Bewertung
Dave Matthews Band

Big Whiskey and the GrooGrux King

Frontmann Dave Matthews und seine Band sind seit über einem Jahrzehnt gefeierte Superstars in den Vereinigten Staaten. Die Kalifornier sind mit ihren Alben und besonders den Tourneen absolute Erfolgsgaranten. Hierzulande hält sich die Begeisterung bis jetzt in Grenzen. Bei dieser klasse Alternative-Rock-Band muss man sich wirklich fragen: Warum? Mit neuem Album im Gepäck könnte sich das jedoch sehr schnell ändern.

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Über das neue Album muss man zunächst eine traurige Geschichte erzählen. LeRoi Moore, der Saxophonist der Dave Matthews Band, verletzte sich im Juni letzten Jahres bei einem Unfall schwer. Knapp zwei Monate später erlag er seinen Verletzungen im Krankenhaus. Ich weiß nicht, ob es ausschlaggebend für die musikalische Rückbesinnung der Band zu ihren Wurzeln war, aber es war mit Sicherheit eine Inspiration für "Big Whiskey and the GrooGrux King". Der Groo-Grux-König ist in diesem Fall Moore selbst. Er ziert das Cover als König und Anführer einer Mardi-Gras-Parade. Ein schönes Tribute für diesen tollen Musiker. Auch lyrisch beschäftigt sich Matthews mit dem verstorbenen Freund und Bandkollegen.

Die Dave Matthews Band besinnt sich also auf Stärken, die die Band so bekannt gemacht haben. Produziert wurde das neue Werk von den angesagten Produzenten Rob Cavallo (produzierte u.a. My Chemical Romance, Paramore und Avril Lavigne) und Chris Lord-Alge (Rise Against, Green Day, Billy Talent). Einzelne Fragmente von Moores Saxophonspiel sind auf dem neuen Album enthalten. Wieviel letztendlich Ersatzmann Jeff Coffin beigesteuert hat, ist unklar.

Auch das Intro ist ein tolles Tribute auf den verstorbenen LeRoi Moore. "Grux" ist ein großartiges Saxophonsolo, begleitet von Drummer Carter Beauford. Es folgt die überragende erste Hälfte von "Big Whiskey and the GrooGrux King". Den Anfang macht "Shake Me Like a Monkey", welches mich stellenweise an Cameos "Word Up" erinnert. Der Song selbst ist ein stimmungsvoller, eingänger, kleiner Hit. Besonders gelungen ist der melodische Breakdown, der für mich sehr unerwartet erklingt. Auch "Funny the Way It Is" ist ein Stück der typischen Dave-Matthews-Machart. Die erste Singleauskopplung des Albums begeistert durch eine eingängige, radiofreundliche Melodie, die jedoch durch tolle musikalische Ideen und viel Einfallsreichtum veredelt wird. Besonders die Drums, die Violine und das tolle Gitarrensolo können mich so richtig begeistern.

Jetzt wird es etwas ruhiger. "Lying in the Hands of God" ist eine wundervolle Ballade, die ein wenig nach The Police klingt. Der Song wird toll von Matthews gesungen und auch die Band spielt qualitativ absolut hochwertig. Ein Lied, das ewig gehen könnte, einfach traumhaft schön. Hier spielt die Dave Matthews Band alle ihre Qualitäten aus. Etwas flotter und melodisch heiter geht es mit "Why I Am" weiter. Lyrisch hat mir der Song besonders gefallen ("I grew from monkey into man - Then I crushed 15 million with a wave of my hand - I grew drunk on water turned into wine - 'Till I was slave and master at the same damn time"), aber auch melodisch kann der Song überzeugen. Es ist einfach toll mit anzuhören, wie wahnsinnig stark die Musiker miteinander harmonieren. Das ist musikalische Perfektion!

Nach "Lying in the Hands of God" befindet sich mit "Dive In" eine weitere wunderschöne Ballade auf dem neuen DMB-Album. Bereits die erste Strophe berührt jedes Herz. Eine tolle Melodie und ein ebenso schöner Text, der sich thematisch mit dem Hurricane Katrina auseinander setzt ("I saw a man on the side of the road with a sign that read 'will work for food' - Tried to look busy, 'til the light turned green... - I saw a bear on TV and his friends were all drowning - cause their homes were turning to water..."). Diese gefühlvolle Ballade ist unglaublich authentisch und klingt wie Ballsam für die Seele. Der Diamant des Songs ist jedoch das fulminante Gitarrensolo.

Beschwingt und locker kommt "Spaceman" daher. Sicherlich kein Highlight des Albums, aber der Song verbreitet immerhin gute Laune, vorallem dank des gelungenen Refrains. "Squirm" rockt dagegen wieder etwas mehr. Ein starker Midtemposong mit tollem Aufbau, begleitet von gelungenen Orchestersätzen. Brilliant, ohne Frage. Etwas ungewöhnlich klingt "Alligator Pie". Die tragenden Instrumente sind das Banjo und die Violine. Die beiden Instrumente können tatsächlich richtig rocken. Dazu gibt es wieder einen tollen Breakdown gegen Ende des Songs. Atmosphärisch ist die Südstaaten-Hurricanethematik überzeugend umgesetzt.

Ein toller Song der zwischen Ballade und richtigem Rock wechselt ist "Time Bomb". Mitten im Song bricht Dave Matthews aus und singt sich alle Last vom Leib. Er klingt völlig losgelöst und befreit. Wundervolle Gefühle, ganz großes Kino. Den Abschluß macht das melodisch wirklich wundervolle "You & Me", hier passt auch alles. Der Song ist eine kräftige Ballade, mit eingängigen Strukturen, die sofort ins Ohr gehen. Hervorzuheben ist das versteckte Outro: Ein Saxophonsolo vom angesprochenen, verstorbenen Meister LeRoi Moore.

Die europäischen Fans dürfen sich auf die beiden netten, aber nicht überragenden Bonus-Tracks "Write a Song" und "Corn Bread" freuen.

Fazit

Die Dave Matthews Band liefert hier ein grandioses musikalisches Werk ab. Jeder Musikliebhaber der auf handgemachte Rockmusik steht, wird drei Kreuze machen, wenn er das Album endlich in den Händen hält. Für mich das bisher beste Album dieses Jahres. Ein Album, dass sicherlich auch LeRoi Moore sehr gefallen hätte.

Anspieltipps

Funny the Way It Is

Lying in the Hands of God

Why I Am

Dive In

Time Bomb

You & Me

Artistpage

DaveMatthewsBand.com

Tracks

1.Grux
2.Shake Me Like a Monkey
3.Funny The Way It Is
4.Lying in the Hands of God
5.Why I Am
6.Dive In
7.Spaceman
8.Squirm
9.Alligator Pie
10.Seven
11.Time Bomb
12.Baby Blue
13.You & Me
14.Write a Song
15.Corn Bread

Christian Finck - myFanbase
14.06.2009

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