Together Through Life

Wer mit der langen Schaffenszeit des amerikanischen Eigenbrödlers Robert Zimmerman bisher nichts anfangen konnte, wird es ganz sicher auch weiterhin nicht tun. Musikalisch wirkt besonders die ungewöhnlich raue, selten genaue und sehr alte Stimme des Sängers und Musikers auf viele abschreckend. Aber grade bei den Fans sind genau diese Merkmale das Gütesiegel für jedes Dylan-Werk.

Um es gleich vorweg zu nehmen: "Together Through Life" ist ein hörenswertes Album, das jedoch ohne wirklich überragende Stücke auskommen muss. Konzeptionell findet man sich in schönem, unverstellten Blues wieder, der von Südstaaten-Feeling und Anekdoten verstärkt wird. Durch das ganze Album zieht sich ein starker Hang zum mittel- und südamerikanischen Raum. Dabei herausgekommen sind viele sperrige Songs, die sich erst nach vielen Durchläufen entfalten und den Hörer vor eine große Aufgabe stellen.

Der Klang des Albums lässt sich jedoch schon von Beginn an genießen. Die einzelnen Instrumente sind toll eingefangen worden und bilden atmosphärisch ein dichtes Gesamtpaket. Das klingt dynamisch und organisch - sehr gelungen. Dennoch ist das Album ganz sicher kein Easy-Listening wert. Also bitte die Partnerin für ein paar Stunden aussperren und sich den Emotionen des Meisters hingeben. Denn bewusstes Hören ist hier mehr als erforderlich!

Mein Lieblingsstück des Albums ist "I Feel A Change Comin' On", welches wirklich wunderbar arrangiert ist und besonders mit den lyrischen Feinheiten glänzt. "Well Life Is For Love - And They Say That Love Is Blind - If You Want To Live Easy - Baby Pack Your Clothes With Mine" - Das ist Dylan in Höchstform, wunderbar und überzeugend. Ebenso stark ist der kleine Hit "If You Ever Go To Houston", der einen wirklich ins heiße Texas reiten lässt. Auch das schwermütig melancholische "Life Is Hard" weiß zu gefallen. Mit den Mandolinen klingt das Stück ein wenig nach Hawaii, während der Text in eine ganz andere Richtung geht. Poetisch gibt "Forgetful Heart" einiges her: "The Doors Has Closed Forevermore - If Indeed There Ever Was A Door" heißt es dort und klingt harmonisch und warm unter den Kopfhörern, auch wenn diese Bluesnummer das Rad nicht neu erfindet. Neben zahlreichen durchschnittlichen Bluesstücken wie "My Wife's Home Town", "Jolene" oder das schnellere "It's All Good" können vorallem noch das zackige "Shake Shake Mama" und der ansprechende Opener "Beyond Here Lies Nothin'" überzeugen.

Mein persönlicher Tiefpunkt wurde mit "This Dream Of You" erreicht. Der Song fordert sicher so manchen Fan und Hörer heraus. Die Fidel und das oftmals nervige Akkordeon von David Hidalgo (auf dem ganzen Album) liefern sich ein Duell der Glückseligkeit, während Dylans nöliger Sprechgesang auch nicht zu gefallen weiß. Für mich ist das definitiv zu viel.

Fazit

Bob Dylan liefert ein überdurchschnittliches Werk mit "Together Through Life" ab. Für eine bessere Wertung fehlen leider die wirklich herausragenden Stücke, deshalb schneidet das Album auch schlechter ab seine Vorgänger. Dylans Stimme ist wie immer Geschmackssache, aber meistens passend. Übrigens veröffentlicht der Meister demnächst ein Weihnachtsalbum. Man darf gespannt sein, wohin die Reise diesmal geht.

Anspieltipps

I Feel A Change Comin' On

Life Is Hard

If You Ever Go To Houston

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BobDylan.com

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