Manners
Kommt ein neues, ein erstes Album eines aufstrebenden Künstlers auf den Markt, ist es dem interessierten Musikfreund schon bald darauf ein Leichtes, sich vornehmlich im Internet über ihn zu informieren: Auf der Seite des Künstlers selbst, in Diskussionsforen wie dem unseren und nicht zuletzt auch mittels Plattenrezensionen wie dieser hier. Da sprechen einem dann völlig unbekannte Menschen wärmste Empfehlungen aus – oder sie raten eben tunlichst davon ab.
Im Falle von Passion Pit sind sich die Kritiker in überwältigender Mehrheit einig: Super! Wahnsinn! Wunderbar! The next big thing! Mal wieder? In der Tat. Und obwohl sie soundtechnisch unwillkürlich und deutlich an MGMT - dem viel gepriesenen Duo aus NYC mit recht ungewöhnlichem Kleidungsstil - erinnern, und sie zudem mit jedem zweiten Satz mit Empire Of The Sun in Verbindung gebracht werden, sollen Passion Pit keinesfalls nur an anderen mehr oder weniger großen Elektro-Größen gemessen werden. Denn damit würde man ihnen nicht gerecht werden.
Sicher, Songs wie "To Kingdome Come" würden auch auf dem 2005er Death-Cab-For-Cutie-Album "Plans" nicht weiter auffallen und sich relativ nahtlos einreihen. Aber glücklicherweise gelang dieses Werk seinerzeit auch ohne gnädiges Zuarbeiten von Passion Pit - die damals als Band auch noch gar nicht existierten, sondern erst seit 2007. Nichtsdestotrotz genießen die Newcomer bei Ben Gibbard und seinen Jungs von Death Cab bereits schon jetzt hohes Ansehen. Und zwar vollkommen zu Recht, wie sich im Laufe "Manners" herausstellen soll. Mit "Make Light" und einem so signifikanten Startgetöse, treibend und hyptonisierend zugleich, wird dem Hörer schnell klar gemacht, worauf er sich mit Einlegen der CD eingelassen hat: Auf verschrobene Beats, auf die Leadstimme von Michael Angelakos, die locker mit der eines Jason Sellards mithalten kann, auf wirre Arrangements mit ganz viel Gefühl.
Auch Architecture In Helsinki ("We Died, They Remixed", 2006) dürften als direkte Nachbarn in der Musiklandschaft den neu Zugezogenen zum Gruße den Hut ziehen. So langsam scheinen sich Passion Pit nämlich eingerichtet zu haben und haben damit begonnen, es sich gemütlich zu machen. Trotzdem müssen die vier in naher Zukunft noch so einige Male vor die Tür: Diverse Shows und Festivals warten – und zwar en masse. Der Hype um Passion Pit entwickelt sich nicht so explosionsartig wie es im vergangenen Jahr bei MGMT der Fall war. Einem möglichen Mangel an Qualität ist das aber definitiv nicht geschuldet. Denn in dem für manche Ohren zunächst wie ein gebündeltes Geräuschchaos wirkenden Gesamtwerk, sind es neben den erbarmungslosen Synthesizern die zarten Melodien ("Let Your Love Grow Tall"), die bestechen und unwiderstehlich sind.
Ist die Play-Taste dann gedrückt, werden sie von einer gigantischen Groove-Welle erfasst, förmlich mitgerissen. Aber wenn man genau aufpasst, dann blitzen sie auf, diese kleinen Besonderheiten: sie biedern sich nicht an, sie stecken im Detail. Und detailverliebt sind sie: Michael Angelakos, Ian Hultquist, Ayad Al Adhamy und Nate Donmoyer; das Quartett, das nach der EP "Chunk Of Change" nun ein absolut bemerkenswertes Debüt im Langspielformat vorlegt. Dessen Wert ist sich Sänger Angelakos absolut bewusst: "Manners" erzählt für ihn nicht nur Geschichten, es selbst lässt sich wie eine hören. Das gesamte Album wirkt wie eine Kurzgeschichte bestehend aus elf Kapiteln, die man mehrmals lesen muss, damit sich irgendwann alles erschließt. Bis alles zusammenkommt; eine runde Sache aus dem Ganzen wird. Und das, obwohl sich die Band eigentlich gar nicht allzu viele Gedanken über die tatsächliche Entstehung und Realisierung von "Manners" machte. Zwar mit viel Leidenschaft, aber auch mit einem geringen Budget kreierten sie heimlich, still und leise ein musikalisches Bonbon für Feinschmecker und Genießer. Vielleicht nicht in einer so aufwendig hergestellten, schillernden Verpackung wie die der Konkurrenz, aber inzwischen dürfte es sich ohnehin herumgesprochen haben, dass am Ende die inneren Werte zählen.
Fazit
Appetit machen können dieserlei Reviews, ihn möglicherweise aber auch verderben. Bei Passion Pit hingegen kann man bedenkenlos zugreifen: Es dauert nicht lange und man kommt auf den Geschmack. Und beweist damit einen exzellenten. Oder anders: Zu-grei-fen! Hopp, hopp!
Anspieltipps
Make Light
The Reeling
Eyes As Candles
Folds In Your Hands
Let Your Love Grow Tall
Artistpage
Tracks
1. | Make Light | |||
2. | Little Secrets | |||
3. | Moth's Wings | |||
4. | The Reeling | |||
5. | Eyes As Candles | |||
6. | Swimming In The Flood | |||
7. | Folds In Your Hands | |||
8. | To Kingdom Come | |||
9. | Sleepyhead | |||
10. | Let Your Love Grow Tall | |||
11. | Seaweed Song |
Aljana Pellny - myFanbase
05.07.2009
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (US): 19.05.2009Veröffentlichungsdatum (DE): 03.07.2009
Genre: Independent, Experimental, Elektro, Dance, Alternativ
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