Bewertung
Kelly Clarkson

All I Ever Wanted

Einen bitteren Beigeschmack hinterlässt das vierte Album der American-Idol-Gewinnerin von 2002 schon. Während sie ihren kommerziellen Vorgängeralbumflop "My December" fast komplett alleine schrieb und komponierte, holt sie sich für "All I Ever Wanted" wieder eine Menge Fremdhilfe von namenhaften Produzenten wie One-Republic-Frontmann Ryan Tedder. Alles andere als erstaunlich ist auch, dass Kelly Clarksons neues Album wie eine gezielte Kopie von ihrem Megaseller "Breakaway" klingt. Schlecht ist das jedoch ganz und gar nicht, aber alles der Reihe nach:

Foto: Copyright: RCA Records
© RCA Records

Das vierte Werk des texanisches Stimmenwunders beginnt mit der erfolgreichen Vorabsingle "My Life Would Suck Without You". Ein Stück, das doch sehr an ihren eigenen Hit "Since You've Been Gone" erinnert. Das Lied klingt wie eine Adaption, mit einer Prise mehr Dorftanzflair. Ein Ohrwurm der besseren Sorte bleibt es aber alle mal. Das erste musikalische Problem fällt dann aber bereits mit "I Do Not Hook Up" auf. Dank einigen Internetsuchseiten erfährt man schnell, dass nicht nur dieser Song von Katy Perry komponiert wurde. Doch es bleibt nicht dabei, auch "Whyyawannabringmedown", "All I Ever Wanted" (von der unbekannten Band Aranda) und "If No One Will Listen" (von Keri Noble) sind reine Coverversionen.

"I Do Not Hook Up" klingt leider auch extrem nach Katy Perry und passt nicht wirklich zur Stimmenfarbe von Kelly Clarkson. Wesentlich schöner klingt die Power-Ballade "Cry", in der Kellys Stimme im Vordergrund steht und das völlig zurecht. Der Song beweist mit was für einer talentierten Sängerin wir es hier zu tun haben. Der Song verlässt zwar nicht das typische Balladenschema, überzeugt aber durch die stimmliche Vielfalt. Mit "Don't Let Me Stop You" folgt eines der Highlights des Albums. Bereits die Strophe reißt mich als Hörer mit, aber der Chorus überflügelt das noch mal mit Leichtigkeit. Ein Song der Spitzenklasse, der perfekt für Kelly Clarksons Stimme geschrieben wurde. Der Titelsong "All I Ever Wanted" erreicht kaum das Durchschnittsniveau und fällt durch einen penetranten Refrain auf. Positiver stimmt mich da schon die Ryan-Tedder-Ballade "Already Gone". Dabei handelt es sich nicht um einen Hochkaräter, aber als Lückenfüller der besseren Sorte funktioniert die Nummer schon. Etwas spannender hätte die Kompositionen Tedders jedoch schon sein können. Wer die Australierinnen von The Veronicas kennt, weiß so ungefähr wie "If I Can't Have You" klingt. Eine treibende, stampfende Dancepopnummer mit übertrieben viel Wumms. Der Song ist nicht schlecht, aber im Gesamtkontext doch völlig fehl am Platz. Besonders der Vocoderpart zum Ende wirkt doch mehr als überflüssig.

Keine Sorge, das Album klingt wesentlich besser, als es sich bis jetzt gelesen hat. Dafür sorgt schon allein die Ballade "Save You". Hier beweist Ryan Tedder Fingerspitzengefühl und schreibt praktisch einen One Republic Song für Kelly Clarkson. Diese interpretiert die Nummer mit viel Gefühl, ohne in extremen Pathos abzuschweifen. Mir gefällt der Song trotz seiner musikalisch simplen Handlung, große Stücke erwartet hier sowieso niemand. Für eine kleine Überraschung kann das plötzliche Erklingen eines Klavierzwischenspiels jedoch schon sorgen. Richtig Vollgas gibt die Coverversion von "Whyyouwannabringmedown", mit harten Drums, einfach Gitarrenriffs und einer tatsächlich gut rockenden Stimme Clarksons. Etwas schwächer ist dann wieder die Clarkson-Interpretation vom Katy-Perry-Song "Long Shot". Allerdings gibt die lahme Komposition auch wirklich nicht viel für Kellys starke Stimme her.

Das nächste große Highlight ist aber nicht weit entfernt. Die Keyboardeinspieler von "Impossible" stoßen zwar an die Grenzen des guten Geschmacks, jedoch hebt die wuchtige Stimme von Miss Clarkson das Niveau des Stücks an. Der Song hat enormes Singlepotential und gehört zu den besten auf dem Album. Dass die große Stärke des Albums in der Abwechslung liegt beweist auch "Ready". Das Stück wird spärlich von zahmen aber gut gesetzten Keyboards begleitet, wird dann allerdings im Refrain rockiger. Dieser geht auch gut ins Ohr und rundet den insgesamt sehr schönen Song vollendet ab. Gelungen ist auch der Versuch, einen Song im Sixties-Supremes-Stil aufs Album zu packen. "I Want You" ruft zwar gelegentlich "Langeweile", weiß aber zu gefallen. Zuletzt liefert uns das Album mit "If No One Will Listen" noch eine recht gute Ballade, die im Mittelteil des Albums aber besser aufgehoben wäre.

Fazit

Kaum zu glauben, dass es zu einem solchen Popwerk soviel zu sagen gibt. Aber wie schon gesagt, liegt die große Stärke des Albums in den Abwechslungen der Kompositionen. Die verschiedenen Songwriter und Musikstile kommen der Platte sehr zu gute. Das Album enthält einige wirklich starke Songs, viele Lückenfüller aber mit "If I Can't Have You" nur einen schwachen Song. "All I Ever Wanted" wird ein Megaerfolg und Kelly Clarkson wieder in die Erfolgsspur bringen. Traurig nur, dass sie ihre eigenen Songwritingfähigkeiten damit erstmal begraben muss.

Anspieltipps

Don't Let Me Stop You

Save You

Impossible

Ready

Artistpage

KellyClarkson.de

Tracks

1.My Life Would Suck Without You
2.Do Not Hook Up
3.Cry
4.Don't Let Me Stop You
5.All I Ever Wanted
6.Already Gone
7.If I Can't Have You
8.Save You
9.Whyyawannabringmedown
10.Long Shot
11.Impossible
12.Ready
13.I Want You
14.If No One Will Listen

Christian Finck - myFanbase
11.03.2009

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