Bewertung
Mark Knopfler

Get Lucky

"Altherren-Musik" – das wäre wohl der erste Begriff, der mir spontan zu dem guten Schotten einfallen würde. So was passiert einfach, wenn man damit aufwächst, dass die Elterngeneration unermüdlich "Sultans of Swing" auflegt und ihn als lebende Gitarrenlegende feiert. So was passiert wahrscheinlich auch, wenn derjenige mittlerweile 60 geworden ist, seinen persönlichen Stil schon längst für sich definiert hat und diesen in regelmäßigen Abständen auf unaufgeregten, gelassen vorgetragenen Alben zelebriert. Da wir aber nicht mit Vorurteilen um uns werfen, sondern lieber den musikalischen Horizont erweitern wollen, stürzen wir uns einfach kopfüber in das neue Mark Knopfler-Album und hören selbst.

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Selbst wenn man nicht jedes seiner Alben unterscheiden kann, auch von den Dire Straits-Werken nur die wirklich bekannten Songs kennt und grundsätzlich bis jetzt Mark Knopfler eher als Hintergrundmusik gehört hat, so kann man eines mit Sicherheit behaupten: Es gibt kaum eine Stimme im Musikgeschäft, die einem schon nach kurzem Hören so vertraut und heimelig vorkommt und die den Hörer angenehm einlullt und ihm irgendwie ein Gefühl der Sicherheit vermittelt.

Dieses tröstliche Gefühl stellt sich auch bei diesem Album sofort wieder ein. Genauso wie man bei den "Gitarren-Streicheleinheiten", die er seinen Klampfen erteilt und die seine Songs so luftig untermalen, von einer gewissen Nostalgie übermannt wird – selbst wenn man dafür eigentlich keinen Anlass hat. Neben diesem für ihn so typischen Gitarrenspiel hat Knopfler bei diesem Album auch wieder verstärkt auf seinen Background zurückgegriffen und klassisches Songwriting mit schottischen Folk-Elementen vermischt.

Dies gelingt ihm besonders im Opener "Border Reiver" ganz großartig: Romantische Flötentöne, die von einem seiner Soundtrack-Arbeiten stammen könnten, münden in ein munteres Folklore-Stück, das vom Leben eines LKW-Fahrers erzählt. Nicht ganz so traditionell und beschwingt, aber immer inspiriert von den verschiedensten Schicksalen geht es weiter: Ob es nun der Gitarrenbauer John Monteleone ist, den er wieder in filmtaugliche Geigenmelodien hüllt ("Monteleone"), oder Rennfahrer Mark Donohue ("The Car Was The One"), der ihn zu einem nachdenklichen, sanften Song inspiriert. Manchmal liegt die Inspiration auch näher: So widmet er das wiederum sehr traditionell anmutende "Piper To The End" seinem im Ersten Weltkrieg gefallenen Onkel, während er im schwärmerischen "Before Gas And TV" generell den guten, alten Zeiten nachhängt.

Große, bombastische Melodien und Töne wird man auf "Get Lucky" vergeblich suchen – Knopflers Musik lebt vielmehr von den kleinen Details und Arrangements und den Geschichten, die er zu erzählen hat. Gefährlich wird es nur dann, wenn der Einsatz von Flöten und Streichern etwa ins Kitschige abzudriften droht oder einzelne Stücke kaum über das Prädikat "nett" hinauskommen.

Äußerst positiv aufhorchen lassen der lässig dahinschunkelnde Blues "You Can’t Beat The House" und das souveräne "Cleaning My Gun", das für mich wohl den Inbegriff von Mark Knopflers musikalischem Schaffen darstellt. Rührend wird es dagegen bei "Remembrance Day", zu dem er einen ganzen Chor von Müttern und Kindern zum Mitsingen eingeladen hat. Die warmherzige, rasch ins Ohr gehende Nummer macht mit den folgenden Titeln (u.a. "Get Lucky") noch einmal einen echten Höhepunkt auf dem Album aus.

Fazit

Alter Herr hin oder her – Knopfler versteht sich wie kaum jemand auf sein Handwerk und hat wieder mal ein paar entspannte, ruhige Nummern geschrieben, die perfekt zum nun nahenden Herbst passen und den Hörer trösten und umarmen. Wie schlecht oder gut oder ähnlich es im konkreten Vergleich zu anderen Alben ist, kann ich persönlich nicht sagen – für sich alleine steht es jedenfalls ganz gut. Hin und wieder neigt er zu etwas Kitsch, manchmal kommt er eine Spur zu unaufgeregt daher – ansonsten: Meisterlich vorgetragene Geschichten, Folk-Elemente und hervorragendes knopfler’sches Gitarrenspiel kommen dem Hörer schneller vertraut vor, als ihm wahrscheinlich lieb ist. Willkommen in der Welt der Altherren-Musik!

Anspieltipps

Border Reiver

You Can't Beat The House

Cleaning My Gun

Get Lucky

Artistpage

Mark-Knopfler.co.uk

Tracks

1.Border Reiver
2.Hard Shoulder
3.You Can’t Beat The House
4.Before Gas & TV
5.Monteleone
6.Cleaning My Gun
7.The Car Was The One
8.Remembrance Day
9.Get Lucky
10.So Far From The Clyde
11.Piper To The End

Stephanie Stummer - myFanbase
14.09.2009

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