Bewertung
Kilians

They Are Calling Your Name

Dinslaken, 2005: Eine Schülerband formiert sich zu The Kilians und bahnt sich ihren Weg. Nach diversen Auftritten als Support für Björn Dixgård (Mando Diao) oder den Babyshambles sowie der Veröffentlichung ihres ersten Albums "Kill the Killians" (2007) (nur noch als Kilians) steht anno 2009 für die junge Band das zweite Album ins Haus: "They Are Calling Your Name".

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Über das Beherrschen von Instrumenten sollte man eigentlich nichts sagen müssen, denn das ist eine Grundvoraussetzung für den Erfolg einer Band. Ähnlich verhält es sich mit der Stimme des Leadsängers. Doch dort lässt sich weniger objektiv über die Qualität entscheiden. Und so passiert es, dass Riffs, Melodien und Akkorde sofort ins Ohr gehen, allerdings eine subjektiv als unangenehm empfundene Stimme dies schnell vergessen lässt. Zum Glück ist das bei Kilians nicht der Fall. Hier bleiben sowohl die Musik, als auch die Stimme von Simon den Hartog fest im Gehörgang stecken – und das für Länger.

Dinslaken ist der Ursprung dieser Band, die nach "Kill the Kilians" mit "They Are Calling Your Name" bereits ihr zweites Album veröffentlicht. Behutsame Weiterentwicklung des für die Fünf typischen Sounds sowie etwas ausgereiftere Texte machen dieses Album aus. Doch es war auch nicht das Ziel der Fünf anders zu klingen, daher knüpfe das Album direkt an den Vorgänger an, so Simon den Hartog.

Der erste Eindruck macht jedoch klar: Das oft so gefürchtete "Zweite Album" der Kilians ist ein Glanzstück. Denn von Anfang an merkt man der Platte keinerlei Einheitsbrei an. Jeder Song entfaltet seine eigene Atmosphäre und wirkt für sich. Sowohl ruhigere als auch schnellere Passagen ziehen am Ohr vorbei, sehr gelungen angeordnet und nicht auf die Grenzen eines Songs beschränkt. Denn das ist die Stärke eines jeden Kilians Songs: Variation des Tempos, Überraschungsmomente schaffen.

So beginnt der Silberling gewohnt rockig mit "The Lights Went Off" und steigert sich mit "Tackern" (einem Song, dessen Name die musikalische Untermalung bestimmt) und "Hometown" (eine Hymne für Leute, die ihre Heimat verlassen haben, ihr trotzdem viel verdanken und stolz auf sie sind) in seiner Geschwindigkeit, jedoch nie homogen oder linear. Ruhigere Töne, wie beispielsweise der Singleauskopplung "Said & Done" oder "Used to Pretend", werden von Uptemponummern durchbrochen. Dadurch wird "Legally Fly" zu einem der eingängigsten Tracks auf dem Album.

Auch in der zweiten Hälfte des Albums wird es nicht langweilig: "She's So Tired", "Who Will Win" und "Vulture's Ballroom" (mit einem genialen Ende, das mir jedes mal eine Gänsehaut – im positiven Sinne – bereitet) stehen auf der Seite der nachdenklicheren, gemäßigten Songs. Während "Innosence" und "You Should Be Thinking of Me" auf der Seite der schnelleren Songs dem gegenüber stehen. Mit "12 Boxes" geht wie beim Vorgänger-Closer "P.L.E.A.S.U.R.E." die Reise durchs Kilians-Klangwunderland viel zu schnell zu Ende. Und so bleiben 12 ausnahmslos gute Songs im Gehörgang stecken und wollen da nicht so schnell wieder raus.

Fazit

Kaum eine Band schafft es, so mit Melodien, Tempowechseln und Instrumentaleinsätzen ins Schwarze zu treffen, wie die Kilians. Eine junge deutsche Band, die qualitativ hochwertige Musik liefert und der man unterstellen könnte, bereits deutlich erfahrener zu sein. Hut ab vor einem grandiosen zweiten Schlag gegen die qualitative Verarmung der Musikindustrie.

Anspieltipps

Hometown

Legally Fly

Who Will Win

She's So Tired

Artistpage

TheKilians.de

Tracks

1.The Lights Went Off
2.Tackern
3.Hometown
4.Said & Done
5.Legally Fly
6.Used To Pretend
7.Who Will Win
8.You Should Be Thinking Of Me
9.Innocence
10.Vulture's Ballroom
11.She's so Tired
12.12 Boxes

Christian Bönisch - myFanbase
24.05.2009

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