The Ruminant Band
Die Fruit Bats haben es in der Tat nicht leicht: Ständig werden sie mit den Shins verglichen, die genau wie sie bei Sub Pop unter Vertrag stehen. Was vielleicht noch mehr am Selbstbewusstsein knabbert, ist die Tatsache, dass selbst Fruit Bats-Sänger Eric Johnson nebenbei bei den Shins als Keyboarder aushilft. Dennoch hat er Zeit gefunden, mit seiner eigenen Truppe ein neues (immerhin schon viertes) Album aufzunehmen – "The Ruminant Band" heißt es und auch wenn sich einem hin und wieder wirklich starke Gedanken an die berühmten Labelkollegen aufdrängen, zeigt es doch eine eigenständige, talentierte Band, die ein klares Bild davon hat, wie sie klingen möchte.
Würden wir vom Label Sub Pop als Familie sprechen, so wären die Shins der große, hippe, selbstbewusste Bruder, der bei den Familienfeiern immer im Vordergrund steht, von den Tanten verhätschelt wird und nach dem Dessert von allen überschwänglich gebeten wird, doch ein Ständchen zu bringen – eine Bitte, der er nur zu gerne und sehr von sich selbst eingenommen nachgeht.
Ein Blick in die Ecke: Dort sitzt der kleine, von allen nicht so wirklich beachtete Bruder Fruit Bats auf einem Stuhl – er ist wie immer viel zu schüchtern, um sich am Geschehen zu beteiligen. Hinter seinem altmodischen Erscheinungsbild und seinem verträumten Gesichtsausdruck passiert aber eine Menge: Da schwirren Melodien über Melodien herum, gemeinsam mit dem Wissen, im falschen Zeitalter geboren zu sein. Während seine Verwandten also lautstark den beneideten und gleichzeitig bewunderten Bruder bejubeln, beginnt er, leise für sich eben jene Melodien in seinem Kopf zuerst zu summen und dann zu singen – es wäre jetzt zu kitschig, würde man behaupten, dass sich plötzlich alle mit einem Ruck umdrehen und erkennen, welch großes Talent sie jahrelang verkannt haben. Man könnte es vielleicht so sagen, dass die Familie Sub Pop, wie u.a. die Cousins Wolf Parade und Band Of Horses und sogar die griesgrämigen Großonkel Mudhoney, ihr zurückhaltendes Familienmitglied von dieser Vorstellung an mit etwas mehr Respekt betrachtet.
Warum? Weil die vorgetragenen Fruit Bats-Songs von einer wunderbaren Leichtigkeit sind, die ein bisschen altmodisch und gerade dadurch zeitlos anmutet: Hier werden "moderne" Indie-Folk-Pop-Elemente (wie man sie von den Shins her so gut kennt) auf geschickte Weise mit klassischen Beatles-Schemata verbunden. So wartet man bei den flotten Klaviertönen von "The Hobo Girl" und "Being On Your Own" beinahe förmlich darauf, jeden Moment Ringos Stimme zu vernehmen – bis es dann doch Eric Johnson ist, der sich seltsamerweise auch gesanglich nicht wirklich von Shins-Chef James Mercer abhebt.
Im Gegensatz zu den Shins sind die Fruit Bats allerdings nicht ganz so originell und souverän – sie halten sich lieber mehr zurück, gehen bedächtiger und überlegter an die Sache heran, was ihre Musik freilich auch harmloser klingen lässt. Manches Material, wie das nur aus Gitarre und Gesang bestehende "Beautiful Morning" oder der nostalgische Walzer "Flamingo", kommt leider nicht über ein "nett" hinaus. Bei anderen Songs wiederum hat man das Gefühl, dass selbst innerhalb von drei Minuten eine Menge passiert: "The Ruminant Band" beispielsweise ist einfach arrangiert, überzeugt aber auf voller Länge. Auf zwanglose Art und Weise werden verschnörkelte Soli, ein paar einfache Akkorde und Johnsons leicht quengelnder Gesang zu einer kleinen, bescheidenen Indie-Hymne vereint, die man sofort ins Herz schließt.
Auch das bereits erwähnte "Being On Your Own" entpuppt sich als wahrer Glücksgriff: Mit seinem munteren Klavierspiel und einem Refrain, der sich wohl schwerlich wieder aus dem Kopf vertreiben lässt, zeigen Johnson und Co ganz klar, dass sie sich nicht mehr hinter ihrem "großen Bruder" verstecken müssen und sehr wohl das Zeug haben, in der Indie-Pop-Fraktion vorne mitzumischen.
Fazit
Auf ihrem vierten Album kreieren die Fruit Bats einen Sound, der sich sowohl an die Kollegen der Shins als auch an die Musik der Sechziger anlehnt – einfach, aber charmant umgesetzt und vorgetragen ergibt das teils überraschend frische, teils harmlos-nette Songs, die sich auf jeden Fall nicht abnutzen und etwas "Zeitloses" an sich haben. Beim nächsten Sub Pop-Familientreffen sollte es also keinen Grund mehr zum Verstecken geben.
Anspieltipps
The Ruminant Band
Being On Your Own
The Blessed Breeze
Artistpage
Tracks
1. | Primitive Man | |||
2. | The Ruminant Band | |||
3. | Tegucigalpa | |||
4. | Beautiful Morning | |||
5. | The Hobo Girls | |||
6. | Being On Your Own | |||
7. | My Unusual Friend | |||
8. | Singing Joy To The World | |||
9. | The Blessed Breeze | |||
10. | Feather Bed | |||
11. | Flamingo |
Stephanie Stummer - myFanbase
25.10.2009
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (US): 04.08.2009Veröffentlichungsdatum (DE): 07.08.2009
Genre: Pop, Independent
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