No Line On The Horizon

Dreißig Jahre, zwölf Alben. Das sind im Durchschnitt ein Album alle zweieinhalb Jahre. Schon mal ziemlich beeindruckend. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass jedes dieser Alben Platinum-Status erreicht hat und fast jedes auf Platz 1 einer nationalen Chartliste war, dann kann man nicht anders, als den Hut vor dieser Band zu ziehen: U2 ist zweifellos ein Phänomen.

Es wäre unsinnig, das neueste Werk der Iren mit der Musik ihrer anderen elf Alben zu vergleichen – jedes Album ist ein musikalisches Erlebnis für sich und da macht "No Line On The Horizon" keine Ausnahme. Der Sound der Platte ist in ihren Grundzügen zunächst mal klassischer Rock, gepaart mit fantastischen Lyrics. Doch es ist kein Album, das einen sofort vom Hocker haut. Es braucht ein bisschen Zeit, um sich in Ohr und Herz einzuschleichen, aber wenn es das mal geschafft hat, dann zündet es schlagartig.

Gleich der erste und titelgebende Song des Albums vereint in sich alle Elemente, die U2 ausmachen: Ein kräftiger Sound, Bonos einzigartige Stimme und Songtexte, die aus der Seele sprechen... "I know a girl with a hole in her heart, she said infinity is a great place to start." Im wahrsten Sinne des Wortes "Magnificent" geht es weiter: Mit einem leicht elektrisch angehauchten Intro steigt der Song schnell wieder in Gitarrenrock um und bietet eine tolle Überleitung zu dem etwas ruhigeren Lied "Moment of Surrender", welches erneut von Bonos großartigem poetischen Talent zeugt: "Two souls too smart to be in the realm of certainty, even on our wedding day we set ourselves on fire." Nach diesem eher traurigen Song schlägt auch "Unknown Caller" zunächst leise Töne an, wird aber bald zu einem euphorischen Song, dessen Melodie später auch mit Blasinstrumenten unterlegt wird. The Edge liefert zudem ein klasse Gitarrensolo.

An fünfter Stelle kommt mit "I'll Go Crazy If I Don't Go Crazy Tonight" ein weiterer Spitzensong, gefolgt von "Get On Your Boots", welcher eher auf der fetzig-rockigen Schiene fährt, aber genau deshalb Spaß macht. Tatsächlich will man bei diesem Song einfach nur aufstehen und rumtanzen. Ebenso fröhlich ist "Stand Up Comedy". Etwas ernster und melancholischer angehaucht ist da schon "FEZ – Being Born", was aber noch lange nicht heißt, dass dieser Song ruhig ist – ganz im Gegenteil, er ist laut, er ist kreischend. Wirklich ruhig hingegen ist Song #9, "White As Snow", einer von zwei Songs, der von U2 mit Brian Eno und Danny Lanois geschrieben wurde, den beiden Produzenten, die schon seit über zwei Jahrzehnten mit der Band zusammenarbeiten. Traurig, ja fast schon tragisch sinniert dieser Song über das Leben.

Mit einem schnelleren Song, "Breathe", setzt das Album dann in die finale Runde an und endet mit "Cedars of Lebanon", einem langsamen Song mit einer deutlichen politischen Message. Und wieder schimmert es durch, wie vielschichtig die Lyrics von U2 doch sind, wie tiefgründig und metaphorisch... "This shitty world sometimes produces a rose, the scent of it lingers and then it just goes."

Fazit

Wie der Duft einer Rose verweilt auch der Klang dieses Albums noch länger. Und man kommt zu dem Schluss, dass man vor dieser Band nochmals den Hut ziehen sollte – denn auch das zwölfte Album zeugt von einer elektrisierenden musikalischen Energie, die diese Band auch nach dreißig Jahren immer noch besitzt.

Anspieltipps

No Line On The Horizon

I'll Go Crazy If I Don't Go Crazy Tonight

Get On Your Boots

Breathe

Artistpage

U2.com

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