Es Brennt So Schön

So ganz allein war Olli Schulz bei der Produktion natürlich auch nicht. Ein Teil der Platte nahm er mit seinem langjährigen Weggefährten Swen Meyer in Hamburg auf, den anderen in Berlin mit Moses Schneider, der schon beim direkten Vorgänger von 2006, "Warten Auf den Bumerang" seine Finger im Spiel hatte. Hamburg und Berlin – früher und heute. Für sein Heimatbundesland Hamburg trat er im Februar bei Stefan an, in Berlin lebt Olli Schulz zur Zeit aus freien Stücken. Allein das gibt dem Album vielleicht einen Hauch mehr Authentizität als jenen, die in den schicksten Hochglanz Studios in aller Welt aufgenommen wurden.

Nun ist es einmal unbestritten so, dass Olli Schulz ein Gespür für ebenso einprägsame, wie originelle Titel hat. Auch mit dem aktuellen CD-Cover beweist er Händchen: Mag sein, dass der junge Knabe mit geballten Fäusten auf selbigem als Querverweis zu einem bekannten Boxer mit namentlichen Parallelen zu verstehen ist. Ob oder ob nicht, ist die Thematik des Boxens, des Sportes allgemein, wahrlich vortrefflich gewählt. Vielleicht sind es mehr als andere die Athleten, die um die berühmten zwei Seiten der Medaille wissen: Zu lieben, was man tut. Und zu hassen, es nicht lassen zu können. Wenn die Kräfte nachlassen, trotzdem weiter rennen. Und wenn einem die Luft ausgeht, nach oben in den Himmel schauen und sehen, dass er blau ist. Hauptsache, das Feuer brennt.

Es ist die Tatsache, dass man stets sehr genau weiß, wovon der sympathische Schulz spricht, die einem die elf Lieder auf "Es Brennt So Schön" so schnell so nah bringt. Der Mann mit einem Namen, hierzulande so exotisch wie eine Kuh im Münsterland, mit bestechender Innensicht und Weitblick zugleich. Und dem Banjo auf seiner CD, das die ganze Platte auch musikalisch frisch hält. Wenn es nach der bescheidenen Meinung der Rezensentin ginge – was es an dieser Stelle glücklicherweise tut –, findet Olli Schulz' Werk bereits zur Halbzeit in allen Belangen seinen Höhepunkt: Nämlich durch "Wie Sie", mit einer Melodie wie ein Herzschlag, mit der Intensität der ersten großen Liebe, und mit so viel Gefühl hinter jedem abgeklärt vorgetragenem Wort, dass es in seinem tiefen Kern einen Beigeschmack hinterlässt – ebenso bitter, wie süß.

"Und Du hast so darum gekämpft, dass man das Leben nicht verlernt", heißt es in "Isabell", die sich an zehnter Stelle ihren eigenen Träumen hinterher sehnt. Das bereits besagte Feuer kam ihr vielleicht abhanden – Olli Schulz hingegen nicht. Isabell suchte "tapfer nach dem Glück", der Hörer hat mit "Es Brennt So Schön" ein kleines Stück davon vielleicht schon gefunden. Die gute Nachricht: Ohne Marie ist Olli Schulz sicherlich kein halber Mensch, geschweige denn Musiker. Kurzweilig, facettenreich und nicht immer so fröhlich wie es sich oberflächlich zunächst vermuten lässt, sind seine elf neuen Stücke geworden, die so ziemlich nichts auslassen. Wer lebt, dem ist kein Gefühl auf diesem Album fremd. Einen weiteren Leckerbissen serviert er mit dem finalen "Wenn Die Sonne Wieder Scheint", das als wunderbares Kontrastprogramm zum forschen Opener "Ab Jetzt Tut's Nur Noch Weh" daher kommt. Beschwingt besingt der gebürtige Hamburger den ganz alltäglichen Wahnsinn, der einen bei längerer Betrachtung dann und wann eben doch so gekonnt, wie charmant um den Finger zu wickeln vermag, und die großen und kleinen Katastrophen, den Weltschmerz sowie die abgelaufene Milch im Kühlschrank für eine Weile vergessen lässt. Und leistet somit das ideale Plädoyer für eine abwechslungsreiche Langspielplatte, die von der seufzenden Schwermut des Seins zu berichten weiß, und auch von der Leichtfüßigkeit des Lebens.

Anspieltipps

Ab Jetzt Tut's Nur Noch Weh

So Lange Einsam

Wie Sie

Wenn Die Sonne Wieder Scheint

Hörprobe

Hört euch alle Lieder des Albums "Es Brennt So Schön" an. Hier geht es zur Hörprobe.

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OlliSchulz.com

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