Bewertung
Lily Allen

It's Not Me, It's You

Die Queen des rotzfrechen Girliepop ist zurück, um ihren zahlreichen Nachahmerinnen zu zeigen, wer noch immer die größte Klappe von allen hat: Lily Allen kleidet ihre stets intelligent-bissigen Texte in ein tanzbares Elektropop-Kostüm und bietet somit nicht nur gute Kost fürs Hirn, sondern auch für die Beine.

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Das Album trägt ja schon mal den aussagekräftigen Titel "It's Not Me, It's You", birgt aber neben dem zu erwartenden Beziehungsstress auch jede Menge anderer Themen. Bereits im Opener "Everyone's At It", der sich schnell als groovender Tanzflächenfüller entpuppt, lässt sich Allen über den allgegenwärtigen Drogenmissbrauch aus: "Why can't we all, all just be honest / Admit to ourselves that everyone's on it / From grown politicians to young adolescents / Prescribing themselves antidepressants".

Auch in der ersten Singleauskopplung "The Fear" wird nicht mit Kritik gespart: Hier geht es um die Schattenseiten des Celebrity-Daseins und der Konsum-Gesellschaft und darüber, wie schwer es fällt, dort zurechtzukommen – "I don't know what's right and what's real anymore / And I don't know how I'm meant to feel anymore".

"Not Fair", eine fetzige, fröhliche Nummer, zielt nun erstmals auf das männliche Geschlecht ab – und bedauert dies zugleich zutiefst, da der besungene Typ ja eigentlich so nett und zuvorkommend wäre, wenn es da nicht ein Problem gäbe: "When we go up to bed you're just no good / It's such a shame", klagt Allen und legt noch ein "You never make me scream" nach.

In "22" macht sie sich Gedanken über das Alter und die Vergänglichkeit, auch wenn die Frau, die sie in diesem Lied beschreibt, erst an die 30 ist – dennoch verkündet Allen im wie immer sehr eingängigen Refrain "Her life is already over". Mit den folgenden Nummern macht sich dann zum ersten Mal so etwas wie ein Durchhänger bemerkbar: "I Could Say" wirkt in so viel Synthie-Melodien verpackt doch ein wenig arg schwammig und kann nicht ganz überzeugen. Auch "Back To The Start" ist etwas zu sehr mit Elektronik überladen und verkommt zu einer Dance-Nummer, bei deren Refrain man Allen einfach nur wünscht, mal tief Luft holen zu dürfen.

"Never Gonna Happen" stellt wiederum ein Highlight der Platte dar: Es setzt auf Schunkelstimmung und ein Akkordeon und wird mit seiner Mischung aus kindlicher Unschuldigkeit und rotzfrechen Ansagen zu einem Song, den man schon beim ersten Hören einfach ins Herz schließen muss.

Das folgende "Fuck You", das als angenehmes Klavierstück daherkommt, beschäftigt sich mit Rassismus, Diskriminierung und George W. Bush, trägt aber im Refrain ein bisschen zu dick auf: "Fuck you very very much", singt Allen so zuckersüß und quietschfröhlich, dass es die Hälfte auch getan hätte.

Bei "Who'd Have Known" nimmt Allen schließlich das Tempo raus und zeigt sich von ihrer romantischen Seite, als sie von den Unsicherheiten und Gefühlen einer beginnenden Beziehung erzählt. "Chinese" wiederum hat zwar ebenfalls einen sehr einnehmenden Refrain, wirkt ansonsten aber eher unaufdringlich und bleibt nicht wirklich hängen.

Der vorletzte Song "Him" behandelt schließlich ein großes Thema: Gott. Allen fragt sich, wie er wohl zu unseren Handlungen oder beispielsweise dem 11. September steht und ob er selbst überhaupt noch den Durchblick hat: "He's lost the will, he can't decide / He doesn't know who's right or wrong / But there's one thing that he's sure of this has been going on too long".

Als Abschluss bietet "He Wasn't There" noch einmal eine locker-leichte Melodie mit einem kleinen Augenzwinkern und rundet somit gelungen das ganze Album ab.

Fazit

Auf ihrem zweiten Album "It's Not Me, It's You" zeigt sich Lily Allen zwar deutlich gereifter, aber noch genauso herausfordernd und frech, wenn es um Themen geht, die ihr am Herzen liegen. Musikalisch hat sie sich diesmal mehr dem Elektropop verschrieben, womit sie zwar voll im Trend liegt, manchmal aber auch ein bisschen zu dick aufträgt. Dennoch ist ihr ein intelligentes Album gelungen, bei dem fast jeder Song ein Ohrwurm ist und für gute Laune sorgt.

Anspieltipps

Everyone's At It

The Fear

Not Fair

Never Gonna Happen

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LilyAllen.de

MySpace-Profil

Tracks

1.Everyone's At It
2.The Fear
3.It's Not Fair
4.22
5.I Could Say
6.Go Back To The Start
7.Never Gonna Happen
8.Fuck You
9.Who'd Have Known
10.Chinese
11.Him
12.He Wasn't There

Stephanie Stummer - myFanbase
07.02.2009

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