Bewertung
Whitney Houston

I Look to You

Seit dreieinhalb Jahren in der Mache, verzögert durch Drogenentzug, Scheidung und Sorgerechtstreit und nun endlich da. Leider nur elf Songs lang – aber damit immerhin ein Track länger als der Vorgänger "Just Whitney". Da viele von dessen Existenz und der des Weihnachtsalbums vermutlich nichts mitbekommen haben, wirken die sechs Jahre Pause noch länger. Weil Musiktrends sich und Drogen die Stimme verändern, werden viele Menschen nun die Ohren spitzen, wenn Whitney im Radio, Fernsehen, auf Platte oder hoffentlich bald auf der Bühne zu hören ist. Wie klingt sie? Und wovon singt sie?

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© Arista Records

Wie sie klingt? Natürlich anders. Nicht so großartig wie ganz früher, aber gut. Fast so wie auf "My Love Is Your Love" und somit besser als auf "Just Whitney". Und weiterhin besser als Leona Lewis, Anastacia oder Jennifer Hudson. Ihre Stimme ist tiefer und rauer geworden, aber wieder kraftvoll und frisch.

Das Raue wird in den (leider nur zwei) Balladen – vor allem in der Diane-Warren-Nummer "I Didn't Know My Own Strength" – bewusst eingesetzt, um Gefühl rüber zu bringen. Frisch darf sie in den Uptempo-Nummern klingen. Und die sind wohl die Überraschung des Albums: Stampfende Hip-Hop-Beats, Elektro-Spielereien – clubtauglich, jung und (nicht immer, aber oft) up to date. Somit das, was "I Wanna Dance With Somebody" oder "I'm Your Baby Tonight" in den 80ern waren. Und ganz anders als ihr 2002er-Sound. Da man Whitney so aber nicht gewohnt ist, klingt das erst einmal fremd. Nach dem dritten Mal Hören sind die Songs aber im Ohr. Dennoch: Leider fehlt ein signifikanter Discoknaller genauso wie die Hammerballade, die wochenlang an der Chartspitze stehen und jeden überzeugen kann, dass Whitney wieder da ist. Es mangelt also, gerade in Anbetracht der langen Planungs- und Produktionszeit, an (noch) besserem Material – und das trotz Unterstützung von R. Kelly, Alicia Keys, Swizz Beatz und Akon. Mit letzterem harmoniert die mittlerweile 46-jährige übrigens großartig. Die Stimmen ähneln sich so sehr, dass man Whitneys Background Vocals in anderen Songs oft Akon zuschreiben könnte.

Und wovon singt sie? Natürlich von der Liebe – und dass sie danach sucht. Von ihrem Ex, unter dem sie lange gelitten hat – und dass sie nun ohne ihn stärker ist. Von ihren Hassern – und dass sie sich von jenen nicht aufhalten lassen wird. Von dunklen Zeiten – und dass sie Hoffnung und Stärke dank Gott wieder gefunden hat. Und von ihrem Comeback – sowie der Frage, ob sie an Vergangenes anknüpfen kann. Ähnlich wie auf "Just Whitney" finden sich immer wieder Anspielungen auf ihr Leben, die diesmal noch gestärkter und, ja, friedlicher klingen: "All die Triumphe, die Aufs und Abs fließen in dieses Album ein. Und ich hoffe, sie inspirieren nicht nur mich, sondern viele andere Menschen", so die Diva.

Fazit

Ihre Stimme zeugt von einer Person, die viel durchgemacht hat. Die Texte zeugen von ihrer Genesung. Und ihr neuer Sound zeugt von Spaß am Leben. Reif, zufrieden und guter Dinge – wie ihr Blick auf dem Cover passend ausdrückt… Nun bitte weiter am Ball bleiben, live auftreten, üben – und dann wird Album Nr. 9,5 der Knaller!

Anspieltipps

Million Dollar Bill

I Look to You

Like I Never Left

I Didn't Know My Own Strength

Salute

Artistpage

WhitneyHouston.com

Tracks

1.Million Dollar Bill
2.Nothin' But Love
3.Call You Tonight
4.I Look to You
5.Like I Never Leftfeaturing Akon
6.A Song for You
7.I Didn't Know My Own Strength
8.Worth It
9.For the Lovers
10.I Got You
11.Salute

Micha S. - myFanbase
03.09.2009

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