Some People Have Real Problems
TV-Serien sind die neuen Casting-Shows. Denn immer mehr Künstler werden heutzutage von den Machern weltbekannter Serien entdeckt und ganz groß rausgebracht. So war auch Sia Furler nach der Ausstrahlung der Finalfolge von "Six Feet Under", in der ihr Song "Breathe Me" eine der denkwürdigsten Schlussszenen aller Zeiten untermalen durfte, auf einen Schlag Millionen Fans reicher. Mit dem Erscheinen ihres dritten Studioalbums "Some People Have Real Problems" könnten nun noch einige hinzukommen.
Und als hätte es die Australierin endgültig satt, immer wieder an diesem Wunderwerk anrührender Schönheit gemessen zu werden, entzieht sie sich auf ihrer neuen Platte den immerwährenden Vergleichen, indem sie mit ungewohnt quirligen Pop-Songs aufwartet, die mit besagtem, sagenhaften "Breathe Me" kaum mehr etwas gemeinsam haben. Nur die rauchige Stimme hat sie sich bewahrt, mit der sie mal kraftvoll-klar, mal beseelt nuschelnd durch ihre leicht verschrobenen Texte huscht.
Dabei lässt sie es mit "Little Black Sandals" noch recht gemächlich angehen. Mit Zeilen wie "Thank you feet for guiding me, I'm glad somehow I've got brains down there at least" besingt sie den schwierigen Schritt, sich endlich von einer ungesunden Beziehung loszusagen und lädt zur Feier der frisch gewonnenen Freiheit einen putzigen kleinen Kinderchor ins Studio. Auch der folgende Song "Lentil" tänzelt sich mit seinem lässigen Walzertakt zunächst noch recht unauffällig in die Gehörgänge. Hier ein paar Klaviersprenkel, da ein paar Streicher, darunter ein fast fließender Bass – fertig scheint die wundervolle Ballade. Wären da nicht der allzu schleppende Refrain und das ausladende letzte Aufbäumen des Songs, in dem Sias Stimme zusehends von der unnötig opulenten Instrumentierung übertüncht wird. "Day Too Soon" leidet am selben Syndrom und wirkt mit seinen Orgelsounds gar wie eine aufdringliche Version von Sades "By Your Side", die zunehmend im Schmalz versinkt.
Doch es geht auch ohne Pomp. So zeigt sich Sia im spritzigen "The Girl You Lost To Cocaine" von ihrer frech-fröhlichen Seite und kreiert durch schwingende Klavier- und Bläserklänge eine völlig kitschfreie Gute-Laune-Nummer. "Academia" beweist durch schlitzohrige Lyrics und wundervoll harmonierenden Beckground-Gesang, dass Mathe tatsächlich Spaß machen kann. Und im nicht minder verspielten "Playground" tobt sich Sia schließlich vollends aus mit groovender Orgel, Handclaps und allerlei elektronischem Firlefanz. Nur das allzu bläserlastige "Electric Bird" strapaziert ein wenig die Hörnerven, ansonsten weiß die neue, leicht schrullige Sia durchaus zu gefallen.
Die schönsten Momente beschert sie dem Hörer aber nach wie vor mit eher leisen Tönen. So bestechen die gefühlvollen Klavierballaden "You Have Been Loved" und das Kinks-Cover "I Go To Sleep" durch eine zauberhafte Dynamik, die so manch anderer Song des Albums schmerzlich vermissen lässt. Den ganz großen Höhepunkt setzt jedoch "Beautiful Calm Driving", ein unheimlich seelenvolles Stück, das nach außen zwar recht unscheinbar wirkt, unter dessen Oberfläche es aber heftigst brodelt. Gedankenverlorene, melancholische Strophen münden in energiegeladenen Refrains. Unprätentiöse Streicher schweben über nuanciertem Klavier- und Schlagzeugspiel. Und man selbst sehnt sich nach einer einsamen Landstraße.
Im letzten Track "Lullaby" werden dem Hörer schließlich noch ein letztes Mal beide musikalischen Facetten der australischen Singer/Songwriterin vor Ohren geführt. Denn was als angenehm verschlafene Ballade mit perlendem Klavier und Glockenspiel beginnt, hat als krönenden Abschluss noch einen schmissigen Elektropop-Ohrwurm namens "Buttons" als Hidden Track zu bieten. Welche Sia man nun lieber mag, darf jeder für sich entscheiden. Sie selbst scheint jedenfalls mit beiden völlig im Reinen.
Fazit
Auch wenn Sia hier und da etwas zu dick aufträgt und dadurch über das Ziel hinaus schießt, bietet "Some People Have Real Problems" eine interessante Mischung aus feinfühligen Balladen und astreinen Pop-Songs.
Anspieltipps
The Girl You Lost To Cocaine
Beautiful Calm Driving
Lullaby/Buttons
Artistpage
Tracks
1. | Little Black Sandals | |||
2. | Lentil | |||
3. | Day Too Soon | |||
4. | You Have Been Loved | |||
5. | The Girl You Lost To Cocaine | |||
6. | Academia | |||
7. | I Go To Sleep | |||
8. | Playground | |||
9. | Death By Chocolate | |||
10. | Soon We'll Be Found | |||
11. | Electric Bird | |||
12. | Beautiful Calm Driving | |||
13. | Lullaby | |||
14. | Buttons |
Paulina Banaszek - myFanbase
27.01.2009
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (US): 08.01.2008Veröffentlichungsdatum (DE): 30.01.2009
Genre: Pop
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