Bewertung
Nouvelle Vague

3

Auf ihrem dritten Album "3" machen die beiden Franzosen Marc Collin und Olivier Libaux ihrem Bandnamen Nouvelle Vague wieder einmal alle Ehre, indem sie alte New-Wave-Klassiker im Bossa-Nova-Stil wiederaufleben lassen. Aber kann ihr lauschiger Lounge-Sound auch beim dritten Mal noch überzeugen?

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Coverversionen sind so eine Sache. Clever inszeniert, verleihen sie selbst dem größten Klassiker eine ganz besondere Note, die dem Original in so manchem Fall (man denke bloß an Jeff Buckleys "Hallelujah") sogar um einiges voraus ist. Herz- und geistlos nachinterpretiert hingegen, lassen sie ihre Urheber völlig entsetzt den Kopf schütteln oder sorgen – falls diese nicht mehr unter uns weilen – für rotierende Gräber. Letzteres trifft auf Nouvelle Vague zum Glück nach wie vor keinesfalls zu. Zwar wird der ein oder andere überzeugte Anhänger der New Wave von damals den beiden Franzosen auch diesmal wieder schmählich Sakrileg vorwerfen, doch auf "3" hat das Produzentenduo sogar erstmals die Originalinterpreten auf seiner Seite.

Künstler wie z.B. Martin Gore von Depeche Mode, Echo-and-the-Bunnymen-Frontman Ian McCulloch und Magazine-Bassist Barry Adamson gaben Nouvelle Vague nämlich nicht nur ihren Segen für die eigenwillige Neuauflage ihrer Songs, nein, sie wollten sogar unbedingt mit von der Partie sein. Und so kam es, dass die jungen Gast-Sängerinnen, die den 70er- und 80er-Jahre-Stücken auf dem Album neues Leben einhauchen (und zwar im wahrsten Sinne des Wortes), hier und da auch von den brummenden Altmeistern höchstpersönlich begleitet werden, was insbesondere im melancholischen "All My Colours" sowie der verhältnismäßig düster geratenen Magazine-Nummer "Parade" eine äußerst interessante Dynamik aufkommen lässt.

Der Duett-Charakter einiger Songs ist aber nicht die einzige neue Entwicklung, die Collin und Libaux auf ihrem dritten Werk vollziehen. Denn als hätten sie die Kritiker schon im Vorhinein über die allmählich deutlich an Reiz verlierende Grundidee der Bossa Novation alter (Post-)Punk-Klassiker maulen gehört, lassen sie auf "3" zur Abwechslung auch mal eine Spur Country, Bluegrass oder gar Flamenco einfließen. So erinnert das sehr mexikanisch angehauchte Minimal-Compact-Cover "Not Knowing", wiederum ein Duett mit Originalsänger Samy Birnbach, mit seinen stimmungsvollen Handclaps und Trompeten stilistisch ein wenig an die Südstaatenrocker Calexico, während die Talking Heads-Nummer "Road to Nowhere" als waschechte Country-Ballade mit einer wunderbar heulenden Akustikgitarre reinkarniert wird.

Doch auch den beschwingten, unbeschwerten Tönen wird auf dem Album Raum geboten. So weht das bassgetriebene Plastic-Bertrand-Cover "Ça Place Pour Moi" mit seinem frechen Riot-Grrrl-Einschlag wie eine unerwartete Sturmböe durch weitläufige Ska-Gefilde und in "Blister in the Sun", im Original von den Violent Femmes, ein mitreißender (Trommel-)Wirbelwind durch eine belebte Bar. Leider entpuppt sich so manch ein anderer Song vielmehr als laues Lüftchen, das durchaus mehr Zug vertragen hätte, wie z.B. die Neuinterpretation des Sex-Pistols-Skandaltracks "God Save the Queen" oder Taxi Girls schlicht zu versäuseltes "Aussi Belle Qu'une Balle".

Alles andere als heiße Luft versprüht dagegen das zunächst recht kühl wirkende Simple-Minds-Cover "The American", das im Refrain durch klares Glockenspiel aufgehellt wird und sich zunehmend zu einem eindringlichen Ohrwurm mausert. Die absoluten Highlights bilden allerdings einmal mehr die romantisch-verträumten Ambient-Songs der Band: das von Chimes begleitete "Heaven" (The Psychedelic Furs), die dumpf brodelnde Ballade "So Lonely" (The Police) und vor allem das wunderbar atmosphärische und durch Jazz-Trompete veredelte Klavier-Cover "Such a Shame" (Talk Talk). Dass nicht alle Songs der neuen Platte so schön soulig vorgetragen werden... it's a shame.

Fazit

Aller guten Dinge sind nicht immer "3". Das Konzept von Nouvelle Vague nutzt sich langsam aber sicher merklich ab und verliert trotz diverser Versuche, den eigenen Sound ein wenig zu erweitern, zunehmend an Charme und Originalität. Es ist wohl an der Zeit, dass sie beiden Franzosen etwas wirklich Neues ausprobieren. Dennoch zeugt allein schon die Liste an Gastsängern, die hier bei der De- bzw. Rekonstruktion ihrer eigenen Songs mitwirken, dass "3" qualitativ wieder eine durchaus anständige Platte darstellt, die einfach nur etwas zu lang und ihren Vorgängern zu ähnlich geraten ist.

Anspieltipps

Blister in the Sun

Heaven

So Lonely

Such a Shame

Artistpage

NouvellesVagues.com

Tourdaten

22.08.2009 Kampnagel, Hamburg

09.09.2009 Zakk, Düsseldorf

10.09.2009 Alte Feuerwache, Mannheim

11.09.2009 Alter Schlachthof, Dresden

12.09.2009 Theaterfabrik, München

Tracks

1.Master and Servantfeaturing Martin Gore
2.Blister in the Sun
3.Road to Nowhere
4.All My Coloursfeaturing Ian McCulloch
5.The American
6.Heaven
7.Paradefeaturing Barry Adamson
8.Metal
9.Ça Plane Pour Moi
10.Our Lips Are Sealedfeaturing Terry Hall
11.God Save the Queen
12.Say Hello, Wave Goodbye
13.So Lonely
14.Not Knowing
15.Aussi Belle Qu'Une Balle
16.Such a Shame

Paulina Banaszek - myFanbase
20.07.2009

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