Temporary Pleasure
Wichita Recordings sind dick im Geschäft. Neben ihrem vielleicht besten Pferd im Stall, Bloc Party nämlich, sind auch viele der anderen Boxen prominent besetzt: mit Bright Eyes bzw. Conor Oberst, The Bronx, Clap Your Hands Say Yeah, Giant Drag, My Morning Jacket, Peter Björn & John, dem (Peter Björn & John-)Peter Morén und den Yeah Yeah Yeahs zum Beispiel. Mit einer Handvoll Zugpferden dieser Größe haben es Label-Besitzer Dick Green und Mark Bowen leicht(er), sich vermehrt auf die Newcomer zu fokussieren. Oder zumindest jene, die von der breiten Masse als solche wahrgenommen werden. Die Rede ist von Simian Mobile Disco.
Die gibt es offiziell nämlich schon seit 2005. Zumindest in dieser Form. Wer sich düster an vergangene TV-Werbungen erinnern kann und in den Pausen nicht rüberzappt, dem wird der Name "Simian" durchaus ein Begriff sein. eBay warb mit Simians "When I Go" für den weltweit unangefochtenen Online-Marktplatz Nr. 1. Relativ zeitnah steuerte die Band ihren Song "La Breeze" für Peugeot bei. Die Band gibt es nicht mehr. Zwei ehemalige Simian-Mitglieder - James Ford und Jas Shaw – hielten teilweise am alten Namen fest und gründeten Simian Mobile Disco.
Insofern ist das Duo kein Neuling im eigentlichen Sinne. Und in den vier Jahren waren Shaw und Ford keinesfalls untätig. Vornehmlich traten sie als Feature-Künstler in Erscheinung und machten sich unter anderem durch ihre fulminanten Remixes, z.B. von Muse- und Air-Songs ("Knights Of Cynodia" bzw. "Cherry Blossom Girl") einen Namen. Produziert haben sie darüber hinaus Größen wie Björk, Arctic Monkeys und Klaxons. Für ihr eigenes Werk erhielten die Jungs erstmals erhöhte Aufmerksamkeit, als vor ein paar Jahren "The Hustler" und "It's The Beat" veröffentlicht wurde. Zumindest in der entsprechenden Szene. Elektro und Minimal ist zwar schwer im Kommen, aber in den Charts machten sich Simian Disco Mobile mit diesem neuen Projekt nicht bemerkbar.
Bis jetzt. Denn ihre grandiose Single "Audacity Of Huge", Vorbote ihres neuen Albums "Temporary Pleasure", ist in den UK-Charts auf Platz 60 neu eingestiegen. Regional zwar (noch), aber das ist ein guter und wichtiger Schritt. Erfahrungsgemäß sind uns die Briten oft eine Nasenlänge voraus – mindestens –, was das Entdecken und Abfeiern großartiger Künstler anbelangt. Platz 60 lässt aber auch in der Heimat Großbritannien noch viel Platz nach oben. Den der, wie man so schön sagt, unglaublich catchy Track sicherlich nutzen kann, denn der ist richtig gut. Gut - oder auch "Huge, huge, huge", wie es das britische Duo zu Beginn der peitschenden, druckvollen Nummer selbst ankündigt. Die Drumcomputer leisten auf "Temporary Pleasure" ganze Arbeit, die Synthesizer pfeifen und zischen aus allen Löchern der Platte, die in voller Länge erstaunlich an Fahrt aufnimmt und spätestens beim zweiten Hördurchgang mit Vollgas durch die Gehörgänge hämmert. Melodie und eine gewisse Verspieltheit kommen dabei aber nie zu kurz. Das ist vielleicht der Schlüssel zum Glück. Der zur absolut verdienten Aufmerksamkeit, die Ford und Shaw bereits damals als Gruppe Simian, und jetzt mit Simian Mobile Disco noch immer verwehrt geblieben ist.
Diese Jungs sind für Größeres bestimmt, als nur in britischen Kellerdiscos regelmäßig und gebührend abgefeiert zu werden. Und dass sie das selbst auch ganz genauso sehen, könnte man vielleicht der Tatsache entnehmen, dass man Namen der Feature-Artists, die diesmal IHR Album unterstützen – immerhin unter anderem Alexis Taylor ("Bad Blood"), Beth Ditto ("Cruel Intentions") und Gruff Rhys ("Cream Cream") – beinahe mit der Lupe im Booklet suchen muss. Die Prominenz, für die sonst gearbeitet wird, fällt hier zumindest namentlich erstmal unter den Tisch.
Fazit
"Temopary Pleasure" steht für sich allein. Und das muss es auch, wenn Simian Mobile Disco ihre Bekanntheit nicht länger dem Platz hinter der "feat."-Zeile in den Tracklists Alben anderer Künstler verdanken wollen. Das Schöne ist: Das muss es nicht nur, das kann es auch. Und Freunde von knackigen Beats und tanzbarem Elektropop können sich dieses facettenreiche, wuchtige Stück Musik getrost zulegen. Oder müssen es vielleicht sogar.
Anspieltipps
Cream Cream
Audacity Of Huge
Turn Up The Dial
Pinball
Artistpage
Tracks
1. | Cream Cream | featuring Gruff Rhys | ||
2. | Audacity Of Huge | featuring Chris Keating | ||
3. | 10,000 Horses Can't Be Wrong | |||
4. | Cruel Intentions | featuring Beth Ditto | ||
5. | Off The Map | featuring Jamie Lidell | ||
6. | Synthesise | |||
7. | Bad Blood | featuring Alexis Taylor | ||
8. | Turn Up The Dial | featuring Young Fathers | ||
9. | Ambulance | |||
10. | Pinball | featuring Telepathe |
Aljana Pellny - myFanbase
19.08.2009
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (US): 31.08.2009Veröffentlichungsdatum (DE): 14.08.2009
Genre: Independent, Experimental, Elektro, Diverse
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