Conditions
Bands, von denen man sich, ihnen oder anderen verspricht, sie werden eines Tages mal zu den großen Fischen im noch größeren Haifischbecken Musikbusiness gehören, gibt es zuhauf. Meist werden sie eine gewisse Zeit lang als Geheimtipp gehandelt, hinter vorgehaltener Hand, denn sonst könnte hinterher wenn es wirklich mit dem Durchbruch klappen sollte niemand herausposaunen, die hätte er ja ewig schon gekannt. Bevor sie Kommerz wurden Mainstream, Pop. Auch vor The Temper Trap machte dieses Phänomen nicht Halt. So kommt es, dass den vier Australiern und ihrem Debüt der Ruf einer aufkommenden Wundergruppe vorauseilt. Bleibt zu hoffen, dass sie ihm eines Tages nicht hinterher laufen müssen.
Zunächst einmal musste sich die Rezensentin die Frage stellen, inwieweit man an dieser Stelle objektiv bleiben könne, wenn das vorliegende Album durch diesen wahrlich entzückenden Zusteller mit einem nicht weniger reizenden Lächeln in ihre Hände gelangt war.
Während die Gedanken noch am Gartenzaun hingen, trugen die Wackelpuddingbeine sie zur Stereoanlage und die Hände legten das Album ein. Diese kopflose Handlung sollte sogleich mit "Love Lost" belohnt werden, vielleicht DEM Highlight der gesamten Platte. Und das nicht nur, weil die Verfasserin noch immer paralysiert und hypnotisiert war, sondern weil es sich bereits mit den ersten Takten und der dann einsetzenden außergewöhnlichen Stimme Dougy Mandagis auf direktem Wege ins Herz zu wimmern versteht. "Our love was lost. And now we found it" na, schön wär's ja. Dass der Folgetrack "Rest" normalerweise nur als Brückenlied Erwähnung gefunden hätte, liegt nicht daran, dass langsam aber sicher das Dopamin nachließ, sondern schlichtweg daran, dass es als Bindeglied zwischen "Love Lost" und der aktuellen Single "Sweet Disposition" auch einfach nicht viel mehr sein kann. Beinahe geht es unter zwischen den zwei Songs, obwohl er durchaus verheißungsvoll anläuft. Aber es gibt Hoffnung für den vermeintlichen Lückenfüller: Wer ihm eine zweite Chance geben möchte, der lässt ihn separat laufen. Und wird den ersten Eindruck möglicherweise revidieren wollen. An und für sich kann er nämlich durchaus für sich alleine stehen, auch, wenn es zur Single vielleicht nicht reichen möge. Spielerisch und zuckersüß hingegen wickelt die tatsächliche erste Auskopplung "Sweet Disposition" den Hörer um den kleinen ach, was sagt sie , sämtliche Finger und betört nicht nur durch Sänger Mandagis Falsett, sondern auch durch den oft so vergeblichen Versuch, den Zauber eines ganz besonderen Moments einzufangen. Und nein, hier ist nicht jener vor wenigen Minuten am Gartenzaun gemeint. Hust.
Was dann folgt sind mit "River Down" und "Soldier On" zwei solide, aber nicht herausragende Stücke, die allerdings beide ein impressives Finale aufzuweisen haben und damit Boden gutmachen. Eine Ecke weiter: "And I want it, I want it, I want it" "Fools" sehnsüchtelt nicht weniger als "Sweet Disposition", ist dabei aber ungleich schüchterner als der fordernde Single-Kollege. Aber auch nicht weniger gut. Anders eben. Wiederum anders ist auch "Ressurection", das auf Position 8 auffallend kantig und aufmüpfig des Weges kommt. Weder laut, noch forsch ist es, aber ein gewisser Druck und eine große Begehrlichkeit geben den Ton an, ehe sich die Nummer ab Minute 3:30 instrumental in dem besten Sinne des Wortes zu verlieren scheint, bis der Knoten platzt und es durchaus rockig wird. Und auf "Science Of Fear" wird fortgeführt, was soeben begonnen wurde. Dem Gesamteindruck des Albums kommt das zugute. Beinahe bedrohlich wirkt da das Intro des Schlusslichts "Drum Song", das seinem Namen alle Ehre macht und sich tapfer 3 Minuten und 22 Sekunden lang ohne Gesang über Wasser hält. Verkörpert vielleicht nicht den rundesten Abschluss dieser Platte, aber eine gewisse Spannung ist spürbar, als das Lied endet und den Hörer letzten Endes nach knapp 45 Minuten und insgesamt zehn Songs in Ruhe und auch ein bisschen im Regen stehen lässt.
Fazit
Irgendwo zwischen Passion Pit und Okkervil River wird die Rezensentin Platz schaffen an dem Ort im Gehirn, wo sie ihre musikalischen Vorlieben verwaltet. Der Platz ist schnell gefunden, denn wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Ob sich The Temper Trap diesen Platz langfristig erstreiten können, wird sich zeigen. Für den Moment erhalten sie aber eine faire Chance und die hoffnungsreiche Aussicht auf noch eine Vielzahl weiterer Durchgänge in der Stereoanlage. Mal schauen, ob der Effekt auch ohne Wackelpudding in den Knien noch derselbe ist.
Artistpage
Tracks
1. | Love Lost | |||
2. | Rest | |||
3. | Sweet Disposition | |||
4. | River Down | |||
5. | Soldier On | |||
6. | Fader | |||
7. | Fools | |||
8. | Ressurection | |||
9. | Science Of Fear | |||
10. | Drum Song |
Aljana Pellny - myFanbase
07.08.2009
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (US): 30.06.2009Veröffentlichungsdatum (DE): 07.08.2009
Genre: Independent, Experimental, Alternativ
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