Songs Around the World (CD & DVD)

Schon beim ersten Anhören dieses Album, ist man fasziniert, ohne im Großen und Ganzen zu wissen, was eigentlich hinter Mark Johnsons Idee steckt. Und hat man für sich dieses Geheimnis erst einmal gelüftet, ist man um so beeindruckter. Wie oft geht man in der Altstadt, U-Bahn oder Parks an Straßenmusiker vorbei, das eine oder andere Mal bleibt man stehen, weil es gerade diese Musiker sind, die mehr Leidenschaft mit ihrer Musik ausdrücken als es andere tun.

So erging es auch dem Produzenten Mark Johnson, als er sein entscheidendes Erlebnis in dieser U-Bahn hatte und daraufhin zehn Jahre in der Welt umher reiste, um Straßenmusiker aufzusuchen. Er reiste nach New Orleans, wo Blues und Jazz quasi zu Hause sind. Seine Reise führte ihn außerdem nach Südafrika, Nepal, Israel, Italien, Frankreich, in den Kongo, nach Russland, Indien und Venezuela, um nur einige Stationen seiner Reise aufzuzählen. Was einzigartig ist, ist die Herangehensweise von Johnson an dieses Projekt und seine Umsetzung. Er machte Straßenmusiker, meistens sehr arme, ausfindig und nahm ihre Musik mit einem Mobil-Tonstudio auf. In Parks, unter Straßenlaternen, auf Promenaden, so wie es das Leben dieser Menschen vorschrieb, er veränderte nichts daran und lies es somit authentisch. Mark Johnson nahm diese Songs immer wieder auf, ohne dass sich all die Musiker kannten, jemals sahen, geschweige denn jemals hörten. Letztendlich führte er einzelne Textpassagen zu einem kompletten und beeindruckendem Song zusammen, sodass man schon den Eindruck bekam, alle spielen zusammen und kennen sich. Johnson lag viel daran, dass man den Musikern ihren Spielraum ließ und zu nichts drängte, was sie selbst nicht wollten. Dass ihm das gelungen ist, ist unüberhörbar.

Schon der erste Song auf diesem Album "Stand By Me" von Ben E. King wurde von sage und schreibe über 35 Musikern aus der ganzen Welt gesungen bzw. musiziert. Wenn man sich den Song anhört, kommt man nie auf die Idee, dass es so viele sein könnten. Dieser Klassiker, der schon zig Mal gecovert wurde, hat mit dieser Version nun endgültig meine Lieblingsversion gefunden. Die Musik und der Gesang sind so beeindruckend, genauso wie bei Bob Marleys "One Love". Beide Stücke jagen einem regelrecht einen Schauer über den Rücken, vor allem letzterer. Marley brachte seine Botschaft schon authentisch und leidenschaftlich herüber, aber diese Version übertrifft bei Weitem alles. Als ich diesen Song, der von Amerikaner, Afrikaner, Asiaten, Inder und Europäer gesungen wird, das erste Mal hörte, musste ich auf Anhieb losheulen. Der Gesang und der damit verbundene Schmerz gehen an keinem vorbei. Ein weiterer Titel von Bob Marley auf diesem Album ist "War/No More Trouble". In Wahrheit sind es ja zwei Songs, doch Marley spielte auf seinen Konzerten nach "War" immer sofort "No More Trouble", weil sich diese Lieder inhaltlich zusammenfügten und so ergab sich dieser Titel. Bei diesem Lied finde ich vor allem die musikalische Umsetzung äußerst gelungen, wie der Einsatz eines Chores. Aber was noch eindrucksvoller ist: Man fügte Parts vom längst verstorbenen Bob Marley hinzu und auch Bono singt einen kleinen Part im Stück.

"Don't Worry" ist einer von zwei Songs, die für dieses Projekt komponiert wurden. Er sagt aus, dass wir alle das gleichen wollen, nämlich Frieden. 20 Musiker von vier Kontinenten interpretieren diese Message auf eine sehr eindrucksvolle und wundervolle Weise, die wirklich Eindruck hinterlässt. Was mir bei den Aufnahmen auf diesem Album aufgefallen ist, ist, dass immer wieder Chöre zum Einsatz kommen, die den Songs das gewisse Etwas geben und der Hörer eine Gänsehaut bekommt. Dass es aber auch "nur" mit drei Musikern geht, beweist Tracy Chapmans Song "Talkin' Bout A Revolution", bei dem lediglich ein Sänger, ein Gitarrist und ein Conga-Spieler mitwirken, er seine Wirkung dennoch nicht verliert. Abschließend ist eine Live-Aufnahme auf der Scheibe, bei der sich ein paar Musiker, die "Stand By Me" gesungen hatten, zum ersten Mal sahen.

Auf der DVD befinden sich zu "Stand By Me", "One Love", "War/No More Trouble", "Don't Worry" und "Chanda Mama" die jeweiligen Videos. Diese Clips machen das Konzept von Playing for Change noch anschaulicher und mit mir sind ehrlich gesagt die Gefühle durchgegangen, weil ich nicht wusste, ob ich heulen oder lachen sollte. Schließlich habe ich beides gemacht. Die Musik jetzt noch einmal in Bildern zu sehen, ist nicht nur purer Genuss, sondern es macht das ganze Projekt noch verständlicher.

"Die Stadt fühlte sich traurig und desolat an, aber die Musik dort hörte nie auf. Die Musiker auf den Straßen und in den Clubs hielten die Stadt am Leben und gaben ihr ein Gefühl von Hoffnung.", erinnert sich Johnson, als er mit seiner Crew in New Orleans war. In Südafrika erlebte er, dass "tausende singende Menschen auf den Straßen mehr für einen positiven Wandel bewirken, als Waffen es jemals könnten." Nachdem 2007 die Playing-for-Change-Stiftung gegründet wurde, stellt seit 2008 das gewinnorientierte Unternehmen Timeless Media die Mittel bereit, damit die Arbeit fortgesetzt werden kann und die Musik ein möglichst breites Publikum erreicht. Jetzt werden Benefiz-Konzerte gegeben mit Musikern aus der ganzen Welt.

Fazit

Dieses Album beweist erneut, dass Musik alle Menschen zusammenbringt, egal welche Hautfarbe. Ein tolles und beeindruckendes Projekt von Mark Johnson, bei dem ich vor allem die Leidenschaft der Musiker spürte. Ich hoffe, dass man dieses Projekt ebenfalls auf den deutschen Raum erweitern wird, dass die Botschaft und der Wunsch von Frieden des Projektes bei allen ankommt.

Anspieltipps

Stand By Me

One Love

War/No More Trouble

Don't Worry

Talkin' Bout A Revolution

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