Bewertung
Gossip

Music For Men

Gossip-Frontfrau Beth Ditto ist zur Zeit in aller Munde – mit dem Titel "Queen of Cool" versehen, stürzen sich sämtliche Medien auf sie und ihre Unangepasstheit, die in einer vom Diätenwahnsinn geprägten Welt herrlich erfrischend wirkt. Natürlich trifft es sich gut, dass gerade jetzt das neue Album des Trios erscheint (erstmals auf einem Major-Label), während sogar Stardesigner wie Karl Lagerfeld plötzlich Gefallen an Dittos exzentrischem Kleidungsstil finden und sie zu ihrer neuen Muse küren.

Foto: Copyright: Columbia Records
© Columbia Records

Alles halb so schlimm – es ist kaum zu befürchten, dass der Rummel die Gossip-Mitglieder handzahmer gemacht hat: Auf "Music For Men" (übrigens ein kleiner feministischer Witz, den sich Ditto erlaubt hat) geht es zwar hauptsächlich um die Liebe (schon alleine vier Songtitel weisen auf dieses Wörtchen hin), aber die darf dann auch schon mal zwischen Männern stattfinden ("Men In Love"). Was den Stil angeht, pfeift Ditto ebenso auf jegliche Regeln und konfrontiert den Hörer mit einem intelligenten Mix aus Punk, Elektro, Pop und sogar Soul, der beinahe jeden Song zu einem tanzbaren macht.

Warum Beth Ditto allerdings ständig als so "stimmgewaltig" angepriesen wird, versteht man bei diesem Album teilweise nicht wirklich: Klar kann sie ordentlich Gas geben, aber teilweise wirkt sie ein bisschen verloren unter den ungeschliffenen Punkmelodien – oder, wie es in "Vertical Rhythm" und "Men In Love" der Fall ist, verliert sie nach anfänglichem Gefallen schnell ihren Charme und wird bei mehrmaligem Hören sogar als etwas nervig empfunden.

Im Opener "Dimestore Diamond" gelingt es ihr aber auf prächtige Weise, die wahren Stärken ihrer Stimme zu zeigen: Hier singt sie mit einer sehr souligen Stimme zur einer knarzenden Gitarre und beschwört einen Groove herauf, der mal eben lässig hingeworfen wirkt. Beim folgenden "Heavy Cross" klingt sie schon wieder um einiges mädchenhafter, legt musikalisch dafür ebenfalls ein hohes Niveau vor.

Von nun an wechseln sich rotzig-punkige Nummern ("8th Wonder", "Spare Me From The Mold") mit verspielten, elektronisch angehauchten Songs ("Pop Goes The World", "Four Letter Word") und weiteren sehr poppigen Tanzflächenfüllern ("Love Long Distance", "Love And Let Love", "2012") ab. Nur das facettenreichere "For Keeps" bricht aus diesen Schemen etwas mehr aus und kann ähnlich wie zu Beginn "Dimestore Diamond" gegen Ende hin noch einmal richtig überzeugen.

Fazit

Auf ihrem neuen Album jonglieren Gossip gekonnt mit Punk, Pop und Elektro – das macht eine abwechslungsreiche Scheibe, die die Mehrheit bestimmt sofort auf die Tanzfläche ziehen wird. Das gewisse Etwas, das "Music For Men" von einer gelungenen Platte zu einem Überflieger machen könnte, ist dann aber doch nicht vorhanden (daran konnte auch Starproduzent Rick Rubin nichts ändern) – aber wer weiß, was sich Beth Ditto noch für die Umsetzung auf der Bühne, für die sie ja berühmt-berüchtigt ist, einfallen lässt!

Anspieltipps

Dimestore Diamond

Heavy Cross

For Keeps

Four Letter Word

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GossipYouth.com

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Tracks

1.Dimestore Diamond
2.Heavy Cross
3.8th Wonder
4.Love Long Distance
5.Pop Goes The World
6.Vertical Rhythm
7.Men In Love
8.For Keeps
9.2012
10.Love And Let Love
11.Four Letter Word
12.Spare Me From The Mold

Stephanie Stummer - myFanbase
20.06.2009

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