mit dem Auto fährt und ihn die ganze Sache krank macht. Ansprechen tut Lindenberg auf eine indirekte Weise auch die Politiker. "Wir sind doch beide vom selben Stern ... Nicht als Schweigen oder Streit.", aber dennoch ließ er sich es nicht nehmen, abschließend seine Liebe zu Deutschland kurz auszudrücken. Dieser Song, die dritte Singleauskopplung, gehört für mich zu den bewegendsten Stücken auf diesem Album. "Mein Ding" und "Stark wie Zwei" stehen den vorher genannten Nummern in nichts nach. "Mein Ding" erzählt uns wieder etwas über Lindenberg, nämlich, dass er sich nie etwas von anderen vorschreiben lässt, sondern immer sein Ding durchzieht. Das Stück erinnerte mich vom Sound her an seine Anfangszeiten, denn hier kam eindeutig der Punk durch. Ebenso die Stücke "Der Greis ist heiß" und "Woddy Woddy Wodka" gehen die Richtung.
Dagegen ist "Stark wie Zwei", das Annette Humple komponiert hat, ein Lied, dass ich am liebsten immer überspringen würde, aber Lindenberg besingt ein Thema, was wie so viele andere Themen viel zu selten in der Musik thematisiert werden: der Tod. Bei diesem Stück bekam ich sofort eine Gänsehaut, denn der Song sagt inhaltlich haargenau das aus, was ein Mensch denkt und fühlt, der von heute auf morgen einen Menschen verliert - für immer. Aber ebenso, dass man weiterhin mit dem Verstorbenen verbunden ist und bleibt. Mir ging es jedenfalls so. "Der Tod ist ein Irrtum. Ich krieg das gar nicht klar. Die rufen gleich an und sagen es ist doch nicht wahr. Es war nur'n Versehn." Gemeinsam mit Stefanie Klose von Silbermond rockt Udo schließlich, was das Zeug hält beim Stück "Der Deal" und das Lied geht ab wie Schmidts Katze. Silbermond und Lindenberg passen vom Musikstil her toll zusammen - wie ein Topf und ein Deckel. Beide sollten öfter was zusammen machen. Die Nummer "Chubby Checker" hat Udo Lindenberg mit seinem Kumpel Helge Schneider aufgenommen. Ich finde die Nummer schon allein wegen Helge brillant und dass sich Lindenberg bei dem Song selbst auf dem Arm nimmt.
Ein besonderes Händchen hatte Lindenberg bei den ernsteren Songs, mit denen das Album dann auch endet. Stücke, die sich von der Thematik sehr unterscheiden, doch allesamt überzeugen können und zu Herzen gehen. Fangen wir bei "Nasses Gold" an, einer Geschichte eines Märtyrers, der zwar ackerte und ackerte, aber doch am Alkohol zugrunde ging. Gefolgt von einem etwas sarkastischen, aber dennoch tiefsinnigen Song "Interview mit Gott", den ich vom leicht gospelartigen Intro bis zum Schluss sehr interessant finde, vor allem, dass Lindenberg überhaupt auf die Idee kam, einen Song darüber zu schreiben, wie er sich mit Gott unterhält. Da machen Zeilen wie "Er war lange weg, wir sprechen exklusiv über sein Comeback ... Gleich nach dem Werbeblock mach ich das Interview mit Gott." schon nachdenklich. Auch wenn er dieses Stück mit einer gewissen Ironie geschrieben hat, vergisst er dabei nicht, inhaltlich das momentane gesamte Weltbild darzustellen - auf eine sehr beispiellose Weise.
Fazit
Ein super Album - ein super Comeback von Udo Lindenberg!
Anspieltipps
Wenn du durchhängst
Was hat die Zeit mit uns gemacht
Mein Ding
Stark wie Zwei
Interview mit Gott
Artistpage
Ausführungen
Tracks
1. | Ich zieh meinen Hut | |||
2. | Wenn du durchhängst | |||
3. | Ganz anders | feat. Jan Delay | ||
4. | Was hat die Zeit mit uns gemacht | |||
5. | Mein Ding | |||
6. | Stark wie Zwei | |||
7. | Der Deal | feat. Silbermond | ||
8. | Chubby Checker | feat. Helge Schneider | ||
9. | Der Greis ist heiß | |||
10. | Woddy Woddy Wodka | |||
11. | Nasses Gold | |||
12. | Interview mit Gott | |||
13. | Verbotene Stadt | feat. Till Brönner | ||
14. | Der Astronaut muss weiter |
Dana Greve - myFanbase
20.12.2008
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 28.03.2008Genre: Rock, Punk, Pop
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