Motown 50
Es gibt musikalische Eintagsfliegen, und es gibt Lieder, die Jahrzehnte überdauern. Selbstverständlich existieren nicht zuletzt auch One-Hit-Wonder, die weder Tag, noch Stunde kennen, doch von denen soll hier nicht die Rede sein. Denn wenn ein Label-Best-Of auf den Markt geworfen wird, und noch dazu Motown drauf steht, darf man sich gänzlich sicher sein, dass bis über den Füllstrich hinaus feinste Soulmusik drin steckt.
Motown hat was zu feiern. Das sieht man. Und das hört man auch. Das Label ist das Lebenswerk von Berry Gordy jr., der mit schlappen – noch dazu zusammengeborgten – 800 US-Dollar ein wahres Imperium aufziehen sollte. Man könnte nun von glücklicher Fügung sprechen, dass nahezu alles, was unter dem Namen Motown erschien, zu Gold wurde. Doch kein anderes Ziel hatte Gordy jr. bei der Labelgründung am 12. Januar 1959, welches zunächst nahezu familienintern betrieben wurde. Unheimlich schnell kam das Projekt ins Rollen, und nahm zunehmend immer mehr Fahrt auf: Seither erklommen bald 200 Songs aus der musikalischen Goldschmiede die Chartspitze.
Die Songs inspirierten bis heute ganze Künstlergenerationen, und trafen ihre Hörer mitten ins Herz. Und wenn diese Musik so viele Leute erreichen konnte und noch immer bewegt, möchte man ihnen etwas zurückgeben. Man möchte Danke sagen und anerkennen, dass eben diese Menschen das Projekt "Hitsville" – ein Prädikat, das sich das Label bald und völlig zu Recht erarbeitet hatte – überhaupt erst möglich machten. Deshalb ließ man die eigenen Fans darüber entscheiden, welche zwanzig Songs aus fünfzig Jahren Erfolgsgeschichte es aufs Jubiläumsalbum schaffen sollten. Das ist, neben der nicht zuletzt auch verkaufsstrategischen Komponente, eine reizende Idee. Und so verwundert es nicht weiter, dass sich auf dieser Zusammenstellung Welthit an Welthit reiht – wenn auch nicht immer in der vermeintlich gängigsten Version.
So glänzen auf Position eins der CD nicht Marvin Gaye und Tammi Terrell mit "Ain't No Mountain High Enough", sondern Diana Ross. Die große Klasse des Songs bleibt dabei natürlich unberührt. Überhaupt kann man sich bei dieser Zeitreise keine reelle Gefahr vorstellen, die diese Perlen entzaubern könnte. Nicht nur die Interpreten lesen sich wie ein Teil des Who Is Who des Soul. Ein schweifender Blick über die Tracklist löst in den Bereichen des Hirns, die für Musik, Liebe, schöne Momente und deren Erinnerungen zuständig sind, unwillkürlich Alarm aus. Denn allein beim Lesen von Titel zu Titel kehren dem stolzen Sampler-Besitzer die entsprechenden Refrains und Melodien ins Gedächtnis zurück. Die sind nämlich da, und bei Musikfreunden zu jeder Tages- und Nachtzeit abrufbar. So können auch Jüngere, die zeitrechnerisch gar nichts mit diesen Motown-Klassikern am Hut haben müssten, morgens um vier mühelos die Texte herunterbeten: Brrring "Guten Morgen, wie geht es weiter nach ‚Stop in the...'?" – "...before you breeeak my heart". Geeenau.
Fazit
Zeitlos. Das ist die Musik von Motown. Nicht umsonst trägt die feierliche Compilation den Untertitel "Yesterday – Today – Forever". Seinerzeit setzte man unter Berry Gordy jr. fortwährend neue Maßstäbe, die oft nur durch labeleigene Künstler erreicht werden konnten. Heutzutage pflastern zahlreiche Songs aus dem gutem Hause Motown als Meilensteine der Musikgeschichte den Weg. Kaum ein Musikfreund, dem die zwanzig Songs böhmische Dörfer sind. Dementsprechend bleibt zu ihnen selbst nicht mehr viel zu sagen. Um es letztendlich mit den so treffenden Worten von Martha Reeves doch zu tun: "All we need is music, sweet music" – und die bietet Motown zweifelsfrei. Hoffentlich auch noch in den nächsten fünfzig Jahren.
Anspieltipps
Ain't No Mountain High Enough
Stop! In The Name Of Love
Let's Get It On
Please Mr. Postman
You Can't Hurry Love
Ain't No Sunshine
For Once In My Life
Tracks
1. | Ain’t No Mountain High Enough | Diana Ross | ||
2. | ABC | The Jackson 5 | ||
3. | Papa Was A Rollin’ Stone | The Temptations | ||
4. | Stop! In The Name Of Love | The Surpremes | ||
5. | Dancing In The Street | Martha Reeves & The Vandellas | ||
6. | The Tears Of A Clown | Smokey Robinson & The Miracles | ||
7. | Rockin’ Robin | Michael Jackson | ||
8. | Let’s Get It On | Marvin Gaye | ||
9. | My Guy | Mary Wells | ||
10. | Please Mr. Postman | The Marvelettes | ||
11. | You Can’t Hurry Love | The Surpremes | ||
12. | I Want You Back | The Jackson 5 | ||
13. | I Heard It Through The Grapevine | Marvin Gaye | ||
14. | Say You, Say Me | Lionel Richie | ||
15. | Ain’t No Sunshine | Michael Jackson | ||
16. | My Girl | The Temptations | ||
17. | Don’t Leave Me This Way | Thelma Houston | ||
18. | I’ll Be There | The Jackson 5 | ||
19. | Easy | Commodores | ||
20. | For Once In My Life | Stevie Wonder |
Aljana Pellny - myFanbase
30.03.2009
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 27.03.2009Genre: Soul
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