Surfing
Den selten dämlichen Namen "Megapuss" trägt das Projekt, das der schrägste aller Käuze Devendra Banhart gemeinsam mit seinem schrägen Freund Greg Rogove von Priestbird und dem nicht ganz so schrägen Strokes-Drummer Fab Moretti am Ende des letzten Jahres der Welt vorgestellt hat: Über das angsteinflößende Cover (Devendra und Greg zeigen sich so, wie Gott sie geschaffen hat, und feiern dies mit wehenden Mähnen und wirbelnden Säbeln) sollte man mal gnädig hinwegsehen, auch bei den teilweise arg derben oder auch einfach nur dämlichen Textpassagen sollte man lieber mit einem Ohr (oder auch allen beiden Ohren) weghören. Nur dann kann man ein Album erkennen, das einfach herrlich abgefahren ist und auch gar nichts anderes sein will.
Stilistisch wandeln Devendra und Co auf den Spuren der 60er-Psychedelic-Musik und jonglieren gekonnt mit blumigem Oldies-Pop und freakigem Folk – und nehmen sich dabei selbst kein bisschen ernst. Das ist auch das Tolle an dem Album: Durch die Gelassenheit, mit der sie an die Sache herangehen, gelingt es ihnen, eine völlig unverkrampfte Songsammlung zu präsentieren, bei der der Spaßfaktor zwar im Vordergrund steht, die Musik selbst sich aber auch nicht verstecken muss.
Obwohl die Melodien nur mal so kurz eben hingeworfen wirken, gehen sie mit einer Leichtigkeit ins Ohr, für die andere Musiker eine halbe Ewigkeit im Studio verbringen. Devendra und Greg haben aber anscheinend einfach einen fetten Joint durchgezogen und getan, worauf sie gerade Lust hatten. Und so wird auf der Platte gedudelt und gefidelt und geblödelt und geklimpert, was das Zeug hält.
Dabei entstehen so interessante Titel wie "Duck People Duck Man" – "You say we eat too many oranges / But we just believe in vitamin c" heißt es hier recht schön. Mit dem raffiniert angelegten "Adam & Steve" darf es dann auch mal ein wenig temporeicher zugehen, während sich "Theme From Hollywood" als verkappte Surfer-Nummer entpuppt und ein richtig groovendes Sixties-Gefühl hervorruft. "Lavender Blimp" setzt da noch eins drauf und würde sich hervorragend als Hymne für einen Hippie-Aufmarsch eignen: "We are the ones who come from the sun / We are the ones who come for the fun" tönt es einem blumig entgegen.
Je weiter das Album allerdings fortschreitet, desto weniger trifft man auf musikalisches Augenzwinkern – stattdessen verstrickt es sich immer mehr in verträumten, ausgedehnten Stücken (beispielsweise "Sayulita"), die vielleicht wohl durchdacht sind, auf dem Album aber etwas deplatziert, bremsend und belanglos wirken.
Hier macht schon langsam auch wieder der Fehler auf sich aufmerksam, der beinahe jedes Soloalbum von Devendra Banhart begleitet: Der gute Mann ist einer der Musiker, die vor Ideen nur so übersprudeln und jede einzelne davon auf dem Album unterbringen müssen. So hat man auch bei dieser Platte gegen Ende das Gefühl, dass sie mit einer reduzierteren Anzahl an Songs besser gewirkt hätte – dann hätte man die eigentlichen Ideen besser ausarbeiten und die halbfertigen Songskizzen weglassen können.
Was die Lyrics betrifft, so muss man sich wohl teilweise damit abfinden, dass die Herrschaften von Megapuss über eine sehr spezielle Art von Humor verfügen, gern mal ein "Fuck the president in his asshole" vom Stapel lassen ("Gun on His Hip and a Rose on His Chest") und auch sonst literarische Ergüsse liefern, die kaum ernst genommen werden können.
Fazit
"Surfing" ist in erster Linie dem Spaß und der Experimentierfreudigkeit gewidmet – und es macht auch tatsächlich Spaß, Devendra Banhart und seinen Kollegen dabei zuzuhören, wie sie vor lauter Übermut und Irrsinn plötzlich auf Melodien und Songgerüste stoßen, die einen ganz speziellen Charme entwickeln. Andererseits schlagen sie lyrisch und auch längenmäßig teilweise ein bisschen über die Stränge, sodass sich das alte Sprichwort "weniger ist mehr" wieder einmal bewähren würde.
Anspieltipps
Duck People Duck Man
Adam & Steve
Theme from Hollywood
Artistpage
Tracks
1. | Crop Circle Jerk '94 | |||
2. | Duck People Duck Man | |||
3. | To the Love Within | |||
4. | Adam & Steve | |||
5. | Theme from Hollywood | |||
6. | Surfing | |||
7. | Lavender Blimp | |||
8. | Mister Meat (Hot Rejection) | |||
9. | Hamman | |||
10. | Gun on His Hip and a Rose on His Chest | |||
11. | Chicken Titz | |||
12. | Sayulita | |||
13. | Older Lives | |||
14. | Another Mother |
Stephanie Stummer - myFanbase
24.03.2009
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (US): 04.11.2008Veröffentlichungsdatum (DE): 14.11.2008
Genre: Pop, Jazz
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