Bewertung
United Steel Workers of Montreal, The

Three on the Tree

Auf ihrem mittlerweile dritten Album "Three on the Tree" lässt das kanadische Sextett mit dem bereits vielsagenden Namen "United Steel Workers of Montreal" eine wilden Mix aus den unterschiedlichsten Stilrichtungen auf den Hörer einprasseln: Swing, Blues, Folk, Bluegrass und Country vermischen sich zu einer treibenden Einheit, die nicht nur mit Tönen und Melodien Horizonte erweitern kann, sondern auch mit den Geschichten, die sie erzählt.

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Eine weitere Genre-Bezeichnung, die gerne mal im Zusammenhang mit den Steel Workers fällt, ist die des "Blue-Collar-Alternative-Country". Und tatsächlich verstehen sie sich bestens darauf, einem die Geschichten vom einfachen Arbeitsleben zu erzählen, vom harten Alltag und schweren Zeiten, von Menschenschicksalen, die vielleicht in mehr oder weniger ähnlicher Weise ständig irgendwo vorkommen, in denen die Steel Workers dennoch etwas Faszinierendes finden – und der Hörer nach diesen Songs ebenso.

Natürlich denkt man bei den Songs in erster Linie an vergangene Zeiten, Arbeiter-Aufstände usw. – ein kleiner Ausflug, den man gerne macht und der dennoch nie das Gefühl aufkommen lässt, dass die United Steel Workers of Montreal mit ihrer Musik unangebracht oder gar "verstaubt" wären. Ihre Songs sind viel zu frisch und mutig zusammengestellt, um überhaupt Langeweile aufkommen zu lassen. Die wechselnden Sänger tragen dazu ein Übriges bei: Besonders Felicity Hamer sorgt mit ihrer hellen Stimme immer wieder für etwas Auflockerung zwischen den Parts von Gern f. und Shawn Beauchamp.

Die Geschichten, die die drei erzählen, handeln schließlich vom Leben in all seinen Facetten und Schattierungen: Mal bewegt man sich zwischen Liebe, Mord und Rache und der Tatsache, dass selbst grausame Geschichten zwei Seiten haben können ("Son, Your Daddy Was Bad"), ein andermal erfährt man im famosen "Shot Tower" von einem mehr als aussichtslosen Leben – "I've lost it all", stellt der Protagonist trocken fest und erkennt: "If it wasn't me it'd be my son / If it wasn't him it'd be someone / His future wouldn't be better / And brighter than mine".

In der schleichenden Ballade "Little Girl" macht sich Felicity Hamer ebenfalls so ihre Gedanken über die Grausamkeit des Lebens: "Your mama told you / You could have the world / Now you've come to be unsatisfied / Don't you think your mama / Might have lied". Da Selbstmitleid aber so gar nichts bringt, fordert sie auch gleich auf, etwas dagegen zu tun: "Only you can set you free".

"Lorelei" schlägt sich da mit etwas anderer Thematik herum: "I shot a man last night / So help me Lord I watched him die / All for the sake of a woman / With evil in her eyes / Believe me when I say / I cannot tell a lie / The devil made me do it / Her name was Lorelei" – Mandoline und Banjo umrahmen das Ganze so treffend, dass man am Ende gerne miteinstimmt, wenn Gern f. zu einem weiteren "Oh Lorelei / Why'd you go and make me cry" anhebt.

Schicksale dieser Art gibt es genug auf "Three on the Tree" zu finden, aber auch eine gewisse rebellische Haltung lassen die Kanadier einfließen: "Rise Up" startet mit einem "This is a song for the underdogs / To motivate the weak to be strong" und verkündet selbstsicher "We will rise up, rise up, rise up strong / No one will stand alone".

Nach einem Dutzend vielseitiger Songs, die mal zum Tanzen und mal zum Nachdenken oder auch Mitdenken anregen, folgt mit "Jesus We Sweat" noch die ultimative Arbeiter-Hymne, die mit ihrem energischen Refrain für ein abschließendes Highlight sorgt.

Fazit

Die United Steel Workers of Montreal bringen einem auf "Three on the Tree" auf verspielte, originelle Art und Weise nicht nur Stilrichtungen wie Country, Bluegrass oder Swing näher, sondern auch verschiedenste Menschenschicksale und Geschichten, bei denen es sich lohnt, sie genauer unter die Lupe zu nehmen.

Diese Tatsache wirkt sich leider etwas negativ auf das Durchhaltevermögen des Hörers aus: Die immense Fülle an Informationen und auch Stilwechseln lässt die ansonsten leicht zu bewältigende Anzahl von 13 Songs etwas zu viel wirken – so neigt man dazu, gegen Ende abzuschalten. Ein paar Songs weniger hätten sicher nicht geschadet, um dem Hörer einen noch besseren Zugang zu dieser Welt zu verschaffen.

Anspieltipps

Son, Your Daddy Was Bad

Shot Tower

Jesus We Sweat

Artistpage

USWM.ca

Tracks

1.Three Hard Knocks
2.For Love and Your Mother's Sake
3.Son, Your Daddy Was Bad
4.Shot Tower
5.Little Girl
6.Glen Jones
7.Lorelei
8.Rise Up
9.The Line
10.Making Babies
11.The Ballad of Mary Gallagher
12.What a Riot
13.Jesus We Sweat

Stephanie Stummer - myFanbase
07.05.2009

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