Bewertung
Dredg

The Pariah, The Parrot, The Delusion

Vier Jahre ist es her, seit Dredg mit ihrem letzten Album "Catch Without Arms" Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben – mit "The Pariah, The Parrot, The Delusion" folgt nun ein wahrlich gigantisches Nachfolgewerk, das sehr viele Widersprüche birgt und gerade dadurch einen besonderen Reiz erhält.

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Als eine Art Brief konzipiert, finden sich unter der anfangs respekteinflößenden Anzahl von 18 Songs vier kurze Songelemente, die "Stamp of Origin"-Reihe, die das Album in verschiedene Teile abgrenzt. Als so schwer bekömmlich und schwierig, wie das vielleicht in den ersten paar Momenten wirkt, entpuppt sich "The Pariah, The Parrot, The Delusion" dann doch nicht: Im Gegenteil, die Musikstücke liebäugeln teilweise so offensichtlich mit Pop und Gefälligkeit, dass die Herren Dredg immer noch schnell etwas Prog oder Experimentierfreude nachschaufeln – für den guten Ruf quasi.

Aber gerade das sind dann die Stücke, die am meisten und am längsten glänzen, eben weil sie sich nicht einfach so in eine bestimmte Schublade stecken lassen: "Pariah", der Opener, der zuerst zackig die Gitarren auspackt und dann plötzlich über den nervösen Gesang einen maximal eingängigen Refrain legt, ist schon richtungsweisend für das restliche Album – Dredg scheuen sich nicht, nach großen Melodien und schmachtenden Zeilen zu greifen, solange alles in eine aufregende, niveauvolle Hülle gepackt wird.

Das famose "Lightswitch" basiert auf einem ähnlichen Prinzip, serviert einen fast herzergreifenden Refrain, um diesen gleich darauf mit aller Kraft wieder vor den Kopf zu stoßen. Dieses Jonglieren mit Massentauglichkeit und künstlerischem Anspruch findet man mehr oder weniger auffällig in jedem Song dieses Albums – nur "The Information" sticht unangenehm hervor. Es ist einfach nur massentauglich und wirkt im Vergleich mit den anderen aufregenden Sachen, die es auf der Platte zu finden gibt, unglaublich langweilig.

Wie spannend ist dagegen "Long Days and Vague Clues", das so üppig wie hektisch daherkommt und als reine Instrumentalnummer einen besseren Eindruck hinterlässt als so manch überladenes Gesangsstück. Auch das fetzige "Saviour" lässt keinen Zweifel aufkommen, dass Dredg genau wissen, wo es langgeht – umso mehr fragt man sich am Schluss, ob die "Stamp"-Fragmente und dieses riesige Drumherum wirklich nötig gewesen wären.

Fazit

"The Pariah, The Parrot, The Delusion" schwelgt einmal in süßen Popmelodien, ein andermal in hitzigen Prog- und auch Postrock-Elementen. Zusammen ergibt das eine unglaublich interessante Mischung, der man sich nach ein paar Durchläufen nur schwer wieder entziehen kann. Einziger Mangel: Etwas Füllmaterial hätte man ruhig weglassen können – dann wäre das Album zwar weniger "künstlerisch", aber griffiger.

Anspieltipps

Lightswitch

Saviour

Long Days And Vague Clues

Cartoon Showroom

Anspieltipps

Dredg.de

Tracks

1.Pariah
2.Drunk Slide
3.Ireland
4.Stamp of Origin: Pessimistic
5.Lightswitch
6.Gathering Pebbles
7.The Information
8.Stamp of Origin: Ocean Meets Bay
9.Saviour
10.R U O K?
11.I Don't Know
12.Mourning This Morning
13.Stamp of Origin: Take A Look Around
14.Long Days And Vague Clues
15.Cartoon Showroom
16.Quotes
17.Down To The Cellar
18.Stamp of Origin: Horizon

Stephanie Stummer - myFanbase
29.05.2009

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