Jump Back
2009 ist das Jahr des Groß-Remasterings: Ausgerechnet die zwei wohl größten Bands aller Zeiten, The Rolling Stones und The Beatles, veröffentlichen im selben Jahr große Teile ihres Backkatalogs neu. Überraschend kommen tatsächlich die Fanlager beider legendären Bands auf ihre Kosten. Einige mehr, andere weniger...
Um kurz auf das besagte Duell einzugehen, muss erwähnt werden, dass die Neuveröffentlichungen der Beatles wirklich mit allen Geschützen auffahren und sowohl in der Stereo- als auch in der Monoversion grandios daherkommen. Ob als Japan Replicas oder als tolle Digipacks, die Pilzkopf-Remasters geben optisch einiges her. Da können die Stones leider nicht ganz mithalten: Zwar wird neben den Einzel-Alben auch eine Sammelbox angeboten, aber hier stimmt das Paket nicht. Bonus-Tracks gibt es ebenso wenig wie großartige Veränderungen am Artwork oder Inlay.
Ein weiterer bekannter Wermutstropfen der "Jump Back"-Compilation ist die rechtliche Einschränkung des Virgin-Labels. So fehlen leider sämtliche Stones-Klassiker der glorreichen 60er. Entschuldigung, aber ein Best-Of ohne "Paint It Black", "Satisfaction", "You Can't Always Get What You Want", "Jumpin' Jack Flash", "Sympathy For The Devil" oder "Ruby Tuesday" ist in meinen Augen und Ohren einfach kein echtes Best-Of. Aber wer lesen kann, wird nicht enttäuscht, denn schließlich lautet der Untertitel der Zusammenstellung "71-93". Wer die komplette Karriere der Stones umfasst haben will, sollte sich nach "Forty Licks" umschauen. Soundfetischisten werden jedenfalls mit den Remasters zufrieden sein, die meisten Songs sind sehr gut abgemischt und klingen toll.
Inhaltlich bietet "Jump Back" also die größten Rolling Stones Hits der 70er und 80er Jahre auf einem Album. Chronologischen Sinn ergibt die Reihenfolge nicht, deshalb darf die Compilation auch schon mit zwei großen Klassikern starten. Das gerne als Konzert-Opener gespielte "Start Me Up" ist eine starke Rockhymne, die vorallem durch Keith Richards markantes Gitarrenspiel glänzt. Das ebenfalls weltberühmte "Brown Sugar" begeistert durch ein tolles Riff und Mick Jaggers fulminante Rockstimme. Gepaart mit ein wenig Blues und einem Bläsersolo ist hier einer der besten Songs aller Zeiten entstanden. Nicht zu den besten Songs der Stones gehört für mich das Cover von "Harlem Shuffle", das zwar optimal für Jaggers Stimme gemacht zu sein scheint, ansonsten aber weniger zu überzeugen weiß. Einer der bekanntesten Rolling-Stones-Songs folgt - ein wahrer Gassenhauer, "It's Only Rock'n Roll". Wer kennt diesen Klassiker nicht? Wesentlich überraschender ist da schon "Mixed Emotions" aus der Spätphase der 80er Jahre. Der Song mit den straight rockenden Strophen und dem wunderbar melodischen Refrain ist mein absoluter Stones Geheimfavorit. Ebenfalls toll sind die Background-Vocals des Stücks, u.a. von der grandiosen Sängerin Lisa Fischer, die heute noch zur festen Tourbesetzung der Liveband gehört.
Die Stones sind und waren natürlich nicht nur im Rocken absolute Weltspitze, auch ihre Balladen wurde größtenteils zu Welterfolgen. Das traumhafte "Angie" aus den 70ern ist ein wundervolles Stück Musikgeschichte. Jaggers Gesang ist hinreißend und die Melodie zum dahinschmelzen, besser kann ein Liebeslied kaum klingen. Ebenfalls gelungen ist die Ballade "Fool To Cry" vom "Black And Blue"-Album. Niemals vergessen darf man jedoch das oft gecoverte "Wild Horses", samt des tollen musikalischen und lyrischen Tiefgangs. Durch das tolle Gitarrenspiel und dem ebenso tollen, unverkennbaren Gesang werden die Gefühle des Songs greifbar nah.
Mit "Beast Of Burden" befindet sich eines der besten Stücke der Rockgiganten auf dem Album. Musikalisch ist das allererste Sahne - Jagger, Richards und Co. in Bestform. Klasse beweist auch das funkig groovige "Hot Stuff", mit Jaggers typischen sexuellen Botschaften, aber auch einem genialen Zusammenspiel der Saiteninstrumente. Zudem befinden sich drei ungewöhnliche Songs der Band auf "Jump Back". Da wäre der dreckige Rocker "Respectable", der deutliche Anleihen der Punkbewegung der 70er Jahre aufweist, oder aber "Emotional Rescue", ein musikalisches Anti-Rock Stück, das eher in die Discos zu den Bee Gees passt als in die Stadien dieser Welt. In diese Aufzählung kann man auch das unbekanntere "Rock And A Hard Place" einordnen, dass sich sehr am Sound der Achtziger bedient, aber besonders durch Bill Wymans markantes Bassspiel auffällt. Ergänzt wird die Songsammlung durch ein paar unauffällige, durchschnittliche Songs wie "Waiting On A Friend", "Bitch" oder "Undercover Of The Night".
Fazit
Die Songs und ihr Sound auf dem Remaster der "Jump Back"-Compilation können sich absolut hören lassen. Enthalten sind starke Stücke, der vielleicht nicht besten, aber dafür größten Band der Welt, die für immer unvergessen bleiben werden. Neues oder Rares gibt es jedoch nicht und wer auf die Hits der 60er nicht verzichten kann, sollte lieber zu "Forty Licks" greifen.
Anspieltipps
Angie
Wild Horses
Brown Sugar
Mixed Emotions
Artistpage
Tracks
1. | Start Me Up | |||
2. | Brown Sugar | |||
3. | The Harlem Shuffle | |||
4. | It's Only Rock'n'Roll (But I Like It) | |||
5. | Mixed Emotions | |||
6. | Angie | |||
7. | Tumbling Dice | |||
8. | Fool To Cry | |||
9. | Rock And A Hard Place | |||
10. | Miss You | |||
11. | Hot Stuff | |||
12. | Emotional Rescue | |||
13. | Respectable | |||
14. | Beast Of Burden | |||
15. | Waiting On A Friend | |||
16. | Wild Horses | |||
17. | Bitch | |||
18. | Undercover (Of The Night) |
Christian Finck - myFanbase
16.09.2009
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 21.08.2009Genre: Rock
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