Graffiti Soul

Von der ursprünglichen Besetzung der Schotten sind nur noch der markante Sänger Jim Kerr und Gitarrist Charlie Burchill dabei. Auch deshalb sind die letzten Alben (Neon Lights, Cry, Black And White 050505) hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Mit dem neuen Release "Graffiti Soul" soll sich das endlich ändern. Herausgekommen ist ein Album mit Licht und Schatten, jedoch deutlich mehr Licht als auf den Vorgängern.

In einer Disziplin gehören Simple Minds noch heute zu den besten, im Erzeugen von Atmosphäre. Bereits der erste Song "Moscow Underground" lässt in meiner Fantasie Bilder entstehen. Düstere Synthies und ein kräftiger Bass sorgen für einen tollen Klang, während Jim Kerr mit seiner ruhigen und sympathischen Stimme für das gewisse Etwas sorgt. "Rockets" erinnert dann wieder etwas an die irische Konkurrenz, mit den prägnanten Gitarrenriffs und dem melodischen Ohrwurmrefrain. Das Stück ist die perfekte Radiosingle und wird derzeit auf Dauerrotation gespielt.

Es folgt mit "Stars Lead The Way" die beste Komposition auf "Graffiti Soul". Ein klasse Gitarrenspiel und melodische, atmosphärische Strophen leiten den Song ein. Der Bombastsound wird noch gesteigert durch weibliche Backing-Vocals und das immer wiederkehrenden Gitarrenmotiv. Mehr als gelungen! Nahezu genauso schön klingt "Light Travels". Simple Minds spielen etwas langsamer und schleppernder, zuweilen erinnert der Song wieder an U2 in den 90ern. Mit "Kiss And Fly" hat sich dann auch ein klassischer Füller eingeschlichen. Jedoch kann das Titelstück "Graffiti Soul" diesen Ausrutscher halbwegs glatt bügeln. Aber auch hier herrscht über die fünf Minuten größtenteils Langeweile.

Leider kann die schottische Band um Jim Kerr das Niveau der ersten drei bis vier Songs nicht halten. Nach den lahmen "Kiss And Fly" sowie dem durchschnittlichen "Graffiti Soul" folgt nun mit "Blood Type O" eine vom Keyboard getragene Nummer, die nicht so recht weiß, wohin sie eigentlich will. Ein paar Effekte weniger und stattdessen mehr Struktur hätten dem Song gut getan. So bleibt nicht mehr als ein ambitionierter Versuch, etwas Risiko einzugehen. Zum Abschluß der regulären Tracklist gibt "This Is It" noch einmal alles. Ein sehr melodischer Song, der für meinen Geschmack wieder etwas zu sehr nach U2 klingt, aber so ist nun einmal der Sound der Briten. Daran wird sich auch im Jahr 2009 nichts mehr ändern.

Auf der Standard Edition des Albums folgen zwei Bonustracks. Zum einen das ganz nette "Shadows And Light" und zum anderen eine Coverversion des Neil-Young-Klassikers "Rockin' In The Free World". Die Simple-Minds-Fassung tut keinem Fan und Hörer weh, aber man fragt sich schon, ob die Band überhaupt mal richtig rocken kann. Aus dem Neil-Young-Kracher wird auch hier ein eher zahmes Stückchen Musik.

Die Deluxe Version liefert übrigens eine ganze Bonus-CD mit Coverversion mit. Da mutieren "Teardrop" (Massive Attack), "Whiskey In The Jar" (Thin Lizzy) und viele andere zu klassischen Simple Minds Stücken.

Fazit

"Graffiti Soul" ist eine klare Steigerung zu den letzten Alben der Schotten. Besonders die erste Hälfte konnte mich phasenweise sogar begeistern. Es folgte leider viel Durchschnitt und so bleibt ein fader Beigeschmack. Aber immerhin befindet sich mit "Stars Lead The Way" ein Song auf dem Album, der zum Bandklassiker werden kann und vielleicht bald in einer Reihe mit "Belfast Child" oder "Alive And Kicking" zu nennen ist.

Anspieltipps

Moscow Underground

Stars Lead The Way

This Is It

Hörprobe

Hört euch alle Lieder des Albums "Graffiti Soul" an. Hier geht es zur Hörprobe.

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SimpleMinds.com

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