Bewertung
Veronicas, The

Hook Me Up

"Hook Me Up", das zweite Album von The Veronicas wird nun endlich in Deutschland veröffentlicht. Denn so neu ist dieses eigentlich nicht: Bereits im November 2007 wurde die CD in der australischen Heimat der beiden Damen auf den Markt gebracht.

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Die beiden Damen sind in Person die eineiigen Zwillinge Lisa Marie und Jessica Louise Origliasso. In Australien sind The Veronicas regelrechte Superstars. Den Erfolg konnten sie bisher jedoch nicht ausbauen. Mit Disney-Auftritten und ausgestreckten Tourneen in den Staaten konnte man sich zwar bekannt machen, in den Charts aber blieben die Alben hinter den Erwartungen zurück. Ich muss zugeben, dass mich ihr Debüt "The Secret Life Of The Veronicas" in Auszügen begeistert hat. Das Album konnte gut auf der Erfolgswelle von Avril Lavigne, Kelly Clarkson und Co. mitschwimmen. Ein bunter Mix aus Rock und Pop hat auch bei einigen Kritikern gepunktet. "Hook Me Up" geht jedoch in eine völlig andere Richtung.

Ein Streicher-Intro leitet den Opener "Untouched" ein. Es folgen passende Gitarrenriffs und schließlich die schnell gesungenen Strophen. Die zweite Singleauskopplung des Albums ist ein einprägsamer Ohrwurm, der auch aufs Debütalbum gepasst hätte. Auffällig ist jedoch, dass der gesamte Sound deutlich elektrischer und künstlicher wirkt. Die Beats aus dem Computer tun ihr selbiges dazu. Die Stimmen der Schwestern klingen phasenweise wie Mickey Mouse, das ist mit Sicherheit nicht für jeden geeignet. Die nächste Single des Albums folgt auf dem Fuß. "Hook Me Up" unterscheidet sich klanglich kaum vom Eröffnungsstück des Albums. Das Tempo ist etwas langsamer aber immer noch tanzbar. Gesanglich ist der Song unspektakulär und monoton aufgebaut. Clapdrums, verzerrte Gitarren und üble Dancebeats bestimmen den Sound von "This Is How It Feels". Es liegt eine leichte Hektik, gleichzeitig auch Gefühlslosigkeit im Raum. Kaum vorstellbar, dass sich jemand von dieser Musik bewegt fühlt. Textlich werden hier auch mehrheitlich die leidenden Teenie-Herzen bedient: "This is how it feels - When you wait for a call - And it never comes - Lying awake at night". Huch, habe ich da grade im weiteren Verlauf des Songs das F-Wort gehört?

Auch "This Love" kommt mit Musik aus der Konserve daher, aber endlich liefern The Veronicas mal etwas beruhigendes ab. Keine Hektik, kein Drumgeballer und keine Disneyfigurenstimmen. Spärliche Gitarren und ein paar Elektro-Spielereien, aber ansonsten nur die Stimmen im Mittelpunkt. Damit ist "This Love" das erste herausragende Stück auf "Hook Me Up". Auch "I Can't Stay Away" wäre gerne ein wirklich netter Song, doch für dieses Urteil übertrieb man es zu sehr mit den billigen Keyboardarrangements. Too much, denn melodisch ist die Nummer ganz ansprechend. Ganz üble Kost wird dann mit "Take Me On The Floor" abgeliefert. Das geht wahrlich schon als Trash-Pop durch, furchtbar. Selten habe ich mich von Silbengesang á la "dadada da dadadada" so belästigt gefühlt. Eine Ballade haben sich The Veronicas auch aus dem Songbausteinkasten zusammengestellt. Melodisch bedient "I Don't Wanna Wait" nahezu jedes Klischee lahmer Schunkelnummern. Ohne Gefühl geht eben in der Musikwelt nichts.

Ich weiß nicht genau, ob "Popular" wirklich eine Gesellschaftskritik der Marke "Paris Hilton ist voll doof" sein soll, es klingt zumindest so. Das mag in Anbetracht der kindischen Twittergesprächsverläufe der beiden Australierinnen wie eine Farce wirken. Die Songs schreiben die beiden jedenfalls selbst, immerhin. Sanfte Gitarrenklänge lassen meine Ohren beim nächsten Track "Revenge Is Sweeter" aufhorchen. Natürlich komme wieder die Drumcomputer zum Einsatz, und auch die Keyboards dürfen nicht fehlen, dennoch kommt zum ersten Mal sowas wie Gefühl zum Hörer rüber. Das wurde auch langsam Zeit Mädels, auf dem ersten Album hat das doch so gut geklappt! Auf "Hook Me Up" kommt diese Stärke der Veronicas viel zu kurz.

Enden sie denn niemals? Unfassbar wie sich die üblen Discostampfbeats fast bis zum letzten Song ins Gehirn fräsen. Ob "Someone Wake Me Up" oder "All I Have", alle Lieder funktionieren nach den simpelsten, musikalischen Strukturen. Zum Abschluß gibt es noch einen versöhnlichen Song zu hören. "Another Life" erinnert kurzzeitig an "True Colors" von Cyndi Lauper. Eine ruhige Nummer, getragen von Klavier und den beiden hohen Stimmen der Veronicas. Der Bonustrack der europäischen Version des Albums ist dagegen nicht mehr der Rede Wert.

Fazit

Wer auf Musik von t.A.T.u. steht oder sich generell im Trash-Pop zu Hause fühlt, kann hier gerne zugreifen. Alle anderen sollten sich mindestens zweimal überlegen, ob sie diesem völlig durchkonstruierten Produkt ihre Aufmerksamkeit schenken wollen. Während das Debütalbum noch gute Songs am laufenden Band vorweisen konnte, ist auf "Hook Me Up" nichts mehr von Spontantinät oder abwechslungsreichen Songstrukturen zu hören. Schade, aber ich kann nur empfehlen, einmal ins erste Album der Gruppe reinzuhören.

Anspieltipps

This Love

Revenge Is Sweeter

Another Life

Artistpage

TheVeronicas.de

MySpace-Profil

Tracks

1.Untouched
2.Hook Me Up
3.This Is How It Feels
4.This Love
5.I Can't Stay Away
6.Take Me on the Floor
7.I Don't Wanna Wait
8.Popular
9.Revenge Is Sweeter (Than You Ever Were)
10.Someone Wake Me Up
11.All I Have
12.In Another Life
13.Goodbye to You

Christian Finck - myFanbase
21.05.2009

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