Do You Want The Truth Or Something Beautiful
Seit dem sensationellen "Back To Black"-Album von Skandalnudel Amy Winehouse wurden die Ohren des geneigten Pophörers mit zahlreichen abgefeierten Prinzessinen (vornehmlich von der Insel) überflutet. Größtenteils stimmte die Qualität und mit Paloma Faith gibt es nun die vermeindlich neueste Sensation am Pophimmel.
Pompös sieht sie ja aus die Paloma, umgeben von weißen Tauben und Rosen, überzogen von Körpermalerei und getoppt von ihrer glamourösen Frisur. So wie das Cover ihres Debüts "Do You Want The Truth Or Something Beautiful" aussieht, klingt auch die Musik. Pompös, manchmal anstrengend, manchmal laut, dann wieder leise, eingekleidet in allerhand Instrumente. Doch das alles spielt kaum eine Rolle, denn der wirkliche und einzige Höhepunkt des Albums ist die fantastische Stimme von Paloma Faith. Ich habe lange überlegt, aber am passendsten ist wohl der stimmliche Vergleich mit der Waliserin Duffy und der Australierin Gabriella Cilmi. Lässt man beide Stimmen im Kopf verschmelzen, ist man nahe am Erlebnis mit Paloma.
Die vorab ausgekoppelte Single "Stone Cold Sober" gibt grob die Richtung des Albums vor. Eine Trompete hier, ein paar Streicher da, dazu eine eingängige, radiotaugliche Melodie und die beeindruckende Stimme bestimmen das Klangbild des Stücks. Das ist weder frisch noch kreativ, aber vor allem haben wir das in den letzten drei Jahren schon zigfach gehört. Um diese Stimme lassen sich garantiert bessere Nummern schreiben. Grundsätzlich nähern sich fast alle Songs des Albums an dieses Schema an. Eine dankbare Ausnahme ist da das perfekte Radiopopstück "Smoke & Mirrors". Dem Song kann man dank der schönen Melodie und der grandiosen Intonierung der Sängerin viel abgewinnen. Auch das folgende "Broken Doll" kann mit luftigem Jazzpop überzeugen. Paloma Faith erzeugt mit ihren Vocals eine wunderbare Stimmung, die einen direkt in die 50er- und 60er- Jahre zurück versetzen lässt.
Leider hält das Album dieses Niveau nur sehr kurzfristig. Beispielsweise sieht der Titeltrack in den Strophen noch ganz passabel aus, aber im Refrain wirkt diese Schiene eher plump und einfallslos. Die Songs lassen keinen Spielraum für Überraschungen und hinterlassen leider einen komplett kalkulierbaren Eindruck. "Upside Down" erhöht zwar etwas das Tempo und bietet mit den witzigen männlichen Backings ein wenig Abwechslung, aber das kann doch nicht alles sein, oder? Der Song schafft es nicht mal die gute Laune der Melodie auf den Hörer zu übertragen. In solchen Songs wirkt die Stimmengewalt der Interpretin verschenkt.
Zum Glück folgt auf ein Tief in der Regel ein Hoch und so kann sich das Album mit "Romance Is Dead" noch einmal aufrappeln. Das Stück klingt ein wenig nach Nicole Atkins und gehört zu den besten des Debüts. "New York" ist wie der Opener "Stone Cold Sober" bereits vorab als Single veröffentlicht worden und gibt größtenteils eine gute Figur ab. Dann fehlt aber zum Ende wieder die Substanz: "Stargazer" als lahme Halbballade, "My Legs Are Weak" als ebenfalls schleppendes Stück mit unnötig viel Schmalz und Pomp und das vor sich hin tröpfelnde "Play On" bieten einen wirklich mageren Abschluß des kurzen Albums.
Stimmlich kann man der Sängerin wirklich keine Vorwürfe machen, denn singen kann sie wirklich gut. Das Songmaterial ihres ersten Albums hinkt jedoch weit hinter der Konkurrenz zurück. In einer englischen Zeitung wurde die Musik "als James Bond Soundtrack ohne Hooklines" bezeichnet. Das trifft es ganz gut. Ich würde die Dame jedoch nicht ganz abschreiben, dafür ist ihre Stimme einfach zu gesegnet.
Fazit
"Do You Want The Truth Or Something Beautiful" lässt sich am besten mit einem Geschenk vergleichen, auf das man sich seit Ewigkeiten gefreut hat. Doch nach dem Auspacken (in dem Fall die pompöse Musik) bleibt nur kurze Freude über das Produkt. Denn unter der Geschenkschleife befinden sich leider nur durchschnittliche Songs. Ich warte lieber noch ein paar Monate auf neue Alben von Kate Nash oder Duffy.
Anspieltipps
Smoke & Mirrors
Romance Is Dead
Broken Doll
Artistpage
Tracks
1. | Stone Cold Sober | |||
2. | Smoke & Mirrors | |||
3. | Broken Doll | |||
4. | Do You Want The Truth Or Something Beautiful? | |||
5. | Upside Down | |||
6. | Romance Is Dead | |||
7. | New York (Radio Edit) | |||
8. | Stargazer | |||
9. | My Legs Are Weak | |||
10. | Play On |
Christian Finck - myFanbase
29.09.2009
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 25.09.2009Genre: Pop
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