Bewertung
Daniel Merriweather

Love & War

Die Welt ist klein. Man trifft sich immer zweimal im Leben. Diese Sprichworte mögen viel Wahres an sich haben und manch einer hat dies bereits am eigenen Leibe erfahren dürfen oder müssen. Auf die beste Art und Weise kreuzen sich die Wege zweier Menschen immer wieder: Daniel Merriweather und Mark Ronson kamen in den letzten sechs Jahren weitaus mehr als zweimal zusammen, um gemeinsame Sache zu machen.

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Denn untereinander schätzt man sich und weiß sehr genau um die Qualität desjenigen, mit dem man da zusammenarbeitet. Auf seinem Album "Version" hatte Produzent Ronson schon im vergangenen Jahr einen Hit-Riecher bewiesen: Neben Coldplay, Queens Of The Stone Age und Radiohead coverte er auch den bis dato ziemlich unbekannten The-Zutons-Song "Valerie", der mit lautstarker Unterstützung von der toupierten Skandalnudel Amy Winehouse beinahe bis an die Spitze der Charts getragen wurde. Dass sich hinter "Valerie", Amys üppigem Haar- und Stimmvolumen auch ein großes Talent verbarg, zeigt sich erst jetzt in vollem Ausmaß: Nun stellt sich Daniel Merriweather vor. Beziehungsweise wird vorgestellt: Nach dem The-Smiths-Remake "Stop Me" mischt Mark Ronson auch auf Debütalbum "Love & War" mächtig mit. Erheblichen Anteil hat er somit auch an "Change", Merriweathers erster Singleauskopplung, die mit souligem Gesang und viel Groove zu einem Song der Stunde und bereits jetzt des Jahres 2009 mutierte. Nun wird nachgelegt: Gerade rechtzeitig, bevor "Change" so oft und überall gespielt wurde, dass es sich verdächtig nahe an den One-Hit-Wonder-Olymp herangetastet hätte. Und womöglich noch von Lou Bega einen Platz angeboten bekommt. Was möglichst zu vermeiden wäre, denn was da nun kommt, ist wirklich gut.

Daniel Merriweather, 1982 geboren in Melbourne, lernte in einer musikalischen Fördereinrichtung früh das Geigespielen, geriet jedoch in seiner Jugend auf so manche schiefe Bahn, die ihn um ein Haar ins Kittchen führen sollte. Doch nie hatte ihn die Musik losgelassen, wurde zur ständigen Begleiterin und zu seiner treuesten Freundin. Zumindest hielt diese Liebe länger als zu dem Mädchen, das ihn verlassen hatte, als er nach einer langen durchzechten Nacht zusammen mit einem Freund "Cigarettes" schrieb, das somit durchaus autobiografisch anmuten lässt. Sicher ist der Song textlich, wie auch musikalisch – der zum Ende hin stark an frühere Motown-Titel erinnert – ein Highlight des Albums, dessen insgesamt zwölf Titel von "For Your Money" imposant eingeläutet werden. Mit diesem besonderen zarten Schmelz in der Stimme, die beim ersten Hören – na klar – vermutlich eher einem Künstler mit afroamerikanischen Wurzeln zugeordnet werden würde.

Mitnichten: Dunkelblondschopf Merriweather beweist einmal mehr, dass diese These nicht unumstößlich ist. Auch jene weit verbreitete, dass es sich in R&B immer nur um das Eine drehe. Daniel Merriweather stellt andere Aspekte in den Vordergrund seines Debüts: Zunächst als kritischer Beobachter, dann als Geschichtenerzähler bewegt er sich durch die Welt. "For Your Money" beispielsweise prangert er die menschliche Habgier und das nicht enden wollende Besitzstreben an. Mit Label-Kollegen Wale, mit dem ihn privat wie beruflich eine große gegenseitige Wertschätzung verbindet, thematisiert er auf "Change" die insgesamt doch recht betrübliche Lage der Welt und die Verpflichtung des Menschen, sein Möglichstes zu tun, um sie zu ihrem Vorteil – und somit nicht zuletzt auch zu unserem – nachhaltig wieder zurückzuändern: "If nobody's gonna wake up and start asking who's in charge/ ain't nothing gonna change [...] like a well-fed man with a spoon in his hand saying ‚Who ate all the apple pie?‘"

Fast überrascht der oft vorherrschende ernste Unterton in seiner Häufigkeit auf einem Debüt, das einen Mann vorstellt, der viel mehr ist als jemand, der nur kurzfristig unterhalten möchten. Über sein erstes eigenes Werk sagt er, dass es ihm wichtig war, die Songs auch in vielen Jahren noch lieben zu können; dass das, was auf ihm zu finden ist, von Herzen kommt. Und da bekanntlich kein Mensch eine Insel ist, besingt er manchmal alle Menschen, manchmal aber auch nur einen.

Fazit

"Love & War" – der Titel des Albums ist durchaus Programm. Politik und Romantik sind zwar zwei völlig verschiedene Paar Schuhe, in jeweils eines schlüpft der Australier und macht in ihnen die ersten Schritte seiner Solokarriere. Besonders gefühlvoll nimmt ihn dabei die junge Britin Adele, ebenfalls bei Ronsons Allido Records unter Vertrag, an die Hand, die unlängst erst ihren eigenen Durchbruch schaffte und nun auf "Water And A Flame" gemeinsam mit Merriweather die Zeit zurückdrehen will. Zumindest in diesem einen Song. Denn noch auf etwas wackligen Beinen zwar, aber bereits aufrecht gehend und die Richtung kennend – nämlich geradeaus und steil nach oben – beginnt er seinen hoffentlich noch langen Weg als aussichtsreicher Künstler.

Anspieltipps

Change

Cigarettes

Red

Could You

Giving Everything Away For Free

Artistpage

DanielMerriweather.com

Tracks

1.For Your Money
2.Impossible
3.Changefeaturing Wale
4.Chainsaw
5.Cigarettes
6.Red
7.Could You
8.Not Giving Up
9.Getting Out
10.Water And A Flamefeaturing Adele
11.Live By Night
12.Giving Everything Away For Free

Aljana Pellny - myFanbase
19.06.2009

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