Bewertung
Tori Amos

Abnormally Attracted To Sin

Die rothaarige Dame mit der fantastischen Stimme und dem unnachahmlichen Talent für das berühmte Bösendorfer Piano ist zurück. Nachdem das vorherige Album "American Doll Posse" die Fans in ihren Meinungen gespalten hat, versucht Tori Amos mit ihrem neuen Output ihre Anhänger zu versöhnen.

Foto: Copyright: Universal Music
© Universal Music

Ein unheimlicher Melodieverlauf bestimmt "Give", das düstere erste Stück auf "Abnormally Attracted To Sin". Auch thematisch beschäftigt sich das Album mit den Sünden der Menschheit, die heutzutage mehr denn je im Focus dieser Welt stehen. Sehr schleppend, aber mit gewisser Mystik singt Tori mal tief und kräftig, mal hoch und sanft Zeilen wie "There are some - some whose give - twists itself to take - they mis-take" ins Mikrofon. Ein ungewöhnlicher und verheißungsvoller Beginn des Albums. Es folgt die bereits vorab veröffentlichte Single "Welcome to England". Die Geschichte des Songs handelt von einer Frau, die für ihren Mann ins ferne England zieht und sich mit den Gepflogenheiten des Landes abfinden muss. Die Inspiration des Liedes kommt nicht von ungefähr, zog die Sängerin doch selbst vom sonnigen Florida ins britische Cornwall zu ihrem Mann. Melodisch bedient sich der Song einigen aktuell angesagten Notenkombinationen (Intro - "What Goes Around...Comes Around"). Tori schafft es jedoch, dem Song die nötige Eigenständigkeit zu verleihen. Das gefällt!

Auffällig und wichtig für die Fans: Auch auf "Abnormally Attracted To Sin" werden die Songs von einer kompletten Band eingespielt. Tori und das Bösendorfer Piano auf weitestgehenden Solopfaden wird es wohl nicht mehr so geben wie auf ihren Erfolgsalben "From The Choirgirl Hotel" oder "Little Earthquakes". Das Album umfasst eine Spielzeit von über 70 Minuten und fordert den Hörer zu höchster Konzentration auf. Es könnte sonst vorkommen, dass einem kompositorische Perlen wie das entspannte "Flavor" entgehen. Stücke dieser Art erinnern am ehesten an die erfolgreichsten Zeiten der 45-Jährigen. Etwas zu bunt treibt es dagegen "Not Dying Today" mit überladenden Soundspuren und wenig Raum für große Melodien. Man wartet vier Minuten auf das große Etwas, aber es kommt einfach nicht. Wie es geht, zeigt die wunderschöne Ballade "Maybe California". Streicher, zurückhaltende Percussion und akzentuierte Pianotöne begleiten die edle und gefühlvolle Stimme Tori Amos'. Auch "Curtain Call" zeigt die begnadete Sängerin von ihrer stärksten Seite. Textlich spannend und sinnlich, musikalisch ebenso erhaben und anspruchsvoll.

Auch auf ihrem zehnten Studioalbum sorgt Tori Amos noch für die eine oder andere Überraschung. "Fire to Your Plain" ist ein ebenso poppiger wie atmosphärisch dichter Song. Das lockert die Stimmung nach den düsteren, vorherigen Stücken. Regelrecht progressiv klingt dann "Police Me" mit spannenden Harmoniewechseln und verschachtelten Strukturen. Das Titelstück "Abnormally Attracted To Sin" klingt entfernt nach Massive Attack und Portishead, während "500 Miles" durch Mike-Oldfield-ähnliche Gitarren überrascht. "Mary Jane" ist ein klassisches Tori Amos Stück. Sie begleitet ihren Gesang lediglich mit dem Piano selbst, doch leider wirkt das zu gewollt und anstrengend.

Gegen Ende des Albums läuft Tori Amos dann wieder zur Höchstform auf. "Fast Horse" ist ein melodisch sehr gelungenes Lied, dass lyrisch einiges her gibt ("You had a soul that you left back in Memphis - but your mama ain't New York - she is pure Tennessee"). "Ophelia" beginnt zunächst langsam und ruhig, um sich dann im Verlauf zu steigern. Das Stück ist spannend gestaltet und überzeugt auf ganzer Linie. Zum Abschluss gibt es noch eine ziemlich lange Komposition auf die Ohren. "Lady In Blue" ist von einer düsteren Hülle umgeben, bestimmt von traurigen Tönen und schon fast jazziger Freiheit. Gegen Ende wird die Atmosphäre weiter durch kräftige, verzerrte Gitarren verstärkt, die das Stück ausklingen lassen.

Fazit

"Abnormally Attracted To Sin" ist ganz sicher kein einfaches Album für Zwischendurch. Wie immer fordert Tori Amos ihre Hörer: Anspruchsvolle und oftmals anstrengende Songs, gepaart mit einigen eingängigen Nummern bedienen das ganze Spektrum. Man muss sich schon Zeit nehmen, um auch die letzten Geheimnisse dieses sündigen Konzeptalbums zu erforschen. "Attracted Normally To Sin" dürfte das beste Album seit "From The Choirgirl Hotel" sein und das bedeutet bei Toris konstant hoher Qualität viel.

Anspieltipps

Welcome To England

Maybe California

Curtain Call

Fast Horse

Ophelia

Lady In Blue

Artistpage

ToriAmos.de

Tracks

1.Give
2.Welcome to England
3.Strong Black Vine
4.Flavor
5.Not Dying Today
6.Maybe California
7.Curtain Call
8.Fire to Your Plain
9.Police Me
10.That Guy
11.Abnormally Attracted to Sin
12.500 Miles
13.Mary Jane
14.Starling
15.Fast Horse
16.Ophelia
17.Lady in Blue

Christian Finck - myFanbase
18.05.2009

Diskussion zu dieser CD