Bewertung
Nobelpenner

Meinten Sie Nibbelpeter

Wie ernst kann man eine Band nehmen, die ihr Album nach dem Alternativvorschlag benennt, der erscheint, wenn man bei Google "Nobelpenner" eingibt?! Diese Zeiten sind natürlich längst vorbei, mittlerweile wird man gleich auf ihre MySpace-Seite verwiesen und erhält dort die Information, dass Nobelpenner in die Kategorie "melodramatischer Pop-Song/Breakcore/Classic Rock" gehören. Noch immer nicht schlauer geworden, muss man letztendlich etwas genauer in ihre Musik hineinhorchen – und stellt sich dann noch immer die Frage: Quatschköpfe oder talentierte Musiker? Geschickte Kritiker oder einfach nur Blödler?

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Das Intro, das einen auf "Meinten Sie Nibbelpeter" empfängt, schreit mal deutlich nach "Blödler": "P.Y.S.O.T.R.A.D." steht für "Put Your Schniedel on the Record and Dance" und lässt einen erst mal befürchten, dass es in ähnlicher Manier weitergehen wird.

Uwe, Hansen und Roland, oder Horst, Horst und Bernd, wie ihre aufschlussreichen Künstlernamen lauten, wissen aber schon ab dem zweiten Track zu überraschen: Das mit einem knarzenden Beat versehene "Hölle" wirkt sofort anziehend und besonders Uwe/Horst schafft es, gesangstechnisch einen Spagat zwischen Lässigkeit und versteckter Bissigkeit zu vollführen, der einen bleibenden Eindruck hinterlässt. "Meine Seele ist kassiert, schon längst verbraten und verpfändet", verkündet er und verspricht: "Wir sehen uns alle in der Hölle."

So munter, wie man in das Album startet, geht es auch weiter – vor allem die musikalische Vielfalt, die Nobelpenner aufweisen können, ist wirklich beachtlich: Mit einem Aufnahmegerät, das für 500 Euro auf eBay erworben wurde, jeder Menge Samples und der privaten Instrumente-Sammlung gelang es ihnen, einen überschäumenden Mix aus Banjo-Nummern ("Elektrischer Zaun", "Engste Freundin"), melodieverliebten Pop-Nummern ("Zuhause"), Hip-Hop-lastigen Stücken ("Müde") oder klassischen Schunkelliedern ("Hamburg Lied") zusammenzustellen.

Diese verschiedenen Zutaten machen das Album auf jeden Fall sehr kurzweilig und abwechslungsreich, zeitweise sogar zu sehr darauf bedacht, möglichst alles rauszuhauen. Auch was die Thematik betrifft, haben Nobelpenner so einiges in petto: Wir haben Seelenschmerz und Frust ("Fuck the World, olé"), problematische One-Night-Stands ("Unbekannter Schrank"), ihre Heimatstadt Hamburg, die romantischen Gefühle für eine Verkäuferin in einem Coffee Shop ("Mädchen von Balzac") und vieles mehr.

Die Songs werden meist mit einer gewissen Ironie herübergebracht, die wie im Fall von "Solo" köstlich ausfallen können – der Song beginnt mit einem herzergreifenden Gitarrensolo, bis Uwe/Horst schließlich einfällt: "Und ich dacht schon, so ein Solo muss wohl endlos sein, da kamst du mit kurzem Rock". Wenn einem aber in Endlosschleife "Elektrischer Zaun, elektrischer Zaun, elektrischer Zaun " ins Ohr gesäuselt wird, findet man das irgendwann nicht mehr so witzig und originell.

Diese Hin- und Hergerissenheit begleitet den Hörer so ziemlich das ganze Album über: Auf der einen Seite riecht "Meinten Sie Nibbelpeter" nach einem bloßen Spaßprojekt, auf der anderen Seite stößt man an jeder Ecke auf soviel Potenzial und Talent, sodass man sie nicht einfach in eine bestimmte Schublade stecken kann - vielleicht hatten sie aber auch gerade das im Sinn.

Fazit

Nobelpenner präsentieren auf "Meinten Sie Nibbelpeter" einen abwechslungsreichen Stilmix, der sich durchaus nicht verstecken muss – die Tatsache, dass man aber nie genau weiß, wie ernst (oder unernst) es ihnen mit ihren Stücken und Texten ist, lässt den Hörer etwas ratlos und unbefriedigt zurück.

Anspieltipps

Hölle

Mädchen von Balzac

Hamburg Lied

Artistpage

MySpace-Profil

Tracks

1.P.Y.S.O.T.R.A.D. (Intro)
2.Hölle
3.Fuck The Wörld, Olé!
4.Unbekannter Schrank
5.Elektrischer Zaun
6.Solo
7.Zuhause
8.Müde
9.Mädchen Von Balzac
10.Hollywood
11.Hamburg Lied
12.Engste Freundin
13.Nie Mehr Wieder
14.Verarscht (Outro)

Stephanie Stummer - myFanbase
04.04.2009

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