Bewertung
Miike Snow

Miike Snow

Miike Snow! Noch nie gehört? Dabei verstecken sich hinter diesem Projekt tatsächlich zwei Grammy-Preisträger aus Schweden. Auch einige Serienfreunde dürften den Hit "Animal" der Nordlichter bereits aus der aktuellen "Gossip Girl"-Staffel kennen.

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© Columbia Records

Das Artwork mit dem kuriosen Hirschhasen als Hauptdarsteller lässt tatsächlich ein kühles und kalkuliertes Album vermuten. Doch die drei Produzenten Christian Karlsson, Pontus Winnberg und Andrew Wyatt täuschen den Käufer und liefern ein warmherziges, verspieltes Elektropopalbum ab. Karlsson und Winnberg dürften für einige Musikfans jedoch keine Unbekannten sein, denn die beiden haben bereits mit ihrem Song "Toxic" für Britney Spears einen begehrten Grammy bekommen. Miike Snow dreht den Spieß nun um und drängt die Produzenten als Künstler in den Vordergrund. Dabei ist teilweise wirklich interessante Musik entstanden, die sowohl Indie- als auch Pophörern gefallen könnte.

Einer der Höhepunkte des Debütalbums ist die Singleauskopplung "Animal" mit ihrem Reggae-Sound und Karibikfeeling. Der sommerliche Refrain des Stücks eignet sich perfekt als Hymne für die letzten Sonnenstrahlen des Jahres. "Burial" ähnelt dem Opener klanglich, legt aber mehr Wert auf Ruhe und Atmosphäre. Der Song wird durch eine homogene, melancholische Melodie bestimmt, die immer wieder einige experimentelle Akzente setzen kann.

Auch textlich bewegt sich das Album zwischen unsinnig und bildhaft schön. Auf jeden Fall lassen Texte wie: "Misery Is All We Know Lately – Saturday's Are All The Same – Sympathy Is Overrated – Like A Snapshot When You've Lost The Game", viel Spielraum für Interpretationen oder Kopfschütteln.

Als Markenzeichen für den Sound von "Miike Snow" könnte sich der hohe, oftmals verzerrte Gesang von Andrew Wyatt entpuppen. Dessen Stimme hat Wiedererkennungswert und prägt neben den einfachen Klavierakkorden und stellenweise ausufernden Elektrospielereien das Klangbild der Schweden-/US-Kombo. Mit genau dieser Mischung kann das Stück "Silvia" überzeugen. Zu Beginn rückt das Klavier in den Vordergrund, dann setzen langsam Gesang und später sphärische Elektrosounds ein. Das Stück könnte direkt vom Soundtrack von "O.C., California" oder "One Tree Hill" stammen. Leider schwächelt "Silvia" am Ende aufgrund der Überlänge (fast 7 Minuten).

Das Niveau bleibt bis zur Hälfte des Albums hoch. So kann "Song For No One" als Fortsetzung der ersten Stücke mit einem verspielten Feel-Good-Motiv, einer eingängigen Gitarren-Hookline und dem verzerrten Gesang überzeugen. Selbst der überraschende Refrain passt hervorragend in den Kontext. Das wahre Highlight des Albums ist jedoch "Black And Blue", das sich in die Chillout-/Lounge-Sparte einordnen lässt. Zwar ist das Stück von einigen Effekten überlagert, aber der Grundgedanke dient ganz klar dem ruhigen, entspannenden Ambiente. Besonders das Klanggrundgerüst des Klaviers liefert eine tolle Leistung ab – der Rest läuft dann wie von selbst.

Es folgt jedoch der große Wermutstropfen: Das war es mit herausragenden Stücken. Die zweite Hälfte des Albums wird nie aufdringlich mies, liefert aber auch keine Glanzlichter mehr. Songs wie "In Search Of..." oder "A Horse Is Not A Home" wirken oftmals zu übersteuert und aufgeregt.

Am besten Vergleichen kann man die Musik von "Miike Snow" mit einer Mischung aus den Pet Shop Boys, Calvin Harris und MGMT. Zahlreiche Einflüsse aus allen möglichen Genre fließen in die Songs der drei Produzenten ein, deshalb klingt das Album trotz der schwachen zweiten Hälfte überwiegend frisch und einfallsreich.

Fazit

Miike Snow liefern gefälligen 80er-Jahre-Pop mit toller Produktion ab, vergessen aber oftmals den Songs eine Struktur zu geben. Zu entdecken gibt es jedenfalls einiges, die besten Stücke ihrer bisherigen Karriere hat das Trio jedoch für die Popprinzessinnen dieser Welt abgeliefert.

Anspieltipps

Animal

Burial

Black And Blue

Artistpage

MySpace-Profil

Tracks

1.Animal
2.Burial
3.Silvia
4.Song For No One
5.Black & Blue
6.Sans Soleil
7.A Horse Is Not A Home
8.Cult Logic
9.Plastic Jungle
10.In Search Of
11.Faker
12.Animal(Mark Ronson Remix)
13.Black & Blue(Tiga Remix)

Christian Finck - myFanbase
30.11.2009

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