Bewertung
Echo & The Bunnymen

The Fountain

Wenn es darum geht, einflussreiche Bands in den Bereichen Postpunk und New Wave aufzuzählen, dauert es nie lange, bis der Name "Echo & The Bunnymen" fällt. Seit 1978 machen Ian McCulloch und Will Sergeant gemeinsam Musik und haben es schon zum Kultstatus gebracht – dementsprechend hoch waren auch meine Erwartungen an ihr elftes Studioalbum. Zugegebenermaßen ist mir bis auf ein paar einzelne Songs die Musik der Bunnymen nicht sonderlich gut bekannt – am Höhepunkt ihrer kreativen Leistungen können sie sich aber schon lange nicht mehr befinden. Denn die Songs, die sie ihrem Publikum mit "The Fountain" präsentieren, sind grade mal Durchschnitt und wirken eher wie ein Abklatsch der Bands, die musikgeschichtlich betrachtet eigentlich den Stil der Bunnymen kopieren sollten.

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Man kann ja einer Band, die es schon so lange gibt, nicht einfach verbieten, weiterhin ihrer Musik nachzugehen – aber dass womöglich irgendwann mal die Luft raus ist oder man nicht genügend Inspiration findet, müssen selbst die Besten einsehen. "The Fountain" fühlt sich genau so an: Textlich meist flach und uninspiriert, musikalisch vorhersehbar und belanglos kommen die meisten Stücke auf dem neuen Album daher. Als die zündenden Ideen nicht und nicht kommen wollten, ist wohl jemand auf Nummer Sicher gegangen und hat sich auf die üblichen, einfach gestrickten Britpop-Muster verlassen. Diese sind teilweise zwar nett anzuhören, bieten aber weder großen Wiedererkennungswert (wenn man von McCullochs angenehmer Stimme mal absieht) noch sonst irgendwelche Eigenschaften, die sie in diesem Genre von den unzähligen anderen Bands abheben würden.

Zu glatt, zu eingängig, zu beliebig – das trifft alleine schon auf den Opener "Think I Need It Too" zu: "Whatever you want / whatever you need / I think I need it too", heißt da der Refrain, der in dieser oder ähnlicher Form wohl schon jedem Songwriter eingefallen ist, bis er ihn gegen eine weniger flache Textstelle ausgetauscht hat. Die nächsten Nummern dümpeln ähnlich dahin, übertrumpfen einander mit uninspirierten Aussagen ("Forgotten Fields": "Some arrive too soon / some leave too late"), klingen vielleicht wie ordentlich gemachte Britpop-Songs, haben aber außer einer anbiedernden Ohrwurmseligkeit nichts zu bieten.

Der erste Höhepunkt kommt erst mit der fünften Nummer, welche auf ironische Art und Weise überzeugt: "Life Of A Thousand Crimes" könnte glatt als Elvis-Costello-Song durchgehen, zeigt aber erstmals, dass Echo & The Bunnymen doch noch über sowas wie Biss und Kreativität verfügen. Auch "The Fountain" hat sein Dasein als Namenspate für das Album nicht unbedingt verdient, darf aber dennoch zu den stärkeren Songs gezählt werden – was wiederum seltsam ist, da hier musikalische Erinnerungen an die Go-Betweens wach werden.

"Everlasting Neverendless" versinkt wieder im Sumpf der Banalität, während "Proxy" durch Klaviereinsatz und einen fröhlichen Refrain gerettet wird. Über so einen rettenden Aspekt verfügt auch die vorletzte Nummer "Drivetime": Hier kommt McCullochs Stimme gut zur Geltung und verleiht dem Ganzen etwas Sympathisches. "The Idoless Of Gods", die obligatorische Klavierballade, reimt sich dafür wieder schamlos durch sämtliche Reim-Lexika und gerät schnell in Vergessenheit. Bis zum Ende dieser Platte hat man auch schon längst wieder vergessen, mit welcher Band man es hier eigentlich zu tun hatte – ein Glück, sonst würde sich die Enttäuschung noch stärker anfühlen.

Fazit

Einige nette Details helfen "The Fountain" nicht darüber hinweg, als Enttäuschung zu enden. Welchen Kultstatus Echo & The Bunnymen auch immer genießen, wie stark sie die Entwicklung vieler Band möglicherweise beeinflusst haben – auf diesem Album ist kaum was davon zu merken: Durchschnittlicher, belangloser Gitarrenpop trifft auf durchschnittliche, belanglose Lyrics und ergibt ein durchschnittliches, belangloses Album. Echo & The Bunnymen haben einfach die üblichen Tricks für eingängige Songs angewandt – das mag sich dann zwar wie ordentlich gemachte Musik anhören, ist aber im Prinzip nur 08/15-Zeug, das kein Mensch braucht. Schade.

Anspieltipps

Life Of Thousand Crimes

Drivetime

Artistpage

Bunnymen.com

Tracks

1.Think I Need It Too
2.Forgotten Fields
3.Do You Know Who I Am?
4.Shroud of Turin
5.Life of Thousand Crimes
6.The Fountain
7.Everlasting Neverendless
8.Proxy
9.Drivetime
10.The Idolness of Gods

Stephanie Stummer - myFanbase
10.11.2009

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