Break Up
Ein Singer/Songwriter der schon lange seiner Bestform hinterherhinkt und ein erfolgreiches Hollywoodstarlett mit bisher kaum erfolgreichen (aber guten), musikalischen Taten haben sich zusammen getan, um uns mit neun folkig poppigen Stücken von sich zu überzeugen.
Sie haben sich getrennt, obwohl sie nie ein Paar waren. Die Geschichten, die Schauspielerin Scarlett Johansson und Songwriter Pete Yorn, auf "Break Up" erzählen, handeln zwar von einem Beziehungsende, aber nicht vom eigenen (sondern von einer vergangen Beziehung Yorns). Yorn hatte nur eine Vision von sich und Johansson, von der er damals noch nicht wusste, dass sie singen kann, und sah sich mit ihr in einem Duett im Stile der Zusammenarbeit von Serge Gainsbourg und Brigitte Bardot. Für die Aufnahme der von Pete Yorn verfassten Songs (mit einer Ausnahme) benötigte die hauptberufliche Schauspielerin nur zwei Tage. Herausgekommen ist ein Album, das am ehesten an das musikalische Debüt einer anderen Schauspielerin erinnert. Die Gesangstechnik, die musikalische Orientierung und die Lyrics ähneln tatsächlich dem "She & Him"-Projekt von Zooey Deschanel und M. Ward aus dem letzten Jahr.
Das nur neun Stücke umfassende Album beginnt auch gleich mit dem Hit "Relator", das man aus der Reklame eines Nachrichtensenders kennt. Wer das Tom-Waits-Coveralbum von Scarlett Johansson kennt, erwartet ganz sicher nicht einen so eingängigen Ohrwurm wie diesen Opener. Etwas über zwei Minuten drängelt sich dieser liebevoll einfach gehaltene Song in die Ohren. Und da wird er auch längere Zeit verweilen. Getrieben von Gitarren, leichter Percussion und den zarten Stimmen der Protagonisten ist eines der besten Stücke des Jahrgangs entstanden. "Wear And Tear" setzt musikalisch nahtlos an. Man erkennt schnell, dass sich Johansson in stimmlich weniger anspruchsvollen Stücken (im Vergleich zu den Waits Songs) deutlich wohler und sicherer fühlt. So ergänzt sie sich prima mit Pete Yorn, der ebenfalls nicht besonders gesegnet ist im Gesangsbereich. Interessant ist, das die "neuen" Songs eigentlich schon etwas älter und schon vor Johanssons Debüt entstanden sind.
Nicht ganz auf dem Niveau der flotten ersten Songs müht sich das Duo durch die Countryballade "I Don't Know What To Do". "Search Your Heart" gleicht die mittelmäßige Nummer jedoch schnell aus. Ein gelungene Umsetzung der Trennungsthematik: Johansson und Yorn belagern sich mit wütenden, verletzten Worten ("You Won't Find Another Dummy Wait For You - So Don't Hate The One Who Lives For You - Don't Blame Him For Your Trouble") in einer zuckersüßen, sehr gelungenen Melodie. Wer musikalische Action erwartet ist mit "Break Up" natürlich von Grund auf falsch bedient. Um es cineastisch auszudrücken, haben wir es hier eher mit der musikalischen Umsetzung von "Lost In Translation" zu tun als mit "The Spirit" oder "Die Insel". Einer meiner Favoriten des Albums ist die zügige Nummer "Blackie's Dead". Schon die Strophen sind melodisch absolut gelungen und strahlen eine ganze Menge Popappeal aus. Ein cooles Stück, das auch von den harmonierenden Stimmen der beiden Künstler lebt.
Die musikalische Grundidee des Albums liegt ganz klar im Popbereich. Auf dem Album gibt es kaum sperrige Songs oder vertrackte Melodien zu hören. Alles geht direkt ins Ohr und das meiste bleibt auch für einige Wochen und Monate dort. Nur "I Am The Cosmos" gehört leider nicht dazu und ist für mich der einzige Ausfall auf dem sonst gelungenen Album. Interessanterweise ist das Stück, das einzige, welches nicht von Yorn geschrieben wurde. Es handelt sich einfach um eine weniger gute Coverversion von Chris Bell (Big Star). "Shampoo" erreicht dagegen mit Leichtigkeit wieder die Klasse der ersten Stücke. Musikalisch wurden beide Songs ähnlich umgesetzt, lediglich der Refrain ist zwar poppig, aber deutlich abgebremst. Lyrisch wurde ebenfalls wieder Bezug auf das Hauptthema des Albums genommen: "Here I Go Again - Late For Another Passing Train - Oh The Good Times We Had - Another Morning comes - Left Another Record On - Had A Good Night...Oh".
Als ganz klarer Favorit des Albums hat sich die am wenigsten zugängliche Nummer des Albums herauskristallisiert: "Clean". "There's A Place Around My Heart That You Wish For - When You Pretend It's Never There - What Are You Living For?" - Hier stimmt die Chemie der beiden Akteure. Das hat Gefühl, eine grandiose Melodie, aber vor allem eines: Atmosphäre. Der Song berührt und überzeugt zugleich. Zum Schluß noch eine Akustikballade namens "Someday", die Yorn alleine einführt. Dabei wirkt sein Gesang etwas zittrig und unbeholfen. Daran ändert sich kaum noch etwas, mit Ausnahme der Backing-Vocals von Frau Johansson. Melodisch ist der Song dennoch absolut brauchbar, die eigentliche Freude besteht jedoch darin das Album direkt von vorne abspielen zu lassen und fröhlich "Relator" mitzusingen.
Fazit
Die Wut und Trauer der Trennung ist kaum spürbar, denn musikalisch klingt "Break Up" wie frisches verliebt sein und Schmetterlinge im Bauch. Die Songs selbst sind dafür größtenteils sehr gelungen. Das Album ist verdaulicher als Johanssons "Anywhere I Lay My Head" (nicht unbedingt besser) und besser als die letzten zwei bis drei Soloalben von Pete Yorn.
Anspieltipps
Relator
Blackie's Dead
Clean
Artistpage
Tracks
1. | Relator | |||
2. | Wear and Tear | |||
3. | I Don't Know What to Do | |||
4. | Search Your Heart | |||
5. | Blackie's Dead | |||
6. | I Am the Cosmos | |||
7. | Shampoo | |||
8. | Clean | |||
9. | Someday |
Christian Finck - myFanbase
19.10.2009
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (US): 15.09.2009Veröffentlichungsdatum (DE): 04.09.2009
Genre: Pop, Folk & Country
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