Der Name dieser Band ist Karpatenhund
Nach der Vorab-EP "Wald/Mondo Cane" folgt nun das zweite Album von Karpatenhund und tappt weiterhin den eingeschlagenen Weg voll Achtziger-Anleihen und Melancholie entlang. Nur: Was auf Single- bzw. EP-Länge noch äußerst charmant und einnehmend wirkte, funktioniert auf Albumlänge nicht mehr ganz so optimal.
Empfangen wird man von einem mächtig pompösen Intro namens "Anfang", das ein Klimperklavier mit satten Gitarren vereint, eine beinah düstere Atmosphäre heraufbeschwört und irgendwie total übertrieben wirkt, da man es hier weder mit einem Konzeptalbum oder sonst einem ausgefallenen Werk zu tun hat, sondern schlicht und einfach mit einem Popalbum, das kräftig in der Trickkiste herumwühlt. So sind auch die Worte, die Sängerin Claire für den "Anfang" wählt, höchst bedeutungsschwanger: "Das ist nicht der Anfang / Das ist kein Ende / Das ist nicht dazwischen / Es ist nirgendwo" mag vielleicht ganz gut klingen, wirkt aber relativ abgelutscht und viel zu dramatisch.
Dennoch: Der Übergang dieses Einstiegslieds zum ersten "richtigen" Song ist gelungen und lässt "Wald" angenehm aus den anderen Stücken hervorstechen. Das folgende Songmaterial setzt sich aus ähnlichen Elementen zusammen: Wir haben wiederum die unaufdringlichen, aber wirkungsvollen Synthesizer, die die Musik vor der Monotonie bewahren, ein paar geschickt platzierte Bläsereinsätze, die alles scheinbar auf ein höheres Niveau heben, und wir haben die Texte, die sich einmal mehr nachdenklich und etwas pessimistisch geben – was man auch an Titeln wie "Notfalls werde ich für immer warten", "Hier wächst nie wieder was" oder "Lost Weekend" erkennt.
Was der recht interessanten musikalischen Ausgangslage aber schadet, ist Claires Stimme: Sich selbst zu ernst nehmend, klingt sie meist zu süßlich und theatralisch und läuft hin und wieder Gefahr, den Hörer damit zu nerven. Meist gelingt es ihr aber gerade noch, die Kurve zu kratzen – da in Songs wie "Bitte Bitte Bitte" oder "Boden" eben klar wird, dass genau diese Blauäugigkeit und das Kleinmädchen-Getue zum Charme von Karpatenhund gehören.
Am besten kommt dies im letzten regulären Song namens "Lost Weekend" rüber: Zwischen einem ratternden Schlagzeug und kreiselnden Gitarren gesteht Claire mit Augenaufschlag "Ich habe meine Seele dem Teufel verkauft / Zumindest die Teile, die ich selber nicht brauch". Aber kaum versieht man sich, findet man sich schon wieder in diesem überpassionierten Intro-Ding wieder, nur dass man es diesmal wohl eher als "Outro" bezeichnen kann und es außerdem "Ende" heißt: Das mehr oder weniger gleiche Stück schließt nun den Kreis – "das ist nichts" bekommt man erneut zu hören.
Nun findet man auch noch zwei Ghosttracks auf "Der Name dieser Band ist Karpatenhund" – ersterer beschränkt sich lediglich auf ein bisschen Vogelgezwitscher und ähnliche Waldgeräusche, der andere allerdings ("Top Ten Hit") ist zwar kurz, macht aber in seiner Kürze und Ausgeflipptheit mehr Spaß als die meisten offiziellen Album-Tracks ...
Fazit
Stilistisch durchaus interessant zeigt sich das zweite Album von Karpatenhund – dieses düstere, New-Wave-angehauchte Gehabe steht ihnen ganz gut. Der teilweise nervige, naiv wirkende Gesang wird aber gelegentlich zum Stolperstein und zeigt, dass nicht alles, was bei ein paar Nummern toll wirken mag, auch auf Albumlänge noch dieselbe Substanz haben muss.
Anspieltipps
Wald
Bitte Bitte Bitte
Lost Weekend
Anspieltipps
Tracks
1. | Anfang (Black Box Recorder) | |||
2. | Wald | |||
3. | Notfalls Werde Ich Für Immer Warten | |||
4. | Boden | |||
5. | Plastic Soul | |||
6. | Rorschach | |||
7. | Hier Wächst Nie Wieder Was | |||
8. | Bitte Bitte Bitte | |||
9. | Wie Fühlt Es Sich An? | |||
10. | Lost Weekend | |||
11. | Ende (Rauschen) |
Stephanie Stummer - myFanbase
24.08.2009
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 28.08.2009Genre: Pop, Independent
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