Bewertung
Tori Amos

Midwinter Graces

Nach einer überdurchschnittlichen, wirklich gelungenen Veröffentlichung ("Abnormally Attracted To Sin") beschenkt uns die faszinierende Tori Amos noch ein zweites Mal in diesem Jahr. Pünktlich zum Fest kann Toris Weihnachts-CD "Midwinter Graces" auf den Gabentisch landen.

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Erschreckend muss man feststellen, dass sich neben der Musik, auch die Sängerin selbst sehr verändert hat. Ich habe keine Ahnung, ob und wieviel Botox da im Spiel war, doch das beigelegte Booklett lässt einiges erahnen. Aber widmen wir uns lieber dem wundervollen Weihnachtsalbum der rothaarigen Ausnahmekünstlerin. "Midwinter Graces" enthält zwölf neue Stücke, darunter einige selbst verfasste Titel, zahlreiche Traditionals und bekannte Weihnachtsklassiker. Natürlich verpasst Tori Amos den Liedern ihren markanten und typischen Klang, der wie immer von den Tönen ihres Bösendorfer Pianos bestimmt wird.

Engelsgleich singt sich Tori durch das traditionelle "What Child, Nowell", das dank ihrer Stimme und der dadurch erzeugten Stimmung ein ausgezeichneter Opener ist. Die Orchesterbegleitung ist dabei immer passend und wirkt selten aufgesetzt. Auch John Henry Hopkins Juniors "Star Of Wonder" wird von Amos derartig gekonnt umgesetzt, dass man sich bereits jetzt für jedes Jahr ein solches Album wünschen möchte. Um die Atmosphäre stilecht zu erhalten und nicht ganz in den üblichen Tori-Amos-Wahnsinn abzudriften, ist der Sound immer wieder durch markante Weihnachtsklänge (Schellen, Glocken etc.) ergänzt worden. Fünf Stücke des Albums kommen aus der Feder der Sängerin. Eines davon ist "A Silent Night With You", das charmant und verträumt daherkommt. Einfallsreich und melodisch überragend ist ihre "Snow Angel"-Komposition, die sich nahtlos in den Gesamtkontext einordnet. Zum kleinen Weihnachtstanz lädt die Big-Band-Nummer "Pink And Glitter" ein, während "Our New Year" und "Winter's Carol" etwas zu sehr in die üblichen Tori-Amos-Gefilde abschweifen, die leider nicht sehr überraschend wirken. Grandios ist dagegen das Duett "Holly, Ivy And Rose" mit ihrer Tochter Natashya. Die Stimmen ergänzen sich gut in dem verspielten Traditional. Ein kleiner Geheimtipp ist das für Tori Amos ungewohnt gitarrenlastige "Harps Of Gold", das in dieser Version überrascht.

Tori Amos bekennt sich wieder mehr zu ihren Wurzeln und macht einen Schritt zurück vom kräftigen, stellenweise zu eingängigen Sound der letzten beiden Alben. Sie besinnt sich stattdessen wieder auf ihre Stärken, die ganz deutlich in ihrer Stimme und ihrem Klaviertalent liegen. Im Vergleich zu den schwachen Festalben von Ronan Keating ("Winter Songs") und Bob Dylan ("Christmas In The Heart") geht die Rechnung bei "Midwinter Graces" völlig auf. Dieses Album verlockt dazu es ganzjährlich aufzulegen und nicht nur in den gemütlichen Wintermonaten.

Fazit

Das schönste Weihnachtsalbum kommt in diesem Jahr von Tori Amos. Vertraute Klänge und typische Tori-Amos-Einfälle ergeben ein fantasievolles Saisonwerk, dass weder zu anstrengend noch zu simpel ist. "Midwinter Graces" bekommt von mir die wärmste Empfehlung!

Anspieltipps

What Child, Nowell

Star Of Wonder

Pink And Glitter

Holly, Ivy And Rose

Artistpage

ToriAmos.de

Tracks

1.What Child, Nowell
2.Star Of Wonder
3.A Silent Night With You
4.Candle: Coventry Carol
5.Holly, Ivy And Rose
6.Harps Of Gold
7.Snow Angel
8.Jeanette, Isabella
9.Pink And Glitter
10.Emmanuel
11.Winter's Carol
12.Our New Year

Christian Finck - myFanbase
25.12.2009

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