Bewertung
Vetiver

Tight Knit

Nicht nur dem Oberfreak Devendra Banhart, der seinem Freund Andy Cabic und dessen Bandmitgliedern gern mal unter die Arme greift (sei es durch musikalische Beteiligung oder einfach nur durch kräftiges Rühren der Werbetrommel), haben es Vetiver zu verdanken, dass ihre Popularität in der letzten Zeit gestiegen ist: Seit ihrem 2008er Album "Thing of the Past", bei dem sie sich mehr oder weniger bekannte Lieblingsstücke zur Neuinterpretation vorgenommen haben, ist es kein Geheimnis mehr, dass Vetiver ein besonderes Gefühl für schöne, schwärmerische Melodien haben.

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Auch wenn sie oft gemeinsam mit ihrem Kumpanen Devendra in die Schublade "Freak Folk" gesteckt werden, so liegt bei ihnen doch eindeutig mehr die Betonung auf dem Wörtchen "Folk". Diesem verpassen sie sogar zeitweise einen sehr poppigen Einschlag, der auch schon "Thing of the Past" ausgezeichnet hatte und das aktuelle Album zu einem unbeschwerten Hörvergnügen macht.

Die Songs auf der ersten Hälfte des Albums geraten teilweise allerdings eine Spur zu ruhig: Cabics Stimme, die immerzu sanft wie ein Lamm klingt, schwebt geradezu über den unaufdringlichen, ineinander verwobenen Gitarrenklängen und wirkt auf den Hörer einlullend – auf den Hörer, der nicht genau hinhört, vielleicht sogar etwas einschläfernd. Stücke wie "Through the Front Door" und "Down from Above" muss man einfach sehr aufmerksam und in einer gewissen Lautstärke hören, damit sie ihre volle Wirkung entfalten können. Selbst das nach einer Zeit so eingängig wirkende "Everyday" braucht eine Weile, bis es so richtig zündet.

Mit dem passenden Titel "On the Other Side" wird der flottere und poppigere Teil des Albums eingeleitet: Als wären Vetiver aus dem Winterschlaf erwacht, packen sie gleich ein paar Melodien aus, die einen einfach nur fröhlich stimmen und an laue Sommernächte und Lagerfeuer erinnern.

Cabics Stimme, so unaufdringlich sie manchmal auch sein mag, verfügt doch über eine herausragende Eigenschaft: Nachdem man sie ein paar Mal gehört hat, fühlt sie sich schon so sehr vertraut an, als hätte man ihr bereits sein ganzes Leben lang gelauscht. Und bei solchen Songs lauscht man ihr auch gerne weiter: "More of This" setzt an Schwung und Pepp noch eins drauf und entpuppt sich als lustige Zehenwackel-Nummer, deren ohrwurmverdächtigem Refrain kaum jemand widerstehen kann.

"Another Reason to Go" lässt ein paar Bläser mit auf den Spielplatz, auf dem mittlerweile ein kunterbuntes Treiben stattfindet: Verschnörkelt, ausufernd und selbstbewusst agieren Vetiver und laufen dabei immer mehr zur Höchstform auf. Die vorletzte Nummer "Strictly Rule" empfängt mit einer aufregenden Bass-Line, steigert sich in der Mitte zu einem dichten Klangteppich und kehrt dann wieder lässig zur ursprünglichen Melodie zurück – eindeutig ein Highlight!

Mit "At Forest Edge" präsentieren Vetiver letztendlich noch einen Song, der wie ein Traumgespinst daherkommt, sich schillernd ausbreitet, für eine ganz eigenartige Atmosphäre sorgt und irgendwie schwer greifbar ist.

Fazit

Im Vergleich mit "Thing of the Past" zieht "Tight Knit" zwar den Kürzeren – dennoch ist es ein wunderbar leichtfüßiges Folk-Pop-Album geworden. Dass die ersten paar Songs etwas schwächeln, macht die zweite Hälfte des Albums locker wieder wett.

Anspieltipps

Everyday

More of This

Strictly Rule

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Vetiverse.com

Tracks

1.Rolling Sea
2.Sister
3.Everyday
4.Through the Front Door
5.Down from Above
6.On the Other Side
7.More of This
8.Another Reason to Go
9.Strictly Rule
10.At Forest Edge

Stephanie Stummer - myFanbase
31.03.2009

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