She Wolf

Lange bevor überhaupt der erste Titel oder die Ausrichtung des Albums bekannt wurden, warteten Millionen von Fans auf das neue Album der Sängerin, welche sowohl lateinamerikanische als auch arabische und europäische Wurzeln besitzt. Die Erwartungen waren gigantisch, Shakira hat sich schließlich längst in die Herzen aller Tanz- und Latinbegeisterten gesungen. Als dann der erste Track veröffentlicht wurde, stimmten zwar weiterhin das sexy Image und auch die Tanzeinlagen, aber der Sound löste in vielen Kreisen ein wenig Empörung aus. Was war das? Shakira, was auf Arabisch die Dankbare bedeutet, jault hier zu elektronisch-verzerrten Klängen. Viele Fans waren entsetzt, plötzlich voller Skepsis gegenüber dem neuen Album und vollends enttäuscht. Doch gleichzeitig haben unzählige andere Musikliebhaber Gefallen an den neuen Rhythmen der Unicef-Botschafterin gefunden. Als langjährige begeisterte Hörerin von Shakiras Werken, war ich der ersten Singleauskopplung "She Wolf" auch eher negativ gegenüber eingestellt, doch die spanische Version "Loba" und mehrmaliges Hören sowie die Gesamtheit des gegen jeder Erwartungen doch recht gelungenen und abwechslungsreichen Albums konnten mich wieder versöhnen. "She Wolf/Loba" ist doch ein ganz netter tanzbarer Song mit interessanten, leicht verzerrten Elektroeinflüssen und der unvergleichlichen Stimme des Stars. In spanischer Sprache wirkt er meiner Meinung nach noch etwas intensiver, exotischer und besser.

Auf dem Album befinden sich nur drei spanischsprachige Lieder zzgl. deren englischer Version, was ich sehr bedauerlich finde. Darunter befindet sich auch "Lo hecho está hecho", welches auf Englisch als "Did It Again" aufgenommen wurde. Dieses Lied wirkt zwar ebenfalls auf Spanisch etwas spannender, kann aber vom Rhythmus und Text nicht wirklich überzeugen. Es versinkt einfach in den Unmengen von tanzbaren Elektropopsongs, die in der letzten Zeit von weiblichen Sängerinnen performt wurden. "Why Wait/Años luz" der dritte Track, welcher in zwei Sprachen vorhanden ist, enthält sowohl poppige als auch Folkelemente. Ein paar arabische Klänge, eletronische Verzerrungen, tanzbarer Rhythmus und Shakiras unvergleichliche Stimme machen den Song zu einem gelungenen Mix. Anscheinend hat sich die 1977 geborene Sängerin auf diesem Album stärker mit ihrer orientalischen Seite befasst, denn in "Long Time" spürt man diese erneut. Das Lied ist ein wenig langsamer und geht leicht in Richtung R&B. Ziemlich abwechslungsreich mit indischem, arabischen und lateinmerikanischen Touch und fröhlichem Sound präsentiert sich "Good Stuff". Wieder in das typische Elektropopschema fügt sich "Men In This Town". Es ist ein ganz netter Song, welcher jedoch nur wenig aus der Masse herausstechen wird. Dagegen sorgt das spirituell, orientalisch angehauchte "Gypsy" wieder für frischen Wind und lässt Shakiras Stimme erstrahlen. Wie schon vor Jahren bei "Hips Don't Lie" hat sich Shakira mit Wyclef Jean zusammengetan. "Spy" ist kein Meisterwerk, aber ein eingängiger Song mit Tendenzen des Hip-Hops, R&B sowie Pop. Ein wenig rockiger wird es in "Mon amour". Das Lied erinnert an einige Poprocksängerinnen, wirkt sehr jugendlich und frisch. Er sorgt auf dem Album für Auflockerung und beinhaltet zum Glück mal kein verzerrtes Jaulen.

Es ist sehr schwer, dieses Album zu bewerten, denn einerseits war ich im ersten Moment maßlos enttäuscht, fehlten doch gerade Songs, die Shakiras lateinamerikanische Abstammung verdeutlichen und andererseits habe ich später dann doch einige Tracks des Albums noch zu schätzen gelernt. Deshalb würde ich es im Mittelfeld ansiedeln, da es bestimmt nicht zu den Bestleistungen der attraktiven Latina zählt, aber dennoch auch seinen Reiz hat und gute Unterhaltung bietet. Shakira hat sich eben weiterentwickelt und verändert. Sie zeigt hier verstärkt ihre orientalische Seite und möchte mit Dancehits überzeugen, was natürlich vielen Fans nicht gefallen wird, die gerade die spanischen Hits und tiefgründigen Balladen liebten. Unverständlich nur, dass ausgerechnet Shakira selber letztens in einem Interview meinte, dass der Hüftschwung alleine nicht die Karriere ankurbeln würde, wo "She Wolf" massiv mit anzüglichen Fotos und Kommentaren beworben wird.

Ingesamt also ein Album, an das man nicht zu hohe Erwartungen stellen sollte. Einfach einlegen, entdecken und genießen, dann wird man so manche Juwele finden! Negativ anzumerken ist jedoch noch die geringe Trackanzahl von 12. Eigentlich sind es ja nur neun Songs, wenn man die drei, welche in zwei Sprachen produziert wurden, abzieht. Ein wenig mager, genauso wie die spanischsprachigen Songs und Lieder im Latinstil. Dieses Manko lässt sich auch durch die anderen z. T. guten Lieder nicht beheben und hinterlässt einen faden Beigeschmack. Shakira überzeugt zwar tendenziell auch auf diesem Album und wird bestimmt ihre Popkrone nicht hergeben müssen, aber sie kann mit "She Wolf" nur schwer an viele andere gute Alben des Jahres oder auch ihre eigene Vorgängeralben herankommen.

Fazit

Für Fans ein unbedingtes Muss, alle anderen sollten erst einmal reinhören, um sich ein Bild von Shakiras neuem Stil zu machen. Latinliebhaber werden diesmal wohl lieber zum neuen Album "Mi Plan" von Nelly Furtado greifen, denn mit dieser scheint Shakira die Musikrichtung getauscht zu haben. Eher könnten sich Elektropopanhänger von diesem Album angezogen fühlen. Mein Urteil: Ganz nett, aber leider zu wenig spektakulär!

Anspieltipps

Long Time

Good Stuff

Mon amour

Loba

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