Deckchair Orange
Als "Indie-Pop aus Wien mit internationalem Potential" werden Deckchair Orange allerorts angepriesen – das Wörtchen "international" hat aber rein gar nichts damit zu tun, dass Deckchair Orange vielleicht besonders viel Talent, Originalität oder besonders aufregende Musik zu bieten haben, an der alle Welt Gefallen finden könnte. "International" steht lediglich dafür, dass sich ihr Stil stark an der Musik der eben international bekannten Indie-Pop-Bands orientiert – ach was, ihre Musik eigentlich schamlos kopiert!
Dass die guten Wiener bereits im Vorprogramm der Shout Out Louds gespielt haben, hört man nur beinahe jedem zweiten Song an – die anderen klingen dann abwechselnd nach Nada Surf, den früheren Death Cab For Cutie oder sonstigen "Kollegen". Aber deren einnehmende Blauäugigkeit, die sie ja so sympathisch macht, verwandelt sich bei Deckchair Orange schnell in peinliche Glupschäugigkeit und der Hörer wird mit so tollen Sachen wie Eiscreme aus Gold oder einem Swimmingpool voller Tränen konfrontiert. Wahre Poesie!
Wenn aber die kreative Hirnhälfte aussetzt und einfach keine wunderbaren Phrasen mehr kommen wollen, kann man ja wieder auf Altbewährtes zurückgreifen: "Please, please, please take me home" heißt es in "Amsterdam" so schön – ob es nun um's Nach-Hause-Bringen oder um's Zurück-Kommen geht, ist ja auch schon einerlei. Bei der Musik klappt das auch ganz prima: "Bullet In Your Mind" beginnt wie ein entschleunigtes "Blankest Year", klingt dann doch wieder mehr nach Shout Out Louds als nach Nada Surf und auch wenn hier mein heiß geliebtes Banjo verwendet wird, beginnt mich diese Band spätestens jetzt wirklich tierisch zu nerven.
Wie es Sänger Alexander Wieser auch noch schafft, den Gesangsstil von Weakerthans-Sänger John K. Samson mitsamt Stimmlage nachzuahmen, ist mir wirklich ein Rätsel (oder ist dies tatsächlich ohne Beeinflussung von außen passiert?!) – wenigstens ist sein Englisch ordentlich, auch wenn es manchmal einen Tick zu angestrengt und übertrieben rüberkommt.
Die Songs selbst blubbern sich mal eben so ihren Weg durch Gehörgänge und Boxen – man will ja nicht behaupten, dass Deckchair Orange ihre Instrumente nicht beherrschen oder nicht wissen, wie man einen Song schreibt. Nur machen sie das auf eine so belanglose und aalglatte Art und Weise, dass nach knapp 38 Minuten Laufzeit so gut wie gar nichts hängen geblieben ist. Wenn man hin und wieder ein bisschen Klaviergeklimper drüberstreut, die Gitarre ein wenig schrammelt und versucht, abwechselnd gefühlvoll und lässig zu singen (vielleicht sogar im Chor!), macht das noch lange keinen eigenen Stil aus. Und wenn Alexander Wieser dann "I can't find you, where are you?" fragt, muss er sich wohl damit abfinden, dass es dem lieben Hörer einfach gereicht hat.
Fazit
Keiner verlangt von Deckchair Orange, den Indie-Pop neu zu erfinden. Aber so einen billigen Abklatsch all dessen, was man eh schon etliche Male gehört hat, braucht kein Mensch. Deckchair Orange klingen trotz netter Melodien wie jeder und doch wieder wie niemand – anstatt diesen tollen internationalen Stil anzustreben, sollten sie lieber versuchen, ihren eigenen Stil zu finden.
Anspieltipps
Golden Place
Facts & Fiction
Artistpage
Tracks
1. | Solid Lie | |||
2. | Rose | |||
3. | Golden Place | |||
4. | Fine Wine | |||
5. | Bullet In Your Mind | |||
6. | Still Happening | |||
7. | Facts & Fiction | |||
8. | Amsterdam | |||
9. | Edge Of The World | |||
10. | Colorado | |||
11. | Crossword |
Stephanie Stummer - myFanbase
08.07.2009
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 29.05.2009Genre: Pop, Independent
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